Schnell reich werden mit Betongoldmethode

In sozialen Medien gibt es immer wieder Werbung von angeblichen Investoren, die ihr Wissen teilen und mit kostenlosen Webinaren die Leute auch reich machen wollen. Das alleine klingt erstmal unseriös, der altruistische Investor?

Einer von denen erklärte dann seine »Betongoldmethode«: Wenn man 10.000 EUR hat, dann sollte man sich eine Wohnung für 100.000 EUR kaufen. Die Vermietet man dann. Und schon bekommt man jeden Monat Geld rein, ohne dass man etwas tun muss. Und noch besser, der dumme Mieter zahlt einem den Kredit ab. Und dann kann man sich direkt die nächste Wohnung kaufen, und findet den nächsten dummen Mieter, der einem Geld schenkt.

Wenn man das so hört, fragt man sich, warum man das nicht selbst auch so macht. Ich könnte mir schon ganz viele Wohnungen gekauft haben, so soll ich es zumindestens glauben. Das Problem hierbei sei natürlich nur meine mangelnde Willensstärke, reich zu werden. Und genau da setze das Webinar dann an. Die Methode sei quasi unfehlbar.

Schaut man sich das ganze aber einmal etwas ausgewogener an, dann kann man zum Beispiel mal Videos wie das von Finanzfluss oder das von Finanztip anschauen. Von beiden Kanälen gibt es auch noch mehr Videos zu dem Thema »Kaufen oder Mieten«. Und da stellt man fest, dass für das eigene Wohnen es kein klares Richtig und Falsch bezüglich Kaufen oder Mieten gibt. Es kommt immer auf die Miete und den Kaufpreis an, die Zinsen für Hypotheken und auch, was der Aktienmarkt auf der anderen Seite hergibt.

Was bei diesen Investment-Influencern gerne verschwiegen wird sind die Instandhaltungskosten von Immobilien. Eine extreme Position ist anzunehmen beim eigenen Haus irgendwann komplett ohne Kosten wohnen zu können. Aber selbst wenn man nichts am Haus repariert oder erneuert, dann muss man noch Grundsteuer zahlen. Steckt man kein Geld in das Haus rein, dann hat man aber nach 40 Jahren ein heruntergewohntes Haus. Anfang des Jahres konnte man selbst solche Häuser noch teuer verkaufen, aber das wird irgendwann auch mal wieder anders sein. Und dagegen wird dann die Miete als rausgeschmissenes Geld angesehen, das sich der Vermieter gierig in die Tasche steckt.

Realistischer wäre es, zusätzlich zu den Raten an die Bank auch noch Geld für Instandhaltung und mal ein neues Badezimmer zur Seite zu legen. Man muss irgendwann die Heizung erneuern oder gar auf Wärmepumpe umstellen. In einer Eigentumswohnung muss man entsprechend Hausgeld bezahlen. Und die Zinsen sind in der Tat rausgeworfenes Geld, das schenkt der Bank.

Wenn man sich den ursprünglichen Rat anschaut, mit 10.000 EUR eine Wohnung für 100.000 EUR zu kaufen, dann muss man noch die Grunderwerbsnebenkosten von grob 10 bis 15 % hinzufügen. Und dann hat man noch mal genug Eigenkapital für die Nebenkosten. Man finanziert also 100 % oder gar 105 %. Das machen die Banken in der Regel nicht mit, wenn man keine andere Sicherheiten hat. Heutzutage mit den höheren Zinsen und der Inflation schon gar nicht mehr.

Dann muss man noch sicher sein, dass man Personen findet, die diese Wohnung auch mieten wollen. Das wird in Ballungsgebieten wohl der Fall sein. Aber da sind die Wohnungen dann teilweise sehr teuer. Man kauft dann vielleicht für 30 oder 35 Jahresmieten ein, alles über 25 Jahresmieten gilt als teuer. Die mietende Person muss dann also schon sehr lange dort wohnen, bis die ursprüngliche Kreditsumme nominal abbezahlt wäre. Allerdings kommen da noch die Zinsen drauf. Wenn die Wohnung dann länger leer stehen sollte, hat man ein echtes Problem. Oder wenn man mit der Miete nach unten gehen müsste.

Der Herr im Video erklärte auch, dass das Geld immer wieder aufs Konto kommt, man müsste nichts dafür machen. Man könnte es einfach ausgeben, im nächsten Monat wäre neues Geld da. Wenn man jetzt aber Miete zur Tilgung einsetzen muss, dann bleibt das Geld ja nicht einfach übrig. Und wenn der Kreditzins über dem Mietzins ist, dann geht die Rechnung auch gar nicht auf.

Ich wüsste gerne, was die Motivation für das Seminar ist. Das soll ja kostenlos sein. Aber vielleicht gibt es am Ende dann noch einen Hinweis auf bestimmte Immobilien, die er gerade empfiehlt. Und die werden dann eventuell durch seinen Makler vertrieben, sodass die Maklergebühren am Ende anteilig bei ihm landen. Oder es sind irgendwelche Schrottimmobilien, die sonst niemand kaufen wollte.

Danach kann man sich noch das kostenlose Webinar zum Steuersparen anschauen. Da gibt es dann ganz viele tolle Tricks, von denen das Finanzamt noch nie etwas gehört hatte. Man fühlt sich dann vielleicht ganz clever, und irgendwann holt es einen ein. Wenn man sich dann nicht rechtzeitig nach Übersee abgesetzt hat, wird es wohl etwas unangenehm.