Kontinuierliche Extraktion mit MSCI World

Man sagt, dass man jedes Jahr 4 % aus einem Aktienportfolio ziehen kann, ohne dass es weniger wird. Stimmt das? Und geht eventuell auch mehr?

Das habe ich mir mit den historischen Daten vom MSCI World angeschaut. Zuerst schauen wir uns die relative Wertentwicklung seit dem Start des Index an.

Man kann dort sehen, dass sich der Wert des Index um einen Faktor 90 entwickelt hat in den letzten 40 Jahren. Das ist eine Entwicklung von 12 % pro Jahr, schon wirklich krass!

Wenn man jedes Jahr 4 % der Anteile verkauft, so sinken natürlich die Anteile, die man hält. Angenommen, wir fangen mit genau 1,0 Anteile an. Dann entwickelt sich das, unabhängig vom Kurs, so:

Da der Wert der Anteile aber steigt, ist der Wert des Portfolios aber weiterhin steigend, wenn auch nicht mehr um einen Faktor 90. Vielmehr sehen wir grob einen Faktor 16 über den Zeitraum.

Wir können auch die Menge an Geld betrachten, die wir extrahieren können, gemessen an dem ursprünglichen Kaufpreis für das Depot. So erhalten wir über den Zeitraum das zwölffache Geld aus dem Depot, und das Depot versechzehnfacht seinen Wert dabei.

Wir können das ganze noch anders betrachten, und zwar für verschiedene Startzeitpunkte bis jetzt, und mit verschiedenen Extraktionsanteilen. In der Grafik dargestellt ist der relative Wert des Portfolios zum heutigen Zeitpunkt.

Man kann dort sehen, wie höhere Extraktion zu weniger Wert am Ende führt. Und für die meisten Startzeitpunkte liegen die meisten Farben über der Schwelle von 1,0. Jedoch gibt es Startzeitpunkte, bei denen viele Linie unter 1,0 liegen, das Depot also Wert verloren hat. Bei der Linie von 5 % Extraktion liegt der Restwert jedoch ganz knapp über 1,0; man verliert also nur wenig Wert durch die Extraktion. Bei 4 % ist man aber auf der sicheren Seite, dort verliert das Depot nie an Wert.

Man kann diese 4 % aus der Regel also in den Daten finden. Phasenweise mag auch mehr möglich sein, aber da ist jedenfalls ein guter Richtwert.

Zieht man immer nur einen festen Wert heraus, also beispielsweise 4 % des Anfangswertes, so sorgt der Wertzuwachs dafür, dass man immer weniger Anteile verkaufen muss. Dadurch entnimmt man am Anfang noch Wert, jedoch sorgt das exponentielle Wachstum für einen derartigen Wertzuwachs, dass die Extraktion letztlich nur noch am Wert kratzt, ihn aber nicht mehr deutlich reduziert.