Kein Linksabbiegen in den Boeselagerhof mehr

In Bonner Zentrum wird aktuell viel umgestellt, unter anderem ist die Rheingasse jetzt eine Einbahnstraße für den Autoverkehr. Und man hat nur einen schmalen Radfahrstreifen angelegt, dafür direkt zwei Fahrstreifen für den motorisierten Verkehr. Aber man hat hier die Linie durchgezogen, sodass man nicht mehr wie gewohnt mit dem Fahrrad in den Boeselagerhof links abbiegen und zur Kennedybrücke kommen kann. Das ist eine massive Verschlechterung für den Radverkehr.

Vielleicht ist das gar nicht so gemeint, und man hat nicht so recht nachgedacht. Oder das Tiefbauamt hat hier etwas umgesetzt, das so nicht gewollt war. Keine Ahnung, wichtig ist nur die wahrscheinlichste Zuständigkeit. Das könnte hier das Tiefbauamt sein. Oder die Verkehrslenkung. Oder das Stadtplanungsamt. Ich versuche es mal beim Tiefbauamt.

E-Mail an tiefbauamt@bonn.de am 07.06.2022

Sehr geehrte Damen und Herren,

die Rheingasse ist inzwischen so mit gelben Markierungen versehen, dass der MIV nur noch nach Westen fahren kann, für den Radverkehr ist ein schmaler Radfahrstreifen nach Osten vorgesehen. Früher konnte man mit dem Fahrrad nach links in den Boeselagerhof abbiegen und so zur Kennedybrücke nach Beuel kommen. Aktuell ist diese Linie durchgezogen, man darf dort anscheinend nicht mehr links abbiegen.

Das ist eine massive Verschlechterung für den Radverkehr und widerspricht der Öffnung der Rathausgasse für Radverkehr in Gegenrichtung. Ist das absichtlich so markiert, oder fehlt hier eine Unterbrechung der Abgrenzung des Radfahrstreifens?

Mit freundlichen Grüßen

Martin Ueding

Am 16.03.2022 bekam ich eine vielsagende Antwort aus dem Tiefbauamt:

Den Planungen zu entnehmen ist hier das ein abbiegen über 2 entgegenkommenden Spuren nicht sinnvoll ist, auch wenn es zur Erreichung der Kennedybrücke sinnvoll ist. Da es sich hier nur um eine Testphase handelt um den Verkehr besser ableiten zu können besteht hier im Moment kein Handlungsbedarf da die Markierungen bald wieder entfernt werden.

Mit »Verkehr« meint das Tiefbauamt hier natürlich den MIV. Und weil es ja nur ein Experiment ist, darf man hier den Radverkehr schlechter stellen. Wo ich alternativ hätte fahren können, wenn die Verbindung doch so sinnvoll ist, hat der Mitarbeiter mir auch nicht mitgeteilt.

Also nochmal hinschreiben.

E-Mail an Tiefbauamtsmitarbeiter am 13.06.2022

Sehr geehrter Herr […],

mit »Verkehr besser ableiten zu können« ist offensichtlich nur der MIV gemeint, der Radverkehr scheint als Verkehrsart noch nicht so ganz beim Tiefbauamt angekommen zu sein.

Wie soll denn der Radverkehr zwischen Rathausgasse und Kennedybrücke geleitet werden? Ich habe keine Ausschilderung einer Umleitung gesehen. Man stellt erst in der Rheingasse fest, dass man nicht mehr links abbiegen kann. Soll man dann bis zum Ufer, dort wenden, und wieder hochfahren?

Mit freundlichen Grüßen

Martin Ueding

In der Antwort ordnet der Herr die Maßnahme in den größeren Zusammenhang mit dem breiteren Fahrradstreifen entlang der B 9 Belderberg ein.

[M]an muss nicht zwangsläufig in den Boeselagerhof abbiegen um die Kennedybrücke zu erreichen. Durch die vom Tiefbauamt erstelle neue breite Markierung auf dem Belderberg ist eine Erreichbarkeit gewährleistet. Die Verkehrssituation wird voraussichtlich noch 4 bis 6 Wochen so bestehen bleiben.

Eine Umfahrung der Linie ist aus unserer Sicht für diese Zeit hinnehmbar, da diese durch Verbesserungen am Rheinufer einhergehen. Die gelbe Markierung ist auch nur wegen den Verbesserungen für den Radverkehr in diesem Bereich aufgetragen worden und dient hier dem Unfallschutz.

Das ist schon soweit in Ordnung, man man erst geradeaus und dann links und rechts, oder erst links, dann rechts und geradeaus fährt, macht keinen großen Unterschied. Durch den breiten Radstreifen müsste das auch angenehm sein. Ich lese auch durchaus ein bisschen Trotz heraus, weil ich vorgeworfen habe, dass sich das Tiefbauamt nicht hinreichend um den Radverkehr kümmert.

Problematisch ist hier allerdings die mangelnde Beschilderung, man sieht es ja erst zu spät. Das habe ich dann in einer weiteren Antwort noch geschrieben:

E-Mail an Tiefbauamtsmitarbeiter am 13.06.2022

Sehr geehrter Herr […],

über Belderberg und Berliner Freiheit ist es in der Tat eine sinnvolle Alternative. Diese sollte dann aber auch, analog zu den überall angebrachten Hinweisen zum Cityring und Maximilianstraße, entsprechend in der Rathausgasse ausgeschildert werden.

Können Sie das für die nächsten sechs Wochen noch organisieren, oder ist das Zuständigkeit von Amt 33?

Zudem ist ja auch das Linksabbiegen vom Boeselagerhof in die Rheingasse nicht mehr möglich. Wie ist die Führung für Radfahrende vorgesehen, die auf der Südseite der Kennedybrücke kommend zum Rheinufer wollen?

Mit freundlichen Grüßen

Martin Ueding

Amt 33 enthält die Verkehrslenkung, die in der Regel Verkehrszeichen anordnet.

Weil die Radverkehrsführung an den Brückenköpfen der Kenneybrücke so bescheiden ist, fahren viele Radfahrende auf der Südseite der Brücke. Die werden dann an der Kreuzung Boeselagerweg/Rheingasse rauskommen und sich fragen, wie sie jetzt zum Rhein kommen sollen. Die Beschilderung sagt klar, dass man mit dem Rad noch nach links abbiegen kann:

Nur ist dann dort die durchgezogene Linie, die dazu nicht passt.

Soll ja nur noch sechs Wochen so gehen, da braucht es wohl keine Anpassung der Beschilderung für den Radverkehr. Solange der richtige Verkehr gut fließt, ist das alles kein Thema.