Neue Skizzenbücher
Im Sommer 2022 habe ich angefangen zu Zeichnen. Bisher hatte ich das Papier genommen, was ich noch hatte. Und nun habe ich mir neue Skizzenbücher gekauft.
Ich bin eher der Typ, der mit dem vorhandenen Material erstmal ausprobiert, ob das überhaupt etwas für mich ist. Also erstmal Wandern in normalen Turnschuhen, bevor ich mir Wanderschuhe, Rucksack und Trinkblase kaufe. Oder erstmal mit dem vorhandenen Fahrrad eine längere Tour machen, bevor man weiter Geld dafür ausgibt. Andere Leute kaufen sich erstmal eine komplette Kleiderpalette zum Joggen, gehen einmal Laufen und lassen es dann wieder sein.
Und so habe ich mit Werbe-Bleistiften auf Kopierpapier angefangen. Das klappt auch ziemlich gut. Irgendwann habe ich mir dann weitere Bleistifte gekauft, ich wollte noch weitere als HB. So habe ich mir HB, 4B und 4H gekauft. Mit dem 4H kann ich die Form skizzieren, mit dem 4B die tiefen Schatten einfüllen. Einige Wochen drauf kam noch einer in 8B hinzu, sowie ein Papierwischer und ein Radierstift (rot).
Meine Mutter freute sich an meinem neuen Hobby und fand im Keller noch zwei Malblöcke und ein komplett weißes Buch. Dieses Buch habe ich dann zum Skizzenbuch gemacht, gelernt es nur einseitig zu bemalen.
So habe ich dann drei verschiedene Dinge, den rauen Malblock, das Skizzenbuch und das Kopierpapier:
Die beiden Malblöcke haben ganz andere Rauigkeit im Papier. Das Kopierpapier ist eher fein. Das ist für Bleistift schon in Ordnung, aber Kohlestifte kann man damit nicht sinnvoll nutzen. Der eine Malblock war rau, der andere sehr fein. Ersterer eignet sich super für Kohle, letzterer wäre eher für Wasserfarben interessant. Das Skizzenbuch ist sehr rau, sodass es super für Kohle wäre. Für Bleistifte ist es schon fast zu rau, da hat man immer eine Textur drin, die ich nicht immer haben möchte.
Auch bezüglich der Dicke sind die Papiere anders. Das Kopierpapier hat 80 g/m². Beim Skizzenbuch weiß ich es nicht, also habe ich versucht zu messen. Bin ja Physiker und habe einen Messschieber zuhause. Machen wir mal eine kleine Messreihe:
Papier | Masse / g/m² | Dicke / µm |
---|---|---|
Kopierpapier | 80 | 110 |
Malblock rau | 100 | 125 |
Spiralblock | 100 | 130 |
Dickes Kopierpapier | 120 | 140 |
Skizzenbuch | ? | 170 |
Ungenauigkeit des Messschiebers sind 0.05 mm. Ich habe 10 Blatt Papier gemessen, die Unsicherheit sind also 5 µm.
Dann können wir aus den vier Datenpunkten eine lineare Trendlinie berechnen und bis 170 µm Dicke extrapolieren.
Das könnten also so 155 g/m² sein im Skizzenbuch. Wenn Papier rauer ist, wird es bei gleicher Masse etwas dicker sein. Aber so als Idee ist das schon nicht schlecht.
Das Kopierpapier mit 80 g/m² finde ich okay, aber es könnte schon dicker sein. Die 100 g/m² von dem rauen Malblock fand ich ziemlich gut. Die wahrscheinlich 150 g/m² aus dem Skizzenbuch haben etwas für sich, aber so dick muss es für mich eigentlich nicht sein.
So ein Skizzenbuch funktioniert aber anders als loses Papier. Bei losem Papier habe ich immer nur eine Zeichnung isoliert. Die Blätter muss ich dann irgendwie zusammenhalten, sei es in einem Stapel auf meinem Papier oder einer Mappe. Das Skizzenbuch hat alle Zeichnungen in der immer gleichen Reihenfolge drin. Bei einem Block habe ich die das leere Papier geordnet, die fertigen Zeichnungen sind dann aber abgetrennt.
