Neuer Spiele-Computer
Nach neun Jahren habe ich mir einen neuen Spiele-Computer gekauft. Es ist heftig zu sehen, wie viel mehr Leistung da in der Zeit dazugekommen ist.
Ich bin anscheinend jemand, der Dinge eher länger nutzt. Meinen letzten Spiele-Computer habe ich im Jahr 2015 gekauft. Damals hatte ich grob 800 EUR ausgegeben und so in der Mittelklasse gekauft. Auch wollte ich damals unbedingt ein System von AMD haben, auch wenn deren CPUs nicht so toll waren vor Ryzen.
Das System hielt auch eine ganze Weile, aber bei den neueren Spielen war einfach Ende. Cyberpunk 2077 konnte ich spielen, es war aber sehr ruckelig und es ging nur, weil ich das gewohnt war. Saints Row (2022) ging so mit 40 FPS auf kleinsten Einstellungen. Toll war das nicht, aber okay. Schon damals bei Witcher 3 ging es auch nur so halbwegs gut. Aber Enshrouded ging einfach gar nicht, das Teil wollte mit meiner Grafikkarte gar nicht. Das war dann der Anstoß mir etwas neues zu kaufen.
Damit bin ich dann auch dem Supportende von Windows 10 Ende 2025 zuvorgekommen. Die CPU im alten Rechner, ein AMD FX-8320, wird von Windows 11 nicht mehr unterstützt. Daher war der Rechner auch schon sehr angezählt.
Auswahl der Komponenten
Aber was packt man in einen Spielerechner denn rein? Ich habe mal diverse Spiele, die ich gespielt habe, spiele oder spielen will, gesammelt und die Mindestanforderungen und Empfehlungen bei Steam rausgesucht. Das hier ist die Sammlung:
Spiel | Jahr | Min CPU | Min GPU | Empfohlen CPU | Empfohlen GPU |
---|---|---|---|---|---|
Dishonored | 2012 | Radeon HD 5850 | Radeon HD 5850 | ||
Tomb Raider | 2013 | Athlon64 X2 | Radeon 2600 XT | Phenom II X4 955 | Radeon HD 5870 |
MechWarrior Online | 2015 | Athlon64 X2 6400+ | Radeon HD 5670 | FX-6300 | Radeon HD 7870 |
Witcher 3 | 2015 | A10-5800K | Radeon HD 7870 | Ryzen 5 1600 | Radeon RX 480 |
Cyberpunk 2077 | 2020 | Ryzen 5 1600 | Radeon RX 580 | Ryzen 7 7800X3D | Radeon RX 5700 XT |
Factorio | 2020 | Radeon HD 4850 | Radeon R7 360 | ||
Baldur’s Gate 3 | 2023 | AMD FX 8350 | Radeon RX 480 | Ryzen 5 3600 | Radeon RX 5700 XT |
Hogwarts Legacy | 2023 | Ryzen 5 1400 | Radeon RX 470 | Ryzen 5 3600 | Radeon RX 5700 XT |
Saints Row | 2023 | Ryzen 3 1200 | Radeon RX 480 | Ryzen 7 5800X | Radeon RX 6800 XT |
Enshrouded | 2024 | Ryzen 5 1500X | Radeon RX 580 | Ryzen 7 2700X | Radeon RX 6700 XT |
Ich habe hier bewusst nur die Empfehlungen für AMD rausgesucht, weil ich weiterhin AMD bevorzuge. Bei Nvidia erscheinen mir die Preise einfach etwas überzogen und die Firma auch auf ein faktisches Monopol zuzusteuern. In der Spitzenklasse mag Nvidia mehr liefern können, aber da möchte ich gar nicht hin.
Diese ganzen Produktreihen sind immer ziemlich überfordernd, bis man das System kennt. Das ist witzigerweise bei AMD, Nvidia und Intel komplett analog. Die erste Stelle ist die Generation, die zweite Stelle die Klasse. Dabei ist 9 das »ich habe zu viel Geld« Ultra-Teil. 8 ist schon echt krass. 7 ist eigentlich gut dimensioniert. 6 geht, fängt aber an zu wenig zu sein. 5 ist die Einstiegsklasse. Darunter ist eher so Zeug für Bürorechner. Die Einteilung in die Klassen ist pro Generation anders, zwischen den Herstellern auch nicht so ganz vergleichbar.
