Radfahren oder Laufen zum Bäcker?
Mein Lieblingsbäcker ist ein bisschen entfernt, da muss man schon zehn Minuten laufen. Auf der Entfernung laufe ich morgens aber lieber, anstelle das Fahrrad zu nehmen. Eines Morgens musste es jedoch schnell gehen, und da habe ich das Fahrrad genommen. Obwohl ich es immer aus dem Keller holen muss, war ich damit schneller. Und dann habe ich einmal die Zeit gestoppt um herauszufinden, wie lange das eigentlich dauert.
Das eigentliche Fahren dauert insgesamt vier bis fünf Minuten. Wenn ich die gleiche Strecke zu Fuß gehe, sind das fünfzehn bis achtzehn Minuten. Somit erscheint das Fahrrad klar schneller und ich spare zehn bis vierzehn Minuten.
Aber das ist zu kurz gedacht. Dazu kommt noch die Zeit, die ich das Fahrrad aus dem Keller holen muss. Zusammen mit anziehen von Handschuhen, Mütze und Helm brauche ich gut zweieinhalb Minuten. Zum Abstellen des Fahrrades Zuhause nochmal eineinhalb Minuten. Sind also schon vier Minuten weniger, die ich spare. Dazu kommen dann muss ich beim Bäcker das Fahrrad abschließen, die Handschuhe und Mütze ausziehen, Maske aus dem Rucksack holen. Und nachher wieder das Fahrrad aufschließen, Dinge in den Rucksack tun. Das sind weitere drei Minuten, die verloren gehen.
Es bleibt also ein Vorteil von drei bis sieben Minuten. Dafür ist es aber deutlich mehr zu organisieren, mehr Handgriffe zu koordinieren. Wenn ich direkt nach dem Aufstehen zum Bäcker gehe, bin ich noch nicht ganz wach und diese Handgriffe etwas fordernder als sonst. Daher ist es angenehmer, einfach zu Fuß zu gehen, auch wenn es ein bisschen länger dauert.
Einzelne Nachbarn nehmen für die Strecke sogar das Auto. Das ist in der Tat praktischer, weil man es nicht aufwändig aus dem Keller holen oder beim Bäcker anschließen muss. Somit spart man wirklich Zeit und Aufwand.
Lokal kann man diese Abwägungen machen. Auf die Stadtentwicklung bezogen spart man im Mittel aber keine Zeit, die Wege werden nur länger. In Sankt Augustin Niederberg gibt es keinen Bäcker, die Leute fahren wohl alle mit dem Auto zum Bäcker. Somit sitzen die dann aber wahrscheinlich insgesamt eine Viertelstunde im Auto, haben im Gegensatz zu mir auch keine Zeit gespart. Wäre es dort nicht so gering besiedelt, würde sich auch ein Bäcker in Laufreichweite rentieren können.
Von daher bleibt wohl alles beim Alten: ich gehe weiterhin zu Fuß morgens Brot holen.