Poller

Poller sind eine echte Krankheit im Straßenverkehr. Sie sind fast immer dazu da Autofahrer an Fehlverhalten zu hindern. Sie werden meist gegen illegales Befahren oder Falschparken eingesetzt. Angebracht werden die Scheißteile jedoch auf der Infrastruktur, die sie schützen sollen. Das muss man sich einmal auf der Zunge zergehen lassen: Um den Gehweg für Fußgänger freizuhalten, setzt man Poller auf den Gehweg. Das sieht dann so aus:

Der rechte Gehweg ist jetzt super gegen Falschparker abgesichert. Allerdings ist der vergleibende Gehweg jetzt auch noch schmaler, sodass man mit einem Kinderwagen echt aufpassen muss. Außerdem kann man nicht mehr entspannt zu weit nebeneinander gehen. Ständig muss man entweder hintereinander gehen oder eine Person weicht kurz auf die Fahrbahn aus. Man kann das ganz gut bei den beiden Personen am Ende der Straße sehen, da geht er auf der Fahrbahn, sie geht auf dem Gehweg.

Um die schwächeren Verkehrsteilnehmer zu schützen, werden sie effektiv noch weiter gegängelt. Die Das Ordnungsamt der Stadt Bonn könnte auch einfach besser kontrollieren. Falschparker haben effektiv nichts zu befürchten. Also kapituliert die Stadt und setzt diese Poller dort hin. Angenommen, ich hätte meinen Eltern während der Schulzeit von einem Mobber erzählt, der mir regelmäßig mein Pausenbrot wegnimmt. Wie kann man dann nicht den Mobber angehen? Die Reaktion der Stadt wirkt auf mich als hätten meine Eltern mir den Tipp gegeben mein Brot in Glasscherben zu wälzen, sodass der Typ es mir nicht mehr wegnehmen wolle. Gut, ich hätte es dann auch nicht mehr genießen können, aber immerhin hätte ich es noch. Man könnte die Poller doch auch auf die Fahrbahn stellen, oder?

Durchfahren

Auch beim Durchfahren muss man anscheinend Autofahrer davon abhalten, illegal Feldwege oder Radwege zu befahren. Als Beispiel den Radweg entlang der Sieg. Der ist breit genug, dass man als Autofahrer auf die Idee kommen könnte, dort entlang zu fahren. Die Lösung? Ganz viele Poller!

Und da wurde dann auch nicht einfach nur ein Poller in die Mitte gepackt, sodass Radfahrer links und rechts daran vorbeikommen. Man hat wohl befürchtet, dass besonders dreiste Autofahrer nun links oder rechts an einem mittigen Poller vorbeifahren, und dabei mit den anderen Rädern ins Gras. Klar, da hilft nur noch ein weiterer Poller! Das Problem ist jetzt allerdings die Aufteilung der Breite in drei Segmente. Mit einem Fahrrad außen vorbei fahren erfordert schon Geschick und Sicherheit. Mit einem Anhänger oder Lastenrad geht das nicht. Es gibt allerdings auch nur eine Mitte, sodass bei Gegenverkehr meist beide Personen jeweils außen vorbei fahren, die Mitte bleibt ungenutzt. Dabei kommt es immer wieder zu brenzligen Situationen.

Und auf dem Radweg entlang der Sieg stehen diese Teile immer wieder da, damit bloß niemand auf irgendeinem Teilstück da lang fährt.

Ein anderes tolles Beispiel ist auf der Beueler Rheinseite, das ist beim Bootshaus, ich meine in Oberkassel. Jedenfalls ist dort so ein paar Poller. Dann noch ein fetter Stein. Damit man die Verengung sieht, noch Linien auf der Straße.

Um es ganz offen zu sagen: Weil ein paar Arschlöcher in Autos nicht das Verbot motorisierter Fahrzeuge respektieren wollten, müssen jetzt alle Freizeitradler, Spaziergänger und Fahrradpendler an dieser Engstelle auf den Gegenverkehr warten, werden ausgebremst und schickaniert.

In Meckenheim (der Fahrradstadt) habe ich diese tolle Stelle gefunden:

Dort soll also eine Straße für den motorisierten Durchgangsverkehr blockiert werden, das ist ja nett. Und die Poller dort sind ein modaler Filter, wie überall sonst auch. Aber man hat noch einen Hochbord-Gehweg und eine schmale Fahrspur. Und anstelle den Poller genau in den Übergang zu setzen, hat man zwei in die jeweilige Mitte gesetzt. Wenn man da jetzt mit einem Kinderwagen oder Rollstuhl vorbei möchte, muss man mit zwei Rädern auf dem Hochbord und zwei Rädern auf der Fahrbahn. Danach wieder drauf. Als Radfahrer hat man eine schmale Spur, die mit Lastenrad oder Anhänger wieder viel Geschick erfordert.

