Kommunalwahl NRW 2020

Ich habe bei der Kommunalwahl NRW 2020 geholfen. Ein Tagesbericht.

06:00 klingelt der Wecker. Inzwischen geht das ziemlich gut. Um 06:30 wollte ich Brötchen holen. Draußen stellte ich aber fest, wie kalt es war. Also nochmal hoch. Und vor dem losfahren fiel mir noch ein, dass meine Alltagsmaske fehlte. Also ein zweites Mal hoch.

Um 06:37 stellte ich verärgert fest, dass die Bäckerei Klein Sonntags erst später öffnet. Dann schaute ich doch besser nach, bevor ich jetzt zum nächsten Bäcker fahre. Gruhn? Nein. Voigt? Nein. Kamps? Ja! Also um 06:47 Ankunft dort. Aus dem Ladenlokal kam gerade ein für Poppelsdorf typischer Kunde und ging zu seinem in zweiter Reihe, leicht versetzt zu einem freien Parkplatz, geparkten Mercedes SL. Der Herr setzte sich in sein mattgraues Auto, deaktivierte den Parkblinker und erfreute alle bis zu diesem Zeitpunkt möglicherweise noch schlafenden Anwohner mit dem markanten Motorgeräusch des 63ers. Parallel dazu suchte ich nach einer freien Fahrradabstellanlage. Fast alle Stellplätze für KFZ und Fahrräder waren belegt, wohl durch Anwohner. So muss man sich auch nicht wundern, wenn die ganze Laufkundschaft immer in zweiter Reihe parken muss.

Auf dem Rückweg sprach mich noch jemand an, der an einer Bushaltestelle saß, fragte ob ich etwas Zeit für ihn hätte. Hatte ich nicht, aber man sieht wieder, wie kommunikativ man auf dem Fahrrad doch ist. Dem Herrn in dem lauten Auto wäre dieses Lerngeschenk wohl entgangen.

Um 07:00 war ich dann wieder Zuhause, ab 07:30 auf zum Wahllokal. Ankunft beim Wahllokal um 07:45. Die Vorbereitungen liefen schon. Gerade durch die ganzen Hygienebestimmungen war noch viel zu tun. Um 08:05 kam dann auch schon der erste Wähler. Ab da ging es dann eigentlich bis zum Schichtwechsel in der Mittagspause so weiter, wie es das halt bei Wahlen tut.

Es gab insgesamt vier Wahlen, mit je einem Stimmzettel:

  1. Rat
  2. Bezirksvertretung
  3. Oberbürgermeister
  4. Integrationsrat

Jeder Wähler bekommt die ersten drei Stimmzettel. Manche auch noch den vierten, mit einem Briefumschlag. Die Wahl zum Integrationsrat wird getrennt und zentral ausgezählt. Zusätzlich hatten wir noch einen statistischen Wahlbezirk, also bekommen für die Bezirksvertretung die Wähler noch einen Stimmzettel, der nach Geschlecht und einer von sechs Altersgruppen kodiert ist.

Für die Wählenden war das häufig kompliziert. Zwei Beisitzerinnen haben die bis zu vier Stimmzettel von fünfzehn Stapeln ausgeteilt. Dabei immer wieder erklärt, dass nur der eine Stimmzettel in den Umschlag soll, aber alle in die Wahlurne. Dann reicht für mich als Schriftführer die Wahlbenachrichtigung, aber viele Leute wollen mir den Ausweis geben. Das ist sehr zuvorkommend, aber ich würde den Leuten die Mühe gerne ersparen. So ein kleines Video wäre wohl ganz hilfreich. Aber am Ende sind so wenige Wähler da, dass es kein Problem gibt.

Viele Wähler haben keine eigenen Stifte mitgebracht. Wir haben Kugelschreiber, die nach Benutzung desinfiziert werden. Ich bin aber nicht so überzeugt, dass das klinisch wirklich effektiv ist, wenn man nur kurz sprüht und dann direkt wischt. Die Wähler nutzen meist nicht die ausstehende Handdesinfektion. Die meisten befeuchten die Hände nur kurz und lückenhaft, wischen direkt wieder ab. Einzelne haben sich richtig nach Norm die Hände desinfiziert, wahrscheinlich arbeiten die im medizinischen Bereich.

Diesmal wollte niemand ein Muster-Stimmzettel mitnehmen, keiner hat rebelliert. Alle hatten eine Maske auf, sehr praktisch. Interessanterweise hätten wir auch niemanden von der Ausübung seines Wahlrechtes abhalten können. Dann hätte vielleicht die Polizei mit dem draußen wählen können, aber so viel Hausrecht gibt es dann doch nicht. In diesem Sinne schon eine sehr schlechte Diktatur.

Mittags gab es dann die Übergabe, da macht dann die zweite Hälfte des Teams weiter. Mein Stellvertreter ist auch schon einige Wahlen dabei gewesen, daher ging das alles problemlos.

Am Ende hatten wir dann vier Dinge auszuzählen. Das lief auch recht routiniert ab. Ich habe die Häkchen im Wählerverzeichnis gezählt, die anderen haben die ganzen Stimmzettel nach den Wahlen sortiert. Man bildet dann Stapel von 10, damit man die Gesamtmenge einmal hat. Dabei muss dann alles doppelt gezählt werden, schließlich haben manche Stapel dann 9 oder 11. Nachdem wir das alles fertig hatten, passten auch die Zahlen. Einzig ein Stimmzettel für die OB-Wahl fehlte. Wir haben angenommen, dass jemand den hellgrauen Stimmzettel zusammen mit dem weißen Stimmzettel für die Integrationsratswahl in den Briefumschlag gesteckt hatte.

Danach haben wir Wahl für Wahl ausgezählt, nach Parteien sortiert. Sobald eine Wahl ausgezählt war, habe ich das ganze in meiner Tabellenkalkulation eingetragen um es auf Konsistenz zu prüfen. Danach wird es dann telefonisch per Schnellmeldung an das Wahlamt durchgegeben.

Insgesamt war es eine sehr langweilige Wahl, es gab keine besonderen Vorkommnisse. Und in zwei Wochen müssen wir alle nochmal zur Stichwahl dran.