Die Nummern sind teilweise etwas anders strukturiert. Bei AMD ist es aktuell das Topmodell die 7900, also 7. Generation und Klasse 9 (von 9). Bei Nvidia ist es die 4090, also 4. Generation und Klasse 9 (von 9). Die füllen immer mit Nullen so auf, dass es vierstellig ist und rund klingt. Die Generations-Zahl wird immer wieder zurückgesetzt, wenn sie 9 überschreitet. Dann kommt ein neues Schema. Außer bei Intel, die machen jetzt fünfstellig weiter.
Man sieht in der Tabelle, dass ein Ryzen 5 wohl ausreichen würde, ein Ryzen 7 aber schon besser wäre. Bei den Grafikkarten sollte es schon mindestens die 5000er, besser die 6000er Reihe sein. Und dann auch mindestens die Leistungsklasse 700. Die 800 finde ich zu teuer. Die Frage ist ja auch immer, in welcher Auflösung man spielen möchte. Mir reicht FullHD total aus. Die Karten gehen bis 900, teilweise 950. Die fetteste Karte aktuell ist die 7900 XTX, wo sie nochmal ein »X« mehr angehängt haben, weil das so ein cooler Buchstabe ist. Wenn ich irgendwann mal etwas benenne, nenne ich das einfach »9999 XXX«, besser geht nicht mehr.
Interessant ist wohl der zusätzliche Grafikspeicher der XT-Modelle. Da hat man dann 12 GB und nicht nur 8 GB. Das wurde mir als sehr sinnvoll empfohlen.
Mit dieser Tabelle im Kopf habe ich dann den Ryzen 7 5700X als CPU und die AMD Radeon RX 7700 XT (12 GB) als GPU. Damit habe ich dann eine ganz aktuelle GPU, die 700er Leistungsklasse. Dazu genug Arbeitsspeicher und Massenspeicher.
Suche nach einem Shop
Den letzten Rechner habe ich selbst zusammengebaut. Das habe ich auch hinbekommen, vielleicht war es auch günstiger. Aber ich war diesmal einfach fauler. Und ich wollte die Gewissheit haben, dass ich im Zweifelsfall einfach das ganze System beim Hersteller abgeben kann, wenn etwas nicht funktioniert.
Nun stellt sich heraus, dass es gar nicht so einfach ist, fertige Systeme mit AMD Grafikkarten zu bekommen. Weder bei Alienware (Dell), Legion (Lenovo) oder Omen (HP) habe ich etwas von AMD gefunden, sie verkaufen anscheinend exklusiv Nvidia-Grafikkarten.
Anstelle die bekannten Hersteller abzusuchen habe ich einmal nach AMD Systemen gesucht. Da habe ich dann CSL-Computer gefunden, die alles mögliche anbieten. Und das auch noch deutlich günstiger als Alienware.
Der günstige von Alienware ist der Aurora R16 mit einer Nvidia RTX 3050. Das ist nicht mehr die neuste Generation und auch nicht meine angestrebte Leistungsklasse. Der mit Nvidia 4060 ist etwas darunter, kostet aber schon 1.629 EUR. Dann gibt es noch einen mit Nvidia 4070 Ti Super, das liegt über meiner Leistungsklasse und kostet auch schon 2.629 EUR.
Nehmen wir mal den mit der Nvidia 4060 für 1.629 EUR als Vergleich. Da steckt als CPU ein Intel i7-14700F. RAM sind 16 GB, ausgeführt als zweimal 8 GB DDR5-5600. Massenspeicher ist eine 1 TB SSD drin. Als Netzteil verbauen sie 500 W und zur Kühlung etwas mit Wasserkühlung.
