Liegelenker am Trekkingrad

Aerodynamik habe ich beim Radfahren immer wieder unterschätzt. Ich fahre meist mit fast ausgestreckten Armen, und habe dadurch eine ziemlich aufrechte Position. Wenn ich mich nach unten beuge, wird der Luftwiderstand etwas geringer, aber ich hatte zu wenig Kraft dafür. Man sollte sich nämlich im unteren Rücken aufrecht halten, und dann mehr Druck in die Pedale geben. Mit den Armen sollte man sich nicht abstützen. Weil mir aber die Kraft im Rücken fehlte, habe ich mich dann noch mehr abgestützt, sodass es dann die Arme überlastet hat.

Seit ich aber Krafttraining mache, ist der Rücken spürbar stärker. Und somit konnte ich die gebeugte Haltung ausprobieren und war überrascht, welchen Unterschied das macht. Weil ich aber weiterhin nicht gerne so gebeugt hänge, hielt ich einen Liegelenker für die Lösung. Also habe ich einen bestellt:

Das ganze hatte bei der Montage erstmal zwei praktische Probleme: Zum einen habe ich viel Zeug an meinem Lenker, das andere ist die Dicke des Lenkers. Im folgenden Foto ist mein Lenker zu sehen. Da ist der Tacho, und die Halterung für die Kamera. Auf der linken Seite ist noch ein bisschen Platz, da kommt bei Bedarf das Handy drauf.

Nun musste ich das aber abmontieren, damit der Liegelenker passen kann. Das andere ist, dass der Lenker nur in der Mitte so dick ist, und dann schmaler wird. Der Liegelenker war aber für den großen Durchmesser konzipiert, musste also ziemlich in die Mitte.

Fertig montiert sah es dann so aus:

Ich bin dann eine kurze Tour gefahren und habe das mal ausprobiert. Es ist schon eine heftige Erfahrung gewesen, im positiven und negativen. Durch die extrem tiefe Haltung hatte ich zum einen weniger Luftwiderstand, aber auch einfach mehr Kraft. Durch den gebeugten Oberkörper ist mehr Druck in die Pedale möglich. In Kombination sind viel höhere Geschwindigkeiten bei gleicher Anstrengung möglich.

Nach einigen Minuten habe ich aber auch gemerkt, dass ich diese Haltung nicht gewohnt bin und ich zwar nun die Kraft einbringen kann, die Kraftausdauer aber (noch) nicht habe. Das wäre also noch viel Trainingspotential.

Das wirklich große Manko für mich ist allerdings die Haltung der Arme. Die Ellenbogen mussten relativ weit zusammen sein, weil die beiden Hälften sehr mittig montiert werden mussten. Dadurch musste ich Schultern vorne zusammen nehmen. Das ist gerade jene Haltung, die ich mir durch eine geteilte Tastatur und Krafttraining abgewöhnen möchte. Wenn ich also versuche aktiv gegen diese »Schildkrötenhaltung« zu arbeiten, sie auf dem Fahrrad aber wieder habe, dann habe ich nichts gewonnen. Der Liegelenker lädt ein, noch über den Oberkörper mehr Druck in die Beine zu bringen. Mit der schlechten Haltung in den Schultern habe ich mir aber schnell den Nacken verspannt. Und diese Verspannung hielt sich dann noch relativ lange.

Vielleicht ist das etwas, das mit der Zeit besser werden würde. Aber ich fürchte, dass ich eher einen schulterbreiten Lenker brauche, damit meine Haltung nicht furchtbar krampfig wird. Und die habe ich mit den Lenkerhörnchen schon ein bisschen. Ich muss jetzt nur aktiv lernen, mich tief nach vorne zu beugen, ohne mich auf die Arme zu stützen. Das ist Arbeit und hart, aber besser als Nackenschmerzen für ein paar km/h mehr.

Eine andere Option wäre natürlich noch ein Renn-, Cross- oder Gravelrad zu kaufen. Die sind schneller, aber für die 40 km ins Büro nicht alltagstauglich genug. Ich brauche definitiv Lichtanlage und Gepäckträger. Und dann bin ich bei einem Randonneur, das bei Rose zum Beispiel 2200 EUR kostet. Und aktuell sehe ich nicht ein, mir ein zweites Fahrrad zu kaufen, das so viel Überschneidung mit meinem Trekkingrad hat.