Hand vor den Mund aber keine Maske

Es gehört zu den guten Manieren, sich beim Husten die Hand vor den Mund zu halten. Masken tragen ist nach dem deklarierten Ende der Pandemie allerdings aus dem Alltag wieder verschwunden. Dabei ist die Intention doch die gleiche: der Schutz der Mitmenschen.

Wenn wir eine Erkältung oder grippalen Infekt haben, sind in unseren Körpern ganz viele Viren, die unsere Zellen zur Vermehrung nutzen. