Sailfish OS im Alltag

So im Prinzip ist das Sailfish OS eine tolle Sache. Linux Kernel und die GUI mit C++ und Qt geschrieben klingt nach einem schönen und schnellen System. In der Realität wirkt jedoch das auf Java basierende Android deutlich stabiler.

Android Unterstützung

Jolla wirbt kräftig mit der Android Unterstützung. Also eigentlich hat man unter Sailfish OS alle Android Apps und noch die Handvoll nativen Apps dazu. Eigentlich. Tatsächlich ist Android nicht vollständig frei sondern enthält noch die Google Mobile Services. Viele Apps benötigen die dann doch:

Es hilft also nichts, dass ich mit Aptoide die App der Deutschen Bahn installieren kann. Die Kernfunktionen gehen auch so, allerdings taucht die Anzeige auch immer wieder auf. Die Schaltfläche bewirkt jedoch nichts, ich weiß nicht so recht, was die eigentlich tun soll. Die Google Mobile Services kann man ja nicht so ohne weiteres installieren, schon aus Lizenzgründen.

Und außerdem finde ich den Google Play Store irgendwie vertrauenswürdiger als irgendwelche Stores wie Aptoide oder den Yandex Store. F-Droid geht noch, weil ich da zumindest glaube, dass die mir nichts böses wollen. Jedenfalls habe ich die DB App und Skype über Aptoide installiert und erhalte dort auch die Updates als APK Dateien, die ich dann noch händisch installieren muss.

Berechtigungen für Apps

Die Funktion, dass man Android-Apps den Zugriff auf das Adressbuch verweigert, geht nur global. Wenn die aktiviert ist, stürzt Skype einfach ab. Somit muss das aktiv sein, damit Skype im Hintergrund aktiv sein kann. Und schon ist die ganze Funktion nutzlos, wenn man der Bahn App keinen Zugriff gestatten will, müsste man Skype abstürzen lassen. Mit Android 6 soll man die Berechtigungen wohl noch feiner einstellen können, so dass dort auch wieder deutlich besser wird.

Sailfish OS hat übringens keine Rechteverwaltung für die nativen Apps. Aber freie Software kann ja per Definition nicht böse sein.

Kalender

Ansonsten hat das CalDAV Backend irgendwie Probleme mit Zeitzonen, so dass sich ein paar meiner Termine um eine Stunde verschieben. Das ist natürlich unpraktisch. Meine Zwischenlösung beinhaltet einfach die Anfangszeit als Text im Titel. Das ist richtig hässlich und sollte eigentlich unnötig sein.

WLAN Sicherheit

Das Eduroam WLAN mit WPA-Enterprise wird zwar unterstützt, jedoch wird das Zertifikat nicht abgeglichen. Ich warte noch darauf, dass mir damit jemand die Zugangsdaten zu meiner Uni-ID klaut. Alternativ dürfte ich halt Eduroam auf dem Gerät nicht benutzen. Inzwischen habe ich ja 4G, damit wäre das schon fast praktikabel.

Android unterstützt das ab mindestens 4.0 sicher mit dem Zertifikat. Dafür haben alte Androidversionen diverse Sicherheitslücken, die auch nicht mehr gestopft werden. Die Updates durch Jolla sind da schon durchaus angenehmer. Diese Unterstützung kann man sich allerdings durch ein Gerät aus der Nexus-Reihe auch holen. Die günstigen Motorola sollen in der Hinsicht ja auch gut sein, Sony versucht es auch mal mit weniger Bloatware.

Fazit

Ich kann total verstehen, warum man einfach kurz durchatmet, die Datenschutzbestimmungen von Google akzeptiert und die die Synchronisierung machen lassen. Dann klappt es auch mit den Zeitzonen.

Auch wenn ich die Navigation außerhalb der Apps mit den Wischgesten sehr angenehm finde, überlege ich mir ernsthaft als nächstes Telefon einfach wieder ein Android mit Google Experience zu kaufen. Mal schauen, wie sich das mit Sailfish OS 2.0 so entwickelt.