Laub-Dünger-Kreislauf

Früher, als man die Natur noch sich selbst überlassen hatte, da haben Laubbäume noch ungestört von Gartenbauern ihre Blätter fallen lassen können. Die wurden dann auf dem Erdboden von Pilzen zersetzt und die Nährstoffe aus den Blättern fanden ihren Weg wieder zu den Baumwurzeln, sodass der Baum damit neue Blätter wachsen lassen konnte. Der Kreis des Lebens, Hakuna Matata.

Allerdings kann das dieses Modell im freien Markt nicht einfach so bleiben, den Blättern muss ein Wert zugeteilt werden. Die Pilze werden nicht für die Arbeit bezahlt, der Baum muss nichts für die Nährstoffe bezahlen. Und es wird sogar noch CO₂ in den Blättern gebunden. Das hat ganz viel Verbeserungsbedarf.

Zuerst muss man den herumliegenden Blättern einen negativen Wert zuordnen. Sie sind Dreck, der entfernt werden muss. Laub macht den Rasen kaputt, sorgt für rutschige Gehwege (das ist wirklich ein Problem), und sieht so unordentlich aus. Also stellt man ganz viele Gärtner an, die mit Laubbläsern das Laub zusammentreiben und dann in große Gebinde einladen. Dies könnte eine Biotonne sein, oder ein Anhänger des Unternehmens. In jedem Fall wird das Laub dann abtransportiert und findet auf natürlichem Wege nicht mehr zurück zum einem Baum in der Nähe.

Der Biomüll mag in Ausnahmen kompostiert werden, wird häufig aber verbrannt. Somit wird das gebundene CO₂ in die Atmosphäre gegeben, und die ganzen Nährstoffe und vor allem Nitrate gehen auch verloren. Aber das ist ja kein Problem, die Bäume hatten ja schon ganz viel Vorarbeit geleistet und viel Erdöl erzeugt. Das pumpen wir aus der Erde und erzeugen daraus dann Mineraldünger, der wieder diese Nährstoffe enthält. Diesen Dünger können die gleichen Gartenfirmen dann wieder zu den Bäumen bringen, damit die auch gut wachsen können. Ein Teil des Erdöls wird dann auch direkt für die Tankschiffe genutzt, einen anderen Teil für das Benzin der Laubbläser. Und ein weiterer Teil wird als Schmieröl in das Benzin der Zweitaktmotoren gemischt.

So haben wir ganz viele Arbeitsschritte erzeugt, für etwas, das sonst auch einfach so funktioniert hätte. Neben der ganzen Arbeit für Gartenunternehmen, Raffinerien, Tankschiff-Redereien, Ölfirmen, Laubbläser-Bauer, Tankstellen, Müllverbrennungsanlagen, Fahrzeugbauer, Düngerhersteller und Gartencenter erzeugt es auch noch diversen Feinstaub, Lärm und nimmt gleichzeitig überwinterungswilligen Igeln die Schlafplätze. Aber auch das schafft nur noch mehr Bruttosozialprodukt bei Tierschützern, Ohrenstöpsel-Produzenten und Lärmschutzfenster-Herstellern.

Analog zu den Nordseekrabben, die in Marokko gepult werden, schafft man hier einen Wirtschaftskreislauf, der viel größer ist als das, was wirklich nötig wäre: Jemanden, der mit einem Rechen oder Besen das Laub vom Gehweg zurück unter den Baum kehrt.