Nun gehe ich zu CSL-Computer und schaue dort nach einem Computer mit Nvidia 4060. Dann packe ich da die gleiche CPU rein, den gleichen RAM, gleiche SSD. Mit einer Lizenz für Windows 11 Home bin ich dann am Ende bei 1.248 EUR. Somit ist das für wahrscheinlich die gleiche Leistung 381 EUR weniger. Ich weiß nicht, welches Mainboard Alienware verbaut, ob das Netzteil besser ist, die Lüfter leiser sind, das Gehäuse mehr Erweiterungen zulässt. Aber irgendwie passt das nicht so ganz.
Möchte man jetzt die Nvidia 4070 haben, so kostet das bei CSL-Computer einen Aufpreis von 359 EUR, bei Alienware ist der Aufpreis 470 EUR. Hier wird der Abstand nur noch größer.
Bei den anderen Herstellern wie Lenovo (Legion) oder HP (Omen/Victus) scheint das Prinzip ähnlich zu sein. Irgendwie sind die deutlich teurer. Und ich weiß nicht, warum.
Die AMD-Karten scheinen generell etwas günstiger zu sein. Die AMD 7700 XT ist wohl 10 % langsamer als die Nvidia 4070. Während es bei CSL-Computer von der Nvidia 4060 auf die Nvidia 4070 einen Aufpreis von 319 EUR (plus dickeres Netzteil) kostet, so kostet der Aufpreis auf die AMD 7700 XT nur 200 EUR.
Für mich waren dann zwei Dinge klar: Ich fühle mich bestätigt damit, Nvidia für überteuert im Vergleich zu AMD zu halten. Außerdem sind die großen Markenhersteller erstaunlich teuer. Da ich nichts anderes weiß, glaube ich einfach, dass man den Namen so teuer bezahlt.
Der neue Rechner
Ich habe dann bei CSL-Computer ein AMD-System bestellt. Hier einmal der alte und neue Rechner im Vergleich:
Bauteil | Alt | Neu |
---|---|---|
Prozessor | AMD FX-8320 (acht Kerne) | AMD Ryzen 7 5700X (acht Kerne mit Simultaneous Multithreading) |
Arbeitsspeicher | 2× 8 GB Kingston DDR3-1866 ECC | 2× 16 GB Kingston Fury Beast DDR4-3200 |
Grafikkarte | HIS Radeon R9 380 IceQ 4 GB | Sapphire Pulse Radeon RX 7700 XT 12 GB GDDR6 |
Massenspeicher | 250 GB Crucial MX200 SSD, 1 TB Western Digital HDD, 512 GB Samsung Evo 950 SSD | 1 TB Kingston NV2 NVMe M.2 PCIe 2280 SSD |
Mainboard | Asus M5A97 Evo R2.0 AMD 970 | Gigabyte B550M DS3H 1.7 |
Netzteil | Seasonic G Series 550 W 80+ Gold | BoostBoxx 600 W 80+ Gold |
Gehäuse | Bitfenix Neos | CSL Black Hawk |
Betriebssystem | Windows 10 Pro | Windows 11 Home |
Der Rechner kam in einem CSL-Gehäuse. Das hat an der Seite so eine sehr dunkle Plexiglasscheibe, durch die man die leuchtenden Lüfter betrachten kann. Das ist irgendwie herzlich sinnfrei, aber soll mir soweit recht sein. Das Teil steht ja eh unter dem Tisch.
Den vorderen Lüfter sieht man nicht so gut, da muss man eher von hinten reinschauen.
Ich habe den mal aufgemacht und geschaut. Innen sieht es ziemlich ordentlich aus.
Die Grafikkarte ist ein richtig fettes Teil, deutlich größer und länger als die, die ich bisher hatte.
Die GPU ist mit Kabelbindern für den Transport gesichert. Die habe ich einfach drangelassen, falls der Rechner aus irgendwelchen Gründen eingeschickt werden müsste.
Der CPU-Kühler bläst auch zur Seite, und nicht von oben auf die CPU.
Das geht dann direkt in den Gehäuselüfter und nach draußen.
