Hygienehandschuhe beim Bäcker
In Bäckereien haben sie häufig Plastik- oder Gummihandschuhe. Ich finde das inzwischen herzlich sinnlos.
Ich habe meinen Zivildienst in der Uni-Klinik geleistet und dort auch manchmal bei ambulanten Eingriffen etwas assistiert. Also nichts wildes, nur halt immer das nächste Werkzeug angereicht. Dabei ist die Sterilität das entscheidende. Der Arzt war komplett steril eingepackt, ich nicht steril. Und somit ergaben sich dann gewisse Abläufe.
Die Verpackungen sind natürlich außen nicht steril, innen schon. Und dann fängt es schon interessant an: Wie packt man etwas aus einer sterilen Verpackung so aus, dass man sich nicht an der Außenseite Keime einsammelt, die man dann mit dem nächsten Griff auf den Inhalt verteilt? Man beginnt mit sterilen Handschuhen. Ich habe die Packung geöffnet und die beiden Seiten aufgerollt. Die Handschuhe sind dort mit nach außen gekrempelter Stulpe drin. Der Arzt greift sich die Handschuhe also an ihrer Innenseite. Dann steckt er die erste Hand rein und hält nur an den Fingerspitzen die Innenseite der Handschuhe fest. Einmal im Handschuh hat er eine sterile Hand und kann als nächstes einfacher den zweiten Handschuh aus der Packung nehmen.
Als nächstes habe ich dann die Packung mit dem sterilen Tuch geholt. Wieder an so aufgemacht, dass ich nur außen berühre und ihm hinhalten kann. Er hat dann mit den sterilen Handschuhen das sterile Tuch genommen und entfaltet. Das wird dann über die zu behandelnde Person gelegt, mit dem Loch an der Stelle, wo der Eingriff stattfindet. Man hat davor oder danach schon mit Desinfektionsspray die Stelle gereinigt.
Nun liegt das Tuch dort, das ist steril. Als nächstes habe ich Spritzen und andere Dinge ausgepackt. Die öffnete ich so, dass der Inhalt der Verpackung auf das sterile Tuch fällt. Und der Arzt kann sie mit den sterilen Handschuhen nehmen.
Nach dem Eingriff bekommt die Person noch ein steriles Pflaster auf die Stelle. Ab da muss es nicht mehr steril sein und man kann einfach alles einpacken. Hier muss man dann aber darauf achten, dass man die Kanülen sicher entsorgt.
Man sieht hier, wie viel Aufwand das alles ist. Es ist nicht das Material an sich, was magisch steril ist und bleiben würde. Vielmehr ist es die ganze Handlung darum herum, die die Sterilität erhält.
Beim Bäcker tragen sie aus hygienischen Gründen häufig entweder Gummihandschuhen oder diese übergroßen Plastikhandschuhe zum reinschlüpfen bei Bedarf. An sich könnte das Sinn ergeben: Durch die Gummihandschuhe kommen keine Hautzellen des Verkaufspersonals an die Backwaren. Und mit dem großen Plastikhandschuh geht das genauso.
Allerdings erfordert dies eine strikte Trennung der Dinge, die man mit dem Handschuh anpackt, und jener, die man nicht mit dem Handschuh fasst. Das scheint meist nicht gut zu funktionieren. Spätestens wenn das Personal das Wechselgeld in den Handschuh nimmt, war es das dann.
Und das schlimme ist, dass Handschuhe auch nicht gewachsen werden. Trägt man keine Handschuhe, so wäscht man sich noch regelmäßig die Hände. Zudem hat unsere Haut einen natürlichen Säurefilm, der Bakterien und Viren leicht hemmt. Auf Gummihandschuhen fühlen die sich deutlich wohler, weil ihnen nichts den Platz streitig macht. Da gibt es kein Mikrobiom, gegen das sie sich behaupten müssen.
Und somit sind diese Handschuhe zwar mal eine gute Idee gewesen, in der normalen Umsetzung aber eher Hygienetheater.