Rolle der Stadtbevölkerung beim Gehwegparken

Viele Gehwege sind effektiv schmaler, weil auf ihnen ständig Autos geparkt werden. Dies kann legal oder illegal passieren, in jedem Fall verringert es allerdings die nutzbare Breite. Mich stört das. Was kann ich als Bürger und Privatperson denn dagegen tun?

Schauen wir uns erstmal das illegale Gehwegparken an. Da kann man ganz niederschwellig anfangen und einfach ein Foto davon in sozialen Medien teilen. Dazu noch einen flotten Spruch und man bekommt mit den richtigen Follower*innen bestimmt einige Likes. Allerdings wird das dann eher nur in der Filterblase bleiben. Ob jene Leute, die dort illegal parken, das je sehen, ist sehr fraglich. Und selbst wenn, warum sollten sie ihr Verhalten ändern? Soziale Medien sind voller Empörung, aber außer mehr Aktivität in diesen Medien sehe ich wenig Übertrag auf die reale Welt. Wenn es hilft mit den Emotionen fertig zu werden, kann man das machen. Ich habe das früher auch gemacht, war allerdings irgendwann ernüchtert weil es nichts bewirkt. Daher habe ich das dann aufgegeben. Die etwas altmodische Alternative wäre hier noch einen Leserbrief and die jeweilige Lokalzeitung zu schreiben.

Das nächste ist etwas vor Ort zu machen um auf den Missstand hinzuweisen. Man kann ein »Spucki« kleben. Also eine kleines Kärtchen vom Format einer Visitenkarte mit einer Aufschrift wie »Parkt nicht auf unseren Wegen!«. Dabei muss man dann aber sehr vorsichtig sein es nicht zu fest zu kleben. Ansonsten muss man sich gegen Schadensersatzansprüche wehren. Selbst an der Scheibe kann das schon nervig genug sein. Ich würde das auch lassen, weil es keine sonstigen Konsequenzen mit sich bringt. Dafür exponiert man sich allerdings, was zu ungewollten Konflikten führen kann.

Wenn man den Konflikt sucht, kann man die Leute auch ansprechen. Dabei kann man je nach Typ entweder den Oberlehrer geben und nur auf Widerstand stoßen. Oder man versucht auf die Nachteile für den Fußverkehr empathisch hinzuweisen. Jedoch wird man nur ein »Wo soll ich denn sonst parken?« bekommen, oder ein »Die anderen stehen ja auch so!«, es ist eher sinnlos. Ich hatte das zum Beispiel bei dem Fußballverein in Endenich versucht, da hatte man aber kein Interesse an meinem Anliegen.

Vielleicht hat man aber auch ein generell gutes Verhältnis zu den Nachbar*innen und kann so für freie Gehwege werben. Derartige Verhältnisse verorte allerdings eher in jenen Stadtteilen, bei denen der Parkdruck eh nicht so hoch ist.

Dann gibt es noch Wege die Ordnungskräfte der Stadt zu mobilisieren. Da gibt es zum einen die Möglichkeit der Privatanzeige, die über Weg-Li sehr einfach gemacht wird. Damit kann man schon einen kurzen Abschnitt von geparkten Autos befreien, jedoch kostet es viel Zeit, Energie und auch den Willen mit Nachbar*innen aneinanderzugeraten. Teilweise muss man sich merkwürdige Geschichten anhören, manchmal wird es auch handgreiflich. Generell würde ich davon abraten, weil dann als Zeuge geführt wird. Somit kann die Privatadresse eingesehen werden, teilweise werden die Daten auch schon ungefragt weitergegeben.

Welche Optionen bleiben dann noch? Die sinnvollste Variante bei akuten Behinderungen ist ein Anruf beim Ordnungsamt. Die schicken dann eine Streife und die beiden Ordnungshüter*innen kümmern sich dann um das Problem. Zuerst versuchen sie die Halter*innen zu ermitteln. Geht da keiner ans Telefon, wird durchaus auch abgeschleppt. Man ist da nicht mehr als Zeuge notwendig, die Mitarbeiter*innen der Kommune übernehmen das. Es wird auch nicht gesagt, wer angerufen hat. Zum willkürlichen Ärgern der Nachbarn taugt es natürlich nicht, schließlich entscheiden die Ordnungskräfte selbst, ob eine Ordnungswidrigkeit vorliegt.

Man kann auch auf bauliche Lösungen hinwirken, zum Beispiel mit Pollern. Nicht jede Stadtverwaltung macht da mit, und nicht überall. Dies lässt sich aber durch formlosen Kontakt mit der Stadtverwaltung klären.

Über die Politik kann man versuchen der Ordnungsbehörde mehr Personal zukommen zu lassen, damit sie flächendeckend kontrollieren kann. Das ist dann sehr indirekt, birgt allerdings das Potential für flächendeckende Wirkung. Mit den ganzen Maßnahmen an einzelnen Orten kann man kein grundsätzliches Problem lösen, das man immer wieder bei Stadtspaziergängen finden wird.

Und dann kann man sich noch Interessengruppen anschließen, wie dem Radentscheid, dem ADFC oder dem VCD. Darüber gibt man diesen Gruppen die Möglichkeit noch für eine Person mehr zu sprechen und sich dafür bei der Stadt stark zu machen, dass gehandelt werden muss. Das ist ziemlich langfristig, scheint in Bonn aber so langsam kleine Fortschritte zu zeigen.

Beim legalisierten Gehwegparken muss man an die Verwaltung herantreten. Da kann man nur bitten, dass sie es neu prüfen. Die Anleitung bei wegerecht.org kann da hilfreich sein.

Es gibt also viele Möglichkeiten sich einzubringen. Und dann muss man jene finden, die am besten zu einem passt. Ich bin mit der Zeit vom Konkreten mehr ins Allgemeine gegangen und habe das Gefühl mit meinen Kräften dort besser aufgehoben zu sein.