Homeoffice vs. Büro
Es hat schon etwas, ins Büro zu fahren und die Kolleg*innen persönlich zu treffen. Nicht ins Büro zu fahren hat aber auch was. Ein paar Gedanken.
Mein Büro befindet sich in einem großen Bürokomplex in Köln. Das Büro ist frisch renoviert, ich fühle mich dort wohl. Das ist schon einmal ein Unterschied zur Uni, wo das Gebäude den Charme längst vergangener Jahrzehnte verströmt und nicht gerade anziehend wirkt.
Das Büro teile ich mir mit drei anderen Kollegen. Ich sitze da also weder komplett isoliert, noch in einer Großraumbürohölle. Gerade letzteres würde mich total wahnsinnig machen, weil ich einen großen Teil meiner Arbeitszeit still und konzentriert arbeiten muss. In anderen Berufen mögen größere Büros noch ganz nett sein, aber wahrscheinlich mag niemand Großraumbüros, noch nicht einmal Dauertelefonierer.
In Bürogebäude gibt es eine Küche, in der man Leute aus dem eigenen und anderen Teams treffen kann. Dadurch ergeben sich soziale Interaktionen, die sonst nicht passiert wären. Wir haben zwar Slack und generell wenig Hemmschwelle andere Leute anzuschreiben. Hat man sich aber einmal persönlich getroffen, so ist es aber trotzdem viel einfacher. Um das für jene Leute auszugleichen, die immer nur vom Homeoffice arbeiten, haben wir organisierte Gespräche. Alle zwei Wochen würfelt ein Programm in Slack die Leute zu Paaren zusammen und bietet Terminvorschläge über Outlook an. Dann trifft man sich über Videokonferenz und kann sich etwas austauschen. Dadurch haben sich auch schon diverse interessante Gespräche ergeben; teilweise entstanden dadurch auch teamübergreifende Initiativen.
Die sozialen Aspekte sind es, die mich ins Büro ziehen. Das gute Miteinander mit den Kollegen aus meinem Team führt dann auch dazu, dass ich auch von zuhause besser arbeiten kann. Wenn man sich ein paar Mal im Büro unterhalten hat, so ist es dann auch nicht mehr sonderlich merkwürdig per Slack zu fragen, ob die andere Person gerade Zeit für eine Videokonferenz hat und irgendwas diskutieren möchte. Außerdem ist es angenehm mit Kollegen zu Mittag zu essen, über diverse Dinge zu diskutieren und sich einfach als Mensch in der sozialen Gruppe zu fühlen.
Betrachte ich aber einen einzelnen Tag isoliert, dann kann ich von zuhause besser arbeiten. Da habe ich sozusagen ein Einzelbüro und werde nicht durch Umgebungsgeräusche gestört. Direkt angesprochen werden ist gar nicht mein Problem im Büro. Vielmehr stört es mich, wenn Kollegen in meinem Büro in einer Videokonferenz sind und ich nur eine Seite des Gesprächs mitbekomme. Oder auch, wenn mehrere Kollegen in meinem Büro über etwas diskutieren, was für mich aber nicht relevant ist. Mir fällt es schwer mich auf ein großes Problem zu konzentrieren, wenn neben mir gequatscht wird. Zuhause habe ich diese Art von Störung nicht.
Das andere sind die sonstigen Umgebungsgeräusche. So ist mein Büro relativ nah an der Küche. Und nach der Mittagszeit hört man dann regelmäßig Leute dort reinkommen, Kaffeebohnen mahlen und sich einen Kaffee kochen. Der Milchaufschäumer ist auch noch relativ laut. Ich kann zwar die Bürotüre schließen, allerdings müssen die Kollegen dann immer wieder die Tür öffnen und schließen; was ja ebenfalls Geräusche erzeugt.
Das ganze passiert vor dem Hintergrund des Straßenlärms. Der Bürokomplex liegt an der Widdersdorfer Straße, über die habe ich sogar einen eigenen Artikel, weil das so eine fette und laute Straße ist. Das Büro ist an einer Kreuzung gelegen, sodass man auf vier Fahrstreifen ständig Autos, Busse und Lastkraftwagen abbremsen und beschleunigen hört. Die Reifenabrollgeräusche kommen trotz geschlossener Fenster noch rein, diese Art Lärm finde ich zermürbend. Und es hört dort auch nie auf, da ist den ganzen Tag viel Betrieb. Lüften kann man da auch nicht sonderlich gut, je nach Ampelphase holt man sich da ganz viele Abgase ins Büro. Meist haben wir daher nur die Klimaanlage an.
Die Strecke ins Büro ist mit dem Fahrrad ganz angenehm zu fahren. Mit 39 km pro Strecke ist es auch eine echt ordentliche Tour, ich bin danach gut bewegt. Allerdings ist es auch so weit, dass ich das nicht jeden Tag schaffen kann. Mit der Bahn ginge es jeden Tag, aber das sind dann mindestens 90 Minuten pro Strecke. Dabei kann ich zwar Bücher lesen, aber so richtige Qualitätszeit ist das auch nicht. Insbesondere wenn man wieder irgendwelche Ausfälle passieren. Ich kann mir aber auch den Weg ins Büro sparen und dafür dann am Wochenende eine Fahrradtour machen. Da habe ich dann auch eine schönere Strecke.
Mittagessen ist im Büro zwar mit den Kollegen nett, allerdings ist die Auswahl nicht so gut. Mein Arbeitgeber stellt zwar Mittagessen zum Aufwärmen, das ist je nach Anwesenheitsquote im Büro an Donnerstagen allerdings schon vergriffen. Dann kann man entweder bei einem Salat-Franchise für 9 EUR einen Salat bekommen oder man geht bei einem mittelmäßigen italienischem Restaurant für 15 EUR essen. Das ist deutlich teurer als zuhause. Zuhause können meine Frau und ich kochen, was wir mögen. Das ist viel günstiger und entspricht dann auch dem, was wir an dem Tag essen wollen.
Obwohl wir jetzt drei Jahre Corona-Maßnahmen hatten, haben nicht alle Leute etwas daraus gelernt. So schreibe ich diesen Blogeintrag mit Erkältung vom heimischen Sofa aus. Ein Kollege kam trotz Schnupfen ins Büro und hat mich dort dann angesteckt. Das ist das zweite Mal dieses Jahr, davor kam einer mit Husten ins Büro. Er würde sich schon wieder ganz fit fühlen, da sei nur noch ein bisschen Husten. Dabei ist es eigentlich ganz einfach: Wenn man Symptome hat, ist man ansteckend. Und gerade weil wir ja alle von zuhause arbeiten können, könnte man doch mit Symptomen davon Gebrauch machen. Aber nein, man geht vermeintlich heldenhaft ins Büro und nun bin ich vier Tage krankgeschrieben.
Insgesamt ist es im Büro schon ganz nett. Aber so richtig kann ich mich nicht dafür begeistern. Aktuell fahre ich einmal die Woche ins Büro, und dann reicht mir das auch erstmal wieder. Zuhause kann ich besser arbeiten, habe nicht die lange Anfahrt und das Essen ist auch besser. Für mich funktioniert das mit vier Tagen zuhause und einem Tag im Büro ziemlich gut. Dauerhaft fünf Tage von zuhause mag ich aber nicht, so ganz ohne realen Kontakt zu Kolleg*innen tut mir nicht gut.
Ich bin froh, diese Flexibilität zu haben. Und das ist vielleicht eines der wenigen positiven Dinge, die die Pandemie gebracht hat.