Nur zwei signifikante Stellen bei Preisen

Wenn man über Geld nachdenkt, betrachtet man selten die kompletten Beträge bis auf den Cent. Dadurch werden kleine Beträge aber effektiv egal.

Die meisten Preise enden auf Neunen. Ein Stück Kuchen kostet dann 2,59 EUR, ein Brot 4,19 EUR, ein Schokobrötchen 1,19 EUR. Diese Neun am Ende kann man aufrunden, dann haben wir 2,60, 4,20 und 1,20 EUR. Diese Preise enden alle mit Null, weil alle Preise sonst mit Neun enden.

Schaut man sich andere Produkte an, dann findet man eher Preise wie 49,99 oder vielleicht 74,99. Rundet man hier auf, so ist der Preis immer glatt auf 5 EUR. Manchmal ist er auch glatt auf 1 EUR. Jedenfalls hat man selten Centbeträge, die anders als 99 oder 95 sind. Ein Preis wie 38,57 EUR kommt einem ganz krumm vor, so etwas gibt es eigentlich nicht.

Geht man nun ein paar Größenordnungen weiter, nehmen wir Neuwagen. Da habe ich jetzt einfach mal geschaut und 41.300 EUR, 56.200 EUR, 40.500 EUR bei einem Hersteller gefunden. Bei einem anderen Hersteller sind es 24.030 EUR, 29.990 EUR, 27.910 EUR. Das sind in der Tat krumme Preise.

Und noch eine Größenordnung weiter bei Häusern zum Kauf. Da haben wir 499.000 EUR, 1.290.000 EUR, 680.000 EUR, 2.998.000 EUR. Hier sind die Preise wieder ziemlich glatt. Wenn man die ganzen Neunen wegnimmt, hat man 500.000, 1.300.000, 680.000 und 3.000.000 EUR.

Die Preise im Supermarkt und im Immobilienmarkt haben effektiv nur zwei signifikante Stellen, der Rest ist mit Nullen oder Neunen aufgefüllt. Das bedeutet aber auch, dass wir in Preissprüngen entlang dieser signifikanten Stellen nachdenken.

Bei der Villa für 1.300.000 EUR, wie kommt man auf den Preis? Es ist extrem unwahrscheinlich, dass das das Ergebnis einer detaillierten Berechnung war. Eher hat man sich überlegt, das 1.200.000 EUR zu wenig und 1.400.000 zu viel ist. Wenn man jetzt über den Kaufpreis verhandelt, wird man vielleicht noch 1.250.000 EUR vorschlagen. Aber so etwas wie 1.280.000 erscheint schon fast kleinlich bei diesen Beträgen.

Den unterschied zwischen 1.290.000 EUR und 1.300.000 EUR, den ich gerade gerundet habe, sind immerhin noch 10.000 EUR. Bei dem großen Betrag macht das irgendwie nichts, die Preise wirken fast gleich. Aber andererseits sind 10.000 EUR extrem viel Geld, für das man lange sparen muss.

Man mag bei solchen großen Zahlen verleitet zu sein, großzügig zu runden. Aber 10.000 EUR einfach so verschenken würde man auch nicht, wenn man sie isoliert betrachtet. Ich überlege auch immer, ob ich beim Bäcker die 4 EUR für ein Stück Kuchen ausgeben möchte. Für das Geld könnte ich 2.500 Stücke Kuchen kaufen! Das wären 25 Jahre lang jeden dritten Tag ein Stück Kuchen (unter der Annahme, dass man das Geld inflationsgeschützt anlegt).

Wenn man das so betrachtet, sind zwischen 1.290.000 EUR und 1.300.000 EUR eine jahrzehntelange Versorgung mit Kuchen drin. Bei dem großen Betrag fühlt es sich aber nicht so krass an, weil es relativ klein ist.

In Konsequenz müsste man dann aber auch sagen, dass sämtliche Beträge unter 1.000 EUR einfach irrelevant werden, wenn man beim Hauskauf in Schritten von 10.000 EUR denkt. Allerdings können sich diese kleinen Beträge auch wieder summieren, wenn man sie öfters macht. Das Haus kauft man ja einmal, aber man fährt häufiger in Urlaub und geht noch häufiger Essen. Von daher ergibt es dann schon Sinn, auch auf kleinere Beträge zu achten.

Ich nehme jedenfalls mit, dass wir Menschen den Wert von Dingen nur auf vielleicht 5 % genau abschätzen können, genauer können wir das einfach nicht. Und daher bleibt bei großen Beträgen einfach viel Unsicherheit.