Internationale Datenangaben und Adressen sind schwer
Ich kaufte in einem deutschen Supermarkt Käse, dessen Haltbarkeit mit 02/01/25 angegeben wurde. Bis wann ist dieses Produkt denn jetzt haltbar? Es kommt darauf an, woher der Käse kommt. Ich hasse Datumsformate.
Wenn man Softwareentwickler:innen mit etwas so richtig gruseln kann, dann ist das Datum und Zeit. So gibt es ganz viele Aussagen, die nur scheinbar korrekt sind:
- »Ein Jahr hat 365 Tage«: Stimmt nicht, weil wir Schaltjahre haben.
- »Wenn die Jahreszahl durch 4 teilbar ist, ist es ein Schaltjahr«: Stimmt nicht, wenn es durch 100 teilbar ist, dann ist es kein Schaltjahr. Also außer, es ist durch 400 teilbar. Somit war das Jahr 2000 ein Schaltjahr.
- »Ein Tag hat immer 24 Stunden«: Stimmt auch nicht, wenn dazwischen die Zeitumstellung lag. Dann sind es 23 oder 25 Stunden.
- »Ein Jahr hat Tage×24×3600 Sekunden«: Stimmt nicht, es gibt noch seltene Schaltsekunden.
- »Der erste Tag im Jahr liegt in Kalenderwoche 1«: Stimmt nicht, zumindest je nach dem, welche der drei Definitionen von Kalenderwoche man nimmt. In der ISO-Definition kann der 1.1. auch in der letzten Kalenderwoche des Vorjahres liegen.
Das ist alles eine intrinsische Schwierigkeit mit Daten. Somit macht es einen Unterschied, ob man etwas alle 24 Stunden macht oder immer um 14 Uhr. Bei der Zeitumstellung würde sich bei dem einen die Uhrzeit verändern, beim anderen der Abstand zwischen den Ereignissen. Man muss also ganz genau ausdrücken, was man möchte.
Dann kommen noch unsere inkonsistenten Schreibweisen oben drauf. In Deutschland ist die Form »Tag.Monat.Jahr« üblich. Dann war ich länger in den USA, dort ist »Monat/Tag/Jahr« üblich. Mit dem im Hinterkopf schaute ich also auf diesen Cheddar aus dem deutschen Supermarkt:
Aha, 02/01/25 meint dann wohl den 1. Februar 2025! Das zweistellig abgekürzte Jahr ist auch noch so eine weitere Unart. Wenn das Format wirklich eindeutig wäre, könnte man vielleicht überlegen ob man es weglässt. Und selbst dann hat man noch das Problem, dass wir damit im Jahr 2100 uns das nächste Problem schaffen. So bedruckt wie diese Packung Käse ist, können zwei weitere Ziffern auf dem Stempel nun wirklich nicht das Problem sein.
Cheddar gibt es zwar auch in den USA, aber man kann ja oben noch den Störer mit »original nordirisch« lesen. Es kommt also nicht aus den USA, sondern aus UK. Schaut man auf die Rückseite, findet man sogar die Adresse der Farm:
Allerdings steht da keine Landesangabe. Bei der Postleitzahl von Lidl steht immerhin ein »DE« da. Bei der Adresse aus Nordirland aber nicht. Über dem Barcode ist noch dieser Kreis, dort steht »UK (NI)«, wodurch wir bei Milchprodukten eben sehen können, dass es aus Nordirland kommt.
Nun wird in UK allerdings das Datum anders genutzt. Die haben »Tag/Monat/Jahr«. Somit kann man einem Datum, das mit Schrägstrichen in einem englischen Text steht, nicht ansehen, wie herum es gemeint ist. Ich arbeite in einer Firma und habe Kolleg:innen aus UK und USA. Und die glauben jeweils, dass ihre Schreibweise für Daten eindeutig ist. Da gab es schon böse Missverständnisse. Ich mache immer wieder Werbung für die ISO-Norm (»Jahr-Monat-Tag«) oder zumindest den Monat in Worten zu schreiben. So richtiges Problembewusstsein haben sie aber nicht, scheint mir.
Nimmt man alle Indizien zusammen, ist der Käse bis zum 2. Januar 2025 haltbar. Die Packung hatten wir schon Ende November leergegessen, von daher stellt sich die Frage an sich eh nicht. Aber trotzdem zeigt es einmal wieder, wie absurd diese ganzen ganzen lokalen Formate in einer globalisierten Welt sind. Und man muss sich auch fragen, warum die Dale Farm Ltd es zwar schafft den Käse in deutsch bedruckte Verpackungen zu packen, das Datumsformat des Stempels aber weder auf ISO-Norm, noch auf das Zielland angepasst hat.