Somit finde ich unterwegs das Skizzenbuch schon praktischer, weil es alles gebunden hält. Zum Einscannen ist das aber wieder doof, die Zeichnungen scheinen durch und ich muss daher zwischen die Seiten immer Kopierpapier schieben, damit sie das nicht tun.
Vom Format her fand ich das Skizzenbuch mit schmalem A5 auch irgendwie merkwürdig. Es ist zu klein für große Zeichnungen, für kleine Skizzen sind die Seiten dann aber wieder zu groß. Ich habe dann teilweise zwei Zeichnungen pro Seite gemacht.
Nun ist das Skizzenbuch fast zuende, ein Urlaub steht an und ich wollte genug Papier für den Urlaub haben. Auch hatte ich den Eindruck das Hobby jetzt hinreichend etabliert zu haben um mir ein bisschen mehr Material kaufen zu dürfen. Die Wahrscheinlichkeit, dass das jetzt plötzlich aufhört, ist eher gering geworden.
Schreibwarenläden finde ich faszinierend, spannend und beruhigend. Dinge sortieren, abheften, beschriften, markieren finde ich toll. Allerdings finde ich Papier ziemlich schlecht um Informationen zu sortieren. Viel lieber habe ich alle meine Dinge als PDF-Dateien auf dem Computer. Somit habe ich exakt drei Aktenordner für die Originale, ansonsten habe ich nur minimale Schreibwaren zuhause.
Was ich aber brauchte, waren nicht mehr nur Schreibwaren. Der kleine Schreibwarenladen hier im Ort hat seinen Fokus eher auf Schulbedarf, daher gibt es dort war die typischen Malblöcke für die Schule, aber so richtig Künstlerbedarf gibt es da nicht. Den Papierwischer und die Radierstifte mussten sie mir dort schon bestellen. Ich bin dann einmal in einen Kunst- und Bastelladen in der Innenstadt gegangen. Dort haben sie ein ganzes Regal nur mit Skizzenbüchern:
Letztlich gab es dort ein paar Produktfamilien:
- Gebundene Bücher mit dickem Papier (140 g/m²)
- Spiralblöcke mit dem gleichen 140 g/m² Papier ohne Perforation
- Gebundene Bücher mit mittlerem Papier (100 g/m²)
- Entsprechende Spiralblöcke, aber mit Perforation
- Skizzen-Tagebücher mit Linien links, blanko rechts
Die Bücher gab es in diversen Formaten von A6, A5, A4 bis zu Quadrat und noch weitere.
Ich musste mich entscheiden und schaute mir zuerst einmal gebundenes Buch und Ringbuch an.
Das gebundene Buch lässt sich komplett aufklappen, die Fadenbindung erzeugt eine schöne Falz. Das ist beim Zeichnen mit Geodreieck ganz praktisch, weil man es in jedem Winkel halbwegs gut hinlegen kann. Dafür ist es zum Einscannen echt unpraktisch. Das Ringbuch hat immer die Ringe, das ist für das Geodreieck doof. Die Perforation ist aber schon ziemlich toll zum Einscannen, ich kann die Bilder dann rausnehmen.
Da ich schon Erfahrungen mit dem gebundenen Buch aber nicht mit einem Ringbuch hatte, wollte ich einfach etwas neues ausprobieren. Dann war die Frage, ob ich 100 oder 140 g/m² haben will.
Ich habe einige Zeit das Papier gefühlt. Das dickere Papier ist schon schön, aber das mittlere reicht mir eigentlich auch. Vor allem hat nur die Marke mit dem mittleren Papier die Perforation, das ist bei der anderen Marke nicht der Fall. Und ein Ringbuch ohne Perforation ist etwas witzlos.
Somit habe ich mich dann für das Ringbuch mit der Perforation und 100 g/m² entschieden.
Bezüglich der Anwendungen sehe ich das ungefähr so:
Anwendung | Kopierpapier | Block | Spiralbuch | Buch |
---|---|---|---|---|
Unterwegs | Schlecht | Mittel | Gut | Gut |
Mit Geodreieck | Gut | Gut | Schlecht | Mittel |
Einscannen | Gut | Gut | Gut | Mittel |
Aufbewahren | Gut | Gut | Gut | Mittel |
Das Spiralbuch hat zwar einen Nachteil beim Geodreieck, aber es verbindet einerseits die Organisation des Papiers mit der guten Scanner-Kompatibilität. Ein reiner Block ist unterwegs weniger toll weil die Rückseiten nicht so stabil sind. Beim Kopierpapier müsste ich ein Klemmbrett mitnehmen.
Was das Aufbewahren am Ende angeht, bin ich noch unschlüssig. Ich bin froh, meine Originale noch zu haben und so mit verbesserter Scantechnik die alten Bilder erneut einscannen zu können. Und ich habe einen Eckspanner mit losen Blättern, nach Datum sortiert. Und jetzt eben das pinke Skizzenbuch. Mit den Ringbüchern kann ich die Bilder raustrennen und auch in den Eckspanner packen, am Ende bleibt ein leeres Ringbuch. Durch das Skizzenbuch zu blättern hat aber auch etwas. Man sieht so ein bisschen, wie sich mein Zeichenstil verbessert hat, ich mit Übung besser werden. Das hat etwas. Andererseits schaue ich auch gerne die Galerie auf meiner Webseite an, da sind die Bilder chronologisch sortiert und man kann die Vorschaubilder übersichtlich betrachten.
Sobald ich anfange die Bilder aus Ringbüchern zu trennen, habe ich dann plötzliche lose Bilder in Formaten jenseits von A4. Das wird dann irgendwie auch nicht so ganz praktisch. Wahrscheinlich packe ich die einfach in eine Archivbox und schaue mal, wie lange ich die aufheben mag. Oder ob ich irgendwann ausdünne.
Weil ich das Format A5 irgendwie merkwürdig fand, A4 aber ziemlich nett, habe ich mir direkt zwei Skizzenbücher gekauft. Einmal A6 für die kleinen Skizzen und noch eines in A4 für die großen Bilder.
Somit habe ich dann zwei Formate zur Auswahl, aber beides gebunden und somit ordentlich auf dem Schreibtisch. Auch gerade im kommenden Urlaub kann ich dann ganz viele Zeichnungen anfertigen und sie irgendwann in Ruhe zuhause für den Scanner raustrennen.
Das erste Bild habe ich direkt in das kleine Ringbuch gezeichnet, das große Ringbuch war bisher noch nicht dran.
Zeichnen ist ein erstaunlich günstiges Hobby. So ein Ringbuch mit 160 Seiten kostet unter 10 EUR. Ein Bleistift kostet um 1,50 EUR. Man kommt mit drei Bleistiften und einem Radierstift gut aus, teilweise hat man ja sogar noch Radiergummi von der Schulzeit übrig. Somit kann man für 20 bis 30 EUR schon alles bekommen, was man braucht. Und bis man das Skizzenbuch voll oder einen Bleistift verbraucht hat, muss man schon eine ganze Menge zeichnen.
Weitere Erfahrungen
Nun war ich mit den beiden Skizzenbüchern im Urlaub. Dabei habe ich noch ein paar weitere Vorteile festgestellt.
Weil man so ein Ringbuch komplett umschlagen kann, kann das gut auf dem Schoß nutzen. Es ist kompakter als das Buch, ich kann es auch gut im Hoch- oder Querformat nutzen. Beim Umschlagen habe ich auch einen doppelten Deckel, was es noch stabiler macht.
Das Raustrennen ist zum Scannen wirklich gut. So konnte ich dann die ganzen Studien aus dem kleinen Ringbuch einfach rausreißen:
Die sind jetzt eingescannt und in meiner Zeichnungsgalerie sichtbar. Die Originale kommen in die Archivkiste. Das ist sehr praktisch. Allerdings ist es etwas traurig nicht mehr durch das Buch blättern zu können und die ganzen Zeichnungen sehen zu können. Es schafft aber auch Raum für Neues und insbesondere für Ideen, die nicht so gut sind wie der Rest in dem Buch. Damit bleibt es ein Skizzenbuch, in dem ich probieren und lernen kann. So ein Skizzenbuch soll ja gerade kein zusammenhängendes Kunstwerk sein, auch wenn einige Leute gerne ihre Skizzenbücher als Ensemble vorzeigen.
Wie man an dem Auge ganz links sehen kann, fülle ich das kleine Papier manchmal auch nicht komplett aus. Ich brauche beim Zeichnen noch ein bisschen Platz als Reserve, insbesondere auch um das Skizzenbuch zu halten. Von daher ist A6 vielleicht doch ein bisschen klein.