Handy als Fahrradcomputer
Mein Fahrradcomputer ging mir auf den Geist, ich habe ihn abmontiert. Wenn ich Daten sehen möchte, kann ich auch das Handy nutzen.
Als Kind hatte ich einen Fahrradcomputer von Sigma, das Teil hat recht zuverlässig funktioniert. Keine Spielereien, ein Magnetschalter zwischen Gabel und Speiche. Man musste den Reifenumfang einstellen, was wir damals in der Einfahrt mit Straßenkreide gemacht haben, daran erinnere ich mich noch gerne. Markierung auf die Einfahrt und den Reifen, dann einmal abrollen und messen. Irgendwann habe ich dann einfach in die Tabelle zu schauen und anhand der Nummer auf dem Reifen den Umfang abgelesen.
Der Sigma-Tacho zeigte auch brav Geschwindigkeit, Tageskilometer, Touren-Fahrtzeit und Gesamtkilometer an. Mehr war da nicht, meine ich. Das fand ich in den 1990ern ziemlich cool.
An meinem Fahrrad, das ich 2012 gekauft habe, hatte ich einen neuen Sigma-Tacho gepackt. Den fand ich auch ziemlich nett und minimalistisch. Aber das Fahrrad wurde mir dann 2019 geklaut und ich brauchte ein neues. Der Sigma-Tacho, der 2012 noch 10 EUR gekostet hatte, kostete jetzt 20 EUR. Und irgendwie war ich da, obwohl ich als Doktorand mir das hätte leisten können, nicht bereit das auszugeben. Ich habe dann für 10 EUR einen Fahrradcomputer von Ready For Race gekauft, einer Marke von Cube.
Der war auch ganz okay, aber irgendwie ging da ständig die Batterie leer. Auch hat das Teil dann den Gesamtkilometerstand vergessen, sodass ich jeden Monat diesen Stand in einem Tabellendokument gesichert habe. Und Anfang 2024 fing das Teil dann an den Magnetschalter nicht mehr zu erkennen, das Tacho zeigte einfach »0,0 km/h« an. Ich war es dann leid und habe das Teil einfach irgendwann abmontiert.
Da ich seit Jahren wirklich jede Fahrt mit meiner Smartwatch aufgenommen habe, habe ich da nicht viel vermisst. Ich hatte dann ja einen Tacho am Handgelenk. Aber irgendwie war das auch das Problem: Ich musste immer das Handgelenk drehen, damit das Teil überhaupt angeht. Das war schon nicht so praktisch. Außerdem leerte es den Akku der Uhr recht schnell.
Weil mir die Uhr durch die Akkulaufzeit auf den Geist ging, habe ich die normalen Fahrradstrecken und Spaziergänge einfach mit dem Handy und OpenTracks aufgenommen. Dadurch habe ich zwar weder Puls noch Schrittzähler in den Aktivitäten, aber ehrlich gesagt interessiert mich das wenig. Vielmehr interessiert mich, wo ich war, und wie viele Kilometer ich zurückgelegt habe. Dazu reicht einfach nur die Geoinformation.
Mit dem Handy am Fahrradlenker kann ich dann auch ganz viele Informationen gleichzeitig sehen.
Man kann die Anzeige konfigurieren, 10 Datenfelder bekomme ich locker drauf. Das ist mehr als die drei Datenfelder, die ich auf der Smartwatch anzeigen lassen kann.
Und die Herzfrequenz wird auch gemäß der Zonen farbig anders dargestellt:
Für die Herzfrequenz muss ich allerdings den Pulsmesser-Brustgurt tragen, der sendet das per Bluetooth an das Handy. Von daher kann ich die auch aufnehmen, muss es aber nicht. Die Messung am Handgelenk ist zwar weniger genau, aber deutlich angenehmer als dieses Gummiband um die Brust. Gut, wohl nicht schlimmer als ein Sport-BH, aber mich stört es trotzdem.
Irgendwie ist es absurd, dass ich den Fahrradcomputer mit seiner einfachsten Elektronik und dem Rad-Umdrehungs-Zähler durch ein GPS-gestütztes Monstrum der Rechenleistung ersetzt habe und das einfacher finde. Da ich meine Aktivitäten aber eh alle aufnehme ist das in der Tat der Fall.
Ich hatte auch überlegt mir einen smarten Fahrradcomputer von Sigma oder Garmin zu kaufen. Aber die sind ziemlich teuer und bieten außer vielleicht der Akkulaufzeit keinen Vorteil gegenüber OpenTracks und OsmAnd. Wer sie mit ANT+ Sensoren koppeln mag vielleicht, aber die habe ich nicht.