Ein Poller in der Mitte hätte von der Breite auch gereicht, mit einem Auto kommt man dort auch nicht durch, ohne sich massiv den Lack am Beet zu zerkratzen oder den Mülleimer zu touchieren. Aber anscheinend wollte man niemanden mit schlechtem Einschätzungsvermögen bezüglich der eigenen Autobreite verlocken dort vorbei zu fahren. Autofahrer werden anscheinend für so dämlich gehalten, dass sie zwischen Pollern mit mehr als 150 cm Abstand probieren durchzufahren. Für mich heißt ein Poller ganz klar: Keine Autos erwünscht. Warum muss man die so eng machen?

Falschparken

Ich habe auch noch viel mehr Beispiele für Poller gegen Falschparker. Aus der gleichen Straße vom Einstiegsbild habe ich noch das hier:

Hier gibt es ganz viel zu entdecken: Ein Auto im Parkverbot, erkennbar an der gezackten Linie unter ihm. Außerdem steht das Auto mit einem Reifen auf dem Hochbord-Gehweg, das ist auch nicht erlaubt. Nun haben sie aber den Poller dort hingestellt, damit der Gehweg frei bleibt. Der macht den Gehweg dort aber so schmal, dass kein Rollstuhl mehr da würdevoll durchpassen kann. Das illegal abgestellte Motorrad hilft kein Stück.

In dieser Straße (und der querenden Röckumstraße) sieht man die meisten Leute auf der Fahrbahn gehen. Die Autos werden auf dem Gehweg abgestellt, da würde ich das auch so machen.

Im Wiesenweg gibt es dann noch dieses grandiose Teil hier. Ist sogar noch nicht einmal in Signalfarbe, das ist nachts dann lustig. Immerhin nur auf dem Gehweg, da können sich also maximal kleine Kinder mit dem Fahrrad dran aufhängen. Wofür ist dieser Poller gedacht? Man kann doch einfach auch so auf dem Gehweg parken, der silberne Mercedes dahinter macht es vor.

In Holzlar habe ich noch diese tolle Kreuzung an der Kautexstraße. Dort wird der Radverkehr von einem gemeinsamen Geh- und Radweg wieder auf die Fahrbahn verschwenkt, mit einem nutzlosen »Schutzstreifen«, und ganz vielen Pollern. Die breite Kreuzung hat sich wohl einfach zu viele Falschparker eingeladen. Gut, dann also in Glasscherben rollen und die Radfahrer sind sicher.

Ausweichen

Schön sind auch noch Fälle, so ein Poller gegenüber von Engstellen plaziert werden. Autofahrer sind häufig zueinander so nett, dass sie einfach mal kurz auf den Gehweg ausweichen, damit der Gegenverkehr nicht wegen einer künstlichen Engstelle abbremsen muss. Hier in Alfter gibt es eine schöne Stelle. Links der Baum, davor noch ein Parkplatz. So wird der Verkehr gebremst. Damit der Verkehr vom Beobachter weg aber nicht auf den Gehweg ausweicht, steht dort ein Poller. Der Gehweg ist jetzt aber noch schmaler, und Alfter glänzt generell nicht gerade durch breite Gehwege.

In Ippendorf findet man diese schmale Straße, die über die Jahrzehnte immer schlimmer geworden ist. Da gibt es inzwischen so eine Insel auf der rechten Seite um den Verkehr bergauf zu bremsen. Die muss natürlich auch mit Pollern geschützt werden.

Und damit beim Weg rauf die Autofahrer nicht auf den Gehweg ausweichen, hat man auch hier wieder Poller montiert.

Dieser Poller ist ziemlich weit in den Gehweg rein. Klar, wenn man mit dem Reifen im Rinnstein fährt, muss noch immer genug Platz für die Außenspiegel sein. Der Platz kommt dann von den Fußgängern, die brauchen den ja eh nicht.

Schluss

Ich finde es wirklich eine Frechheit. Autofahrer halten sich nicht an die Regeln. Und anstelle mit regelmäßigen Kontrollen (Fahrradstaffel der Stadt Bonn, wann kommt die endlich mal?) und saftige Strafen (danke für die Formfehler …) und Umsetzungen/Abschleppungen (das ist der Regelfall!) zu machen, kommen da Poller hin. Es scheint auch bei Autofahrern falsch interpretiert zu werden. So ist überall, wo kein Poller ist, das Parken anscheinend nicht verboten. Somit muss wohl jeder Gehweg und Radweg voller Poller sein, damit man ihn nutzen kann. Und dann will ich ihn echt nicht mehr nutzen.

Das ist wohl diese gegenseitige Rücksichtnahme, von der Autofahrer immer gerne sprechen, wenn es um Interaktion mit schwächeren Verkehrsteilnehmern geht.