Journalisten nutzen auch nur soziale Medien

Man soll seine Nachrichten nicht nur von sozialen Medien beziehen, heißt es. Aber in letzter Zeit bestehen Nachrichten zu einem guten Teil aus eingebundenen Beiträgen sozialer Medien. Was nun?

Damals, als gedruckte Zeitungen noch so ein Ding waren, galten sie als Maß der Dinge bezüglich Nachrichten. Dort konnte man sich umfassend und mit Tiefgang informieren.

Dann kamen die sozialen Medien auf. Ganz lustig, aber so richtig konnte man sich dort nicht informieren. Man bekam hier und da etwas mit, aber als umfassend galt das nicht.

Mit der Zeit gab es immer mehr Verschwörungserzählungen, Falschmeldungen und weitere Dinge auf sozialen Medien. Leute, die sich nur noch dort informiert hatten, hingen dann teilweise den Verschwörungstheorien an. Man sagte, dass man sich auch noch bei seriösen Medien informieren sollte.

Lese ich nun allerdings die Nachrichten von ZDF Heute oder Tagesschau, sind dort häufig eingebettete Beiträge von X. Oder sie stehen im Fließtext, nach dem Motto »Politikerin hat jenes auf X geschrieben«.

Die Journalist:innen folgen also den Politiker:innen auf X und berichten über das, was sie dort sehen. Sie bilden in den Nachrichten also das ab, was auf dem sozialen Medium abgeht. Somit wird das soziale Medium zur Wirklichkeit heraufgestuft.

Und sobald die sozialen Medien (und nicht die Welt da draußen) die Primärquelle sind, wozu sollte ich dann eigentlich noch Nachrichten lesen? Wirklich viel Einordnung kommt selten, meist werden nur Aussagen wiedergegeben. Wenn ich den gleichen Personen auf X folgen würde, dann hätte ich das gleiche Angebot.

Daher bleibt für mich die Frage, woher ich denn jetzt noch »echten Journalismus« herbekommen kann?