Radverbindung aus Stücken

Die Radwege am Rhein und der Sieg sind schmal, inkonsistent und vollkommen überlastet. An sonnigen Tagen sind sie erfreulicherweise voller Ausflügler, als Pendlerroute dann aber nicht zu gebrauchen. Anhand der Strecke von Königswinter nach Beuel zeige ich, wie inkonsistent alles ist.

Gestern war ich mit dem Fahrrad auf dem Großen Ölberg und wollte den Rückweg nach Bonn ganz entspannt auf ebener Strecke fahren und nicht wieder im Wald zurück. Wäre ich mit dem Auto zu einem der vielen Wanderparkplätze im Siebengebirge gefahren, so hätte ich einfach die B 42 und später die A 59 genommen. Einfach immer geradeaus fahren, und ich wäre wieder in Beuel. Es gibt für den Autoverkehr also ein solides Streckennetz. Dies können zum Beispiel auch Berufspendler nutzen, die in Königswinter wohnen und nach Bonn rein wollen. Karte von Open Street Map:

Und wie sieht es für die Radfahrer aus? Gibt es dort eine vernünftige Verbindung? Der erste Kandidat ist der Radweg am Rhein. Am Fluss entlang fahren ist ja schöne Sache. Die Radverkehrsführung am Rhein ist furchtbar. Sie ist inkonsistent, die Wege sind viel zu schmal und für die meisten auch nicht klar zu erkennen. Es gibt hinreichend viele verwirrte Leute, sodass man nicht zügig fahren kann. Als Pendelstrecke ist es wirklich mangelhaft, und selbst als Freizeitweg ist es nicht befriedigend.

Nomenklatur

Um den Radweg am Rhein korrekt befahren zu können, muss man einige Verkehrszeichen kennen. Daher hier nochmal die Übersicht.

Zeichen Nummer Bedeutung
237 Radweg, exklusiv für Radfaher*innen, benutzungspflichtig.
239 Gehweg, exklusiv für Fußgänger*innen.
240 Gemeinsamer Geh- und Radweg, gleichberechtigung zwischen Fußgänger*innen und Radfahrer*innen, benutzungspflichtig.
241-30 Getrennter Rad- und Gehweg, Radweg links, benutzungspflichtig
241-31 Getrennter Rad- und Gehweg, Radweg rechts, benutzungspflichtig
242.1 Fußgängerzone, exklusiv für Fußgänger*innen.
1022-10 Radfahrer frei, erlaubt Radfahrer*innen das Befahren von Gehwegen und Fußgängerzonen mit Schrittgeschwindigkeit und besonderer Rücksicht.

Die Menge an Zeichen erscheint mir immer etwas lächerlich. Aber für den Autoverkehr haben wir ja auch innerorts, außerorts, Bundesstraße, Autobahn, Schnellstraße.

Wichtig ist vor allem zu wissen, wo man fahren darf, und wo man fahren muss.

Königswinter

Wir fangen in Königswinter an. Dort hat man das Rheinufer inzwischen zur Fußgängerzone gemacht, Fahrrad frei. Die alten Zeichen 239 und 237 kann man noch auf der Oberfläche sehen, die wurden nicht komplett entfernt. Man darf jetzt also überall fahren, aber mit Schrittgeschwindigkeit.

Kurz darauf endet diese Fußgängerzone. Man sieht, dass der Radverkehr inzwischen nach rechts geleitet wird. Ich quetsche mich also durch das Drängelgitter durch. und wir haben danach ein Zeichen 241-30, also einen getrennten Radweg.

Für ein kurzes Stück später spalten sich die Wege auf, der Radweg bekommt ein Zeichen 237 und verschwenkt nach rechts. Wirklich breit ist der dort nicht, man muss in einer Kette hintereinander fahren.

Hinter dem Spielplatz kommen die Wege wieder näher. Wir sind diese dämlichen Betonsteine los und haben wieder Asphalt.

Der Weg ist aber weiterhin bekloppt schmal, sodass man auch hier wieder nur in einer langen Kette fahren kann. Manche Zeitgenoss*innen verstehen das erst zu spät und fahren dicht nebeneinander. Es ist einfach nur noch nervig.

Niederdollendorf

In Niederdollendorf endet der Radweg dann plötzlich. Dies führt in beide Fahrtrichtungen zu Verwirrung. Die auf dem Bild sichtbaren Radfahrer*innen waren entsprechend verwirrt, der Herr bog ab, die Frau wollte noch weiter geradeaus fahren und musste scharf bremsen und abbiegen.

Wir kommen auf eine Straße, die von den ganzen Ausflügler*innen zugeparkt ist. Durch das ganze Blech bleibt nur noch wenig Platz. Gestresste Radfahrer*innen und verplante Ausflügler*innen treffen aufeinander, es geht (wie immer) nur mit langsamer Geschwindigkeit.

Als nächstes kommen wir auf einen kleinen Platz mit großen Betonplatten. Die haben gefährliche Spurrillen, in die man lieber mit mit dem Fahrrad geraten sollte. Die Sturzgefahr ist nicht so groß wie bei Straßenbahnschienen, muss aber trotzdem nicht sein. Man kann schon erkennen, dass es dann links mit einem Gehweg (Zeichen 239) weitergeht, rechts aber mit einem gemeinsamen Weg (Zeichen 240). Wir haben also keinen exklusiven Raum.

Der Weg hier ist vergleichsweise breit, durch die Rillen jedoch nur vorsichtig zu befahren.

Hinter der Eisdiele warten noch ein paar Poller, dann ist der Radweg zuende.

Es geht auf eine große Kreuzung mit vielen verwirrten Menschen.

Durch die ganzen Stehzeuge bleibt nicht mehr so viel Platz für die Massen an Radfahrer. Ich versuchte einen Meter Abstand zu den Autos zu halten, wurde dann aber nur noch von rechts überholt.

Dann geht es wieder auf einen schmalen gemeinsamen Weg (Zeichen 240). Es gibt noch einen getrennten Gehweg (Zeichen 239) direkt am Wasser. Und auch hier muss man wohl gegen die dümmsten Autofahrer*innen noch Poller anbringen. Man muss einmal genau hinschauen. Zwischen rechtem Poller und großem Stein sind dort so Rasensteine verbaut. Die sind uneben, man kann mit dem Fahrrad dort nicht wirklich langfahren, ohe dass man stürzt. Man muss also immer warten, bis das Nadelöhr frei ist.

Weiter geht es dann mit einem minimal breiteren Weg. Auch hier sind diese gefährlichen Steine am Rand verbaut. Da der Gehweg aber deutlich von diesem entfernt läuft, sind viele Fußgänger*innen hier unterwegs. Nach Zeichen 240 ist das ja auch erlaubt, nur hat man als Radfahrer dann nicht so viel Platz, wie wenn die Fußgänger*innen alle freiwillig am Wasser gehen würden.

Der Gehweg kommt irgendwann näher, somit sind dann auch weniger Fußgänger*innen auf diesem Weg sind. Es bleibt aber weiterhin eng.

Beim Otto-Kranz-Haus ist nochmal so ein Nadelöhr, es nervt einfach nur.

Es folgt eine nicht gut einsehbare Einfahrt. Man ist aber vorfahrtsberechtigt, somit sollte es also nicht zu wild sein.

Weiter geht es mit einem sehr schmalen gemeinsamen Weg.

Möchte man hinreichend Abstand zum Gegenverkehr halten, so fährt man immer wieder gegen Zweige.

Oberkassel

In Oberkassel Endet der gemeinsame Weg plötzlich in einem reinen Radweg (Zeichen 237) und verschwenkt auf einen Parkplatz. Die Kurvenradien sind auch eher für sichere aber langsame Radfahrer gemacht. Wer auch immer das sein soll.

Der Parkplatz bietet dann ziemlich viel Chaos und einen Radweg, der per Konstruktion ständig von Autofahrer*innen überfahren wird.

Hinter dem Parkplatz ist noch ein wilder Parkplatz auf der Wiese, die dann irgendwann nur noch eine braune Matschfläche sein wird. Hinter dem Parkplatz geht es dann mit einem gemeinsamen Weg weiter, ein reiner Gehweg ist noch am Ufer.

Dieser ist hier von so Steinen gesäumt, damit ein Sturz auch wirklich richtig beschissen endet.

Kurz darauf hat man eine nicht einsehbare Verschwenkung. Man muss also sehr langsam fahren, damit kurvenschneidender Gegenverkehr nicht zum Verhängnis wird.

Der Weg führt dann an der Bahn weiter. Die Stützen für die Oberleitungen stehen dort, natürlich rechtssicher gesichert. Trotzdem wird der Weg entsprechend schmal.

Direkt dahinter wieder eine Verschwenkung. Der Weg wird wieder ein gemeinsamer. Der reine Gehweg kommt dort ebenfalls mit rein.

Wir haben jetzt einen breiteren Weg, es gibt aber keinen durchgehenden reinen Gehweg mehr. Der Gehweg führt immer zum Rhein, und dann wieder zurück.

Die zusätzliche Breite wird fleißig zum Fahren nebeneinander genutzt, der Bedarf ist also absolut da.

Ramersdorf

Vor dem Bonner Bogen ist der Weg wirklich üppig breit, mit gutem Belag. Also genau das, was ich gerne durchgängig hätte.

Der endet dann aber in einem Platz mit Kopfsteinpflaster, dem schlimmsten, was man so mit dem Fahrrad machen kann.

Als nächstes gibt es dann drei Wege. Einmal einen Gehweg am Ufer, einen Radweg und dann noch einen Schotterweg.

An dessen Ende kommt wieder Kopfsteinpflaster. Wenn man auf den Schotterweg möchte, so muss man den Radweg kreuzen. Es führt also dort unten zu Chaos.

Und auch oben führt es zu Chaos. Dort gibt es noch einen anderen Schotterweg, der ebenfalls den Radweg kreuzt.

Am Rheinwerk gibt es dann wieder einen getrennten Weg …

… der kurze Zeit darauf wieder zum gemeinsamen Weg wird.

Einmal durch die Senke und wieder hoch auf dem gemeinsamen Weg.

Dann ist man wieder auf einem Platz und muss sich orientieren. Weiter am Rhein entlang führt nach links.

Unter der Brücke gibt es diese Trennung aus Kopfsteinpflaster, man muss sich als Radfahrer hier schon links einsortieren, ohne dies durch Zeichen oder sonstige Führung ersichtlich zu haben.

Dann kommt nochmal so eine tolle Kreuzung in der Rheinaue. Welche der vielen Wege ist jetzt der Radweg?

Hat man den richtigen gefunden, ist dort ein sehr schmaler Weg. Bei Gegenverkehr fahren beide Seiten letztlich fast auf den Randsteinen.

Und dann kommt auch schon die nächste Kreuzung.

Und wieder ein schmaler Weg.

Kreuzung.

Wohin jetzt?

Schmaler weg.

Und wieder eine Kreuzung.

Limperich

Aber jetzt ist wieder alles einfach. Hier ist dann nur noch ein gemeinsamer Weg.

Also bis zur DLRG, da trennt es sich dann wieder.

Und der Weg ist wieder sehr schmal.

Und wieder eine Kreuzung, ab der der Radweg wegfällt. Nicht auf die Pfeile auf dem Boden achten, als Radfahrer möchte man nach links, so wie es auch die weiß-roten Schilder sagen.

Dann also wieder ein gemeinsamer Weg, …

… der sich schon bald wieder aufspaltet, …

… über eine Kreuzung geht, …

… und wieder getrennt ist. Hier ist der Gehweg durch einen Wall getrennt.

Zum Blauen Affen

An der Gaststätte war an diesem sonnigen Sonntag sehr viel los.

Die Leute standen überall herum, und auf dem schmalen Radweg war noch mehr Chaos als sonst schon.

Beuel

Weiter geht es Richtung Beuel, auf getrennten Wegen.

Also nur kurz, dann ist er wieder gemeinsam.

An der Uferpromenade in Beuel endet der Weg dann.

Man hat jetzt als Radfahrer gar keinen gemeinsamen Weg mehr, man muss in Schrittgeschwindigkeit fahren.

Einmal über diesen Platz, …

… dann bekommt man wieder einen Radweg. Also nicht exklusiv, die ganze Fläche ist wohl gemeinsam zu verstehen. Aber die Radfahrer fahren immer rechts, weil dort die Oberfläche am besten ist.

Das ist auch clever, schließlich darf man kurze Zeit darauf nur noch rechts fahren.

Es geht weiter mit Betonsteinen an eine Kreuzung.

Dort darf man nur geradeaus fahren, Fußgänger kreuzen aber.

Dann hat man endlich Asphalt und obwohl es nicht exklusiv ist, hat man da ziemlich seine Ruhe.

Bis zur ersten Kreuzung. Da sind dann wieder Betonsteine und Bäume, die die Einsicht erschweren.

Und die zweite Kreuzung.

Und dritte Kreuzung.

Danach geht es wieder runter, natürlich erstmal mit einer Kreuzung. Immerhin hat man danach einen getrennten Weg.

Das ist auch echt ganz schick, würden sich nicht immer wieder Leute darauf verlaufen.

Und der endet dann auch an diesem Platz. Ab dort nur noch Schrittgeschwindigkeit.

Einmal über den Platz …

… und man hat wieder einen exklusiven Radweg. Man kann gut sehen, wie gut diese Trennung klappt. Die Leute achten nicht auf die Verkehrszeichen. Ich kann es ihnen auch nicht verübeln. In den Niederlanden sind alle Radwege rot, und man kann sie direkt erkennen. In Deutschland gibt es keine Konsistenz, das überfordert jeden, der nicht so pedantisch ist wie ich.

Der exklusive Radweg muss auch gequert werden, um zu den Wiesen zu kommen.

Danach gibt es wieder einen Platz mit vielen Leuten.

Die Trennung von Geh- und Radweg bleibt bestehen. Man kann das auch gut erkennen: links der Gehweg in grauen Betonsteinen, rechts der Radweg in grauen Betonsteinen.

Und dann geht es noch weiter.

Fazit

Wir sind jetzt hier in Beuel-Mitte angekommen. Ich habe jede Kreuzung und Änderung des Radweges fotografiert. Die Anzahl der Übergänge ist extrem unbefriedigend. Die schmalen Wege machen die Abschnitte zwischen den Übergängen auch nicht wirklich angenehm zu fahren.

So schön die Aussicht auf den Rhein auch sein mag, diese Strecke taugt nichts als Pendelstrecke. Schon gar nicht, wenn das Wetter schön ist. Mit dem Auto kommt man allerdings über die B 42 sehr komfortabel von Königswinter nach Bonn rein. Da darf man sich dann nicht wundern, wenn der Anteil der Fahrradpendler noch eher gering ist.