Die Grafikkarte zieht ihre Luft von unten an, da hat sie zwei große Lüfter.
Die pustet die Luft dann auch direkt nach hinten raus und ist somit unabhängig vom warmen Abluftstrom der CPU.
Von vorne saugt noch ein weiterer Gehäuselüfter kalte Luft in das Gehäuse rein, die sich dann zwischen GPU und CPU aufteilen sollte.
Das Netzteil ist nochmal abgedeckt und zieht seine Luft wohl hauptsächlich von unten und gibt sie auch nach hinten ab.
Thermisch sieht das alles ziemlich vernünftig aus, soweit ich das beurteilen kann.
Etwas merkwürdig erscheint, dass die Front geschlossen ist und der Lüfter dort die Luft aus den Schlitzen in der Seite ansaugt. Aber das kann trotzdem noch gut ausreichen.
Die Kabel werden auf der Rückseite des Mainboard geführt, dafür hat das Gehäuse eine Aussparung auf der anderen Seite.
Etwas schade ist allerdings, dass es keine USB-C-Anschlüsse hat. Da ist überall nur USB-A. Das ist dann wohl einfach ein günstigeres Mainboard, was das nicht hat.
Für einen Spielerechner ist das aber okay. Mein Headset mit USB-C schließe ich per Adapter an.
Erste Eindrücke in Spielen
Laut Techpowerup ist die neue Grafikkarte fünfmal so schnell wie die alte Karte. In Spielen merkt man das deutlich. Da, wo vorher die geringsten Einstellungen mit so 40 Bilder/s ging, so geht jetzt auf Ultra-Einstellungen das ganze mit 60 Bilder/s. Je nach Spiel ist die Grafikkarte nur bei 70 bis 90 % Auslastung. Nur bei Enshrouded in einer Steppe mit unglaublich vielen Pflanzen habe ich die Grafikkarte auf Ultra-Einstellungen kurz über die Leistungsgrenze bekommen und es ging auf 55 Bilder/s runter.
Cyperpunk 2077 hatte ich auf dem alten Rechner mit minimalen Grafikeinstellungen und so mit 30 Bildern/s gespielt. Mit dem neuen Rechner geht das auf »Raytracing Ultra« mit 90 Bildern/s. Der Unterschied ist schon ziemlich heftig.
So sieht das auf niedrigen Einstellungen aus:
Die Spiegelungen wirken okay, allerdings ergeben sie wenig Sinn. Aktiviert man dann das Raytracing, so werden die Spiegelungen deutlich präziser. Interessant ist auch der kleine rote Punkt am linken Bildrand auf halber Höhe. Der kommt von der brennenden Mülltonne in der Bildmitte.
Oder an dieser Stelle. Ohne Raytracing ist es wie folgt:
Die Spiegelungen sind okay, aber nicht großartig. Die Schatten sind eher diffus.
Mit Raytracing dann so, die Schatten deutlich härter, die Spiegelungen in den Pfützen viel eindrucksvoller.
Und die Pfütze mit der Reklame ist auch schön. Ohne Raytracing ist es einfach diffus, man erkennt das Rot irgendwie:
Unterhalb davon ist irgendwie etwas gelb-schwarz gestreiftes, das ich aber in der Welt darüber nicht erkennen kann.
Mit Raytracing kann man den Text der Reklame darin erkennen, das gelb-schwarze ist auch weg:
Insgesamt macht der Rechner schon sehr viel Spaß, es läuft deutlich flüssiger als vorher. Andere Spiele sind jetzt überhaupt erst spielbar.
Fazit
Mit der Leistungsklasse des Rechners bin ich voll zufrieden, die Leistung reicht mir aus, den Preis fand ich mit 1150 EUR auch sehr akzeptabel.
Leider wurde der Spaß durch einen Hardwaredefekt getrübt. Der Rechner hält unter Vollast manchmal eine halbe Stunde, manchmal nur fünf Minuten durch. Dann geht er plötzlich aus. Das ist jetzt ein Fall für den Kundendienst von CSL-Computer.