Störungsserie bei Unitymedia mit verblüffender Ursache

In meiner alten Wohnung war ich 2014 bei Unitymedia. Damals hatte ich eine Störungsserie, die ich bisher noch nicht hier im Blog geteilt hatte. Es war eine Geschichte, die sich über Monate hingezogen hatte. Ich hatte einige Technikereinsätze, und am Ende konnte nichts gefunden werden. Dann bin ich von Unitymedia weg und habe Internet per DSL bezogen. Jahre später wurde etwas in der Wohnung an den Coax-Kabeln erneuert und der Elektroker stellte verblüfft fest, dass die Verkabelung nicht für Hochfrequenz ausgelegt war. Aber der Reihe nach.

Unitymedia hatte damals so einen Modemrouter von Technicolor ausgeliefert. Das Teil sah schon nicht sonderlich seriös aus. Dann war die Software darin extrem beschnitten. Es gab zwar eine Option für einen Bridge-Modus, man konnte die Einstellung nicht speichern. Da die Dual-Stack-Lite nutzen, und das Modem jedem DHCP-Client nur ein /64 Subnetz rausgibt, konnte man auch keinen weiteren Router dranpacken. Das war schon alles ziemlich unbefriedigend.

Dann kamen immer wieder Ausfälle. Der Modemrouter war noch an, man konnte auch die interne Konfigurationsseite aufrufen. Man kam aber nicht ins Internet. Wenn man das Gerät aus- und wieder eingeschaltet hat, ging es aber wieder einige Zeit. Diese Störungen hatte ich dann einige Zeit dokumentiert.

Erster Modemrouter-Tausch

Ich hatte diverse Störungen gemeldet. Dann wurde am 09.04.2014 das Gerät ausgetauscht. Das war deren erste Idee, nachdem sie mit der Fernwartung nichts finden konnten. Und dann gingen die Störungen weiter.

Häufiger ging das Internet nicht. Dann war das Telefon nicht nutzbar. Teilweise fiel auch noch das WLAN aus. Irgendwie hat das alles gesponnen.

Dann kam Ende Juni ein Techniker, der hat die Verstärkeranlage im Keller geerdet. Die Fehler kamen jedoch weiterhin.

Als nächstes habe ich eine Zeitschaltuhr an den Modemrouter gehängt. Immer um 05:00 wurde dann kurz das Gerät vom Strom getrennt und wieder verbunden. Dadurch sollte es eigentlich stabiler laufen. Tat es auch, aber manchmal ist es auch innerhalb von 24 Stunden abgestürzt.

Smokeping

Mir ist das dann alles zu doof geworden, ich wollte mehr Daten haben. Also habe ich Smokeping installiert. Das ist ein Perl-Programm, das regelmäßig andere Server per Ping anspricht und schaut, ob sie online sind. Das ist letztlich zur Überwachung von Servern gedacht, aber damit konnte ich auch den Status der Internetverbindung überwachen. Das Programm speichert auch die Antwortzeit und ermittelt die Varianz aus fünf Anfragen.

Man konnte dann im Normalbetrieb gut sehen, wie die Latenzzeit zum Modemrouter konstant steigt und nach einem Neustart wieder zurückgesetzt ist.

Das sieht schon extrem schlecht aus. Warum wird die Ping-Antwortzeit immer größer? Da stimmte irgendwas echt nicht. Für mich fühlte sich das damals wie ein Speicherleck oder sowas an.

Das ganze konnte man sich dann auch über einen längeren Zeitraum anschauen, das Muster mit den Neustarts klar erkennbar. Das war schon echt gruselig.

Bei akuten Störungen konnte man dann auch gut sehen, dass es ein Problem gab. So hatte ich zum Beispiel hier einfach einen Telefonanruf, der plötzlich abgebrochen war:

Da ist einfach eine Lücke. War vorher die Latenzzeit zu meiner Webseite immer unter 25 ms, kamen dann einfach gar keine Antworten mehr. Schaut man sich noch die anderen Server an, dann hatten die immer gleichzeitig Lücken.

Das lustige war, dass ich am Anfang nur meine eigene Webseite drin hatte. Da hat der Support mir dann erzählt, dass es ja auch eine Störung meiner Webseite hätte sein können. Dann habe ich noch die Webseite von Unitymedia selbst mit reingenommen.

Technikereinsatz

Am 30.08.2014 war dann wieder ein Techniker da. Der schien fähiger als die anderen zu sein. Ich hatte den Eindruck, dass das ein Mann für die schweren Fälle war. Der hatte die Leitung vermessen und die Wandbuchse ausgetauscht.

Danach gab es dann allerdings wieder lange Störungen. Man kann in der folgenden Grafik sehen, wie die Antwortzeiten des Modemrouters (orange) auch auf 50 ms hochgegangen sind, während es Störungen gab. Das Teil war also damit irgendwie ziemlich überfordert.

Die Störungen gingen dann auch gerne über viele Stunden. Und dann aus dem nichts war es wieder da.

Danach war der Techniker noch einige Male da. Es wurde immer wieder die Leitung gemessen, und das Modem getauscht. Irgendwann hatten sie so häufig das Modem getauscht, dass das neue Modem nicht mehr gestartet ist. Danach ging dann gar nichts mehr.

Sonderkündigung

Ich habe dem Vorstand von Unitymedia einen Brief geschrieben, und meinen Frust rübergebracht. Ich habe auch die ganzen Störungen dokumentiert. Sie haben sich dann auf eine Sonderkündigung ohne Anerkennung einer Rechtspflicht überwinden können. Ich war auch zwischendurch noch bei der Verbraucherzentrale, weil es alles so zäh lief.

Dann war ich bei Unitymedia weg und habe mir DSL geholt. Das war auch noch so ein Albtraum. Es fehlte nämlich ein Stück Telefonkabel im Keller. Das ist aber erst dann aufgefallen, als der erste Techniker das anschließen wollte. Ich wusste nicht, wer dafür zuständig ist. Ich habe 45 Minuten bei der Bauherren-Hotline der Telekom verbracht, bis ich dort die Information bekam, dass das der Vermieter machen müsste. Der hat seinen Elektriker geschickt, der hat das auch gemacht. Dann war aber die Steigleitung nicht mit der Wohnung verbunden. Auch da musste ich dann nochmal selbst ran. Das fiel natürlich erst beim zweiten Technikertermin auf.

Aber dann lief das immerhin.

Austausch Buchse

Irgendwann, Jahre später, wurde im Haus das analoge Kabelfernsehen abgeschaltet. Das hat vorher die niedrigen Frequenzen belegt, das Internet war mit Hochfrequenz oben drauf. Das ist auch mit Bandfiltern kein Problem zu trennen. Nun ist das Fernsehen einfach eine weitere Anwendung, die da über das Internetprotokoll läuft. Daher braucht man die tiefen Frequenzen nicht mehr.

In der Wohnung hat jemand dann die Dose ausgetauscht. Und beim Durchmessen ist dem aufgefallen, dass irgendwas nicht stimmt. Er hat die Wand aufgemacht und sich den Verteiler angeschaut. Und siehe da, da war von der Steigleitung einfach ein Adapterstück, an dem dann die drei Zimmer hingen. Die anderen beiden Zimmer haben aber keine Datenleitung, die haben nur analoges Kabelfernsehen. Die Teilstücke und Dosen waren aber weder mit einem Tiefpass, noch mit einem Abschlussstück ausgestattet.

In der Hochfrequenztechnik verhalten sich Kabel ziemlich merkwürdig. Wenn man ein offenes Ende hat, dann werden die elektrischen Wellen dort reflektiert, wie bei einem hängenden Seil oder einem Musikinstrument. Diese Reflexionen kommen dann wieder in die anderen Teile des Kabels, und auch zum Modem. Je nach Dämpfung kann sich so also ziemlich viel Signalmüll ansammeln. Vor allem wird das Modem ein gewisses Echo mitbekommen, das hilft bestimmt nicht.

Der Elektriker hat dann einfach Zwischenstücke eingefügt. Das sollte dann die Hochfrequenzanwendungen deutlich stabiler machen. Ich weiß es nicht, weil ich danach kein Internet über Coax-Kabel hatte. Ich könnte mir aber vorstellen, dass es das gewesen wäre.

Es ist schon ziemlich schwach, dass die ganzen Techniker von Unitymedia das vorher nicht gefunden hatten. Der eine Techniker hatte es ja auch direkt gesehen. Ich will gar nicht wissen, wie viel Chaos in diversen Wohnungen in der Elektrik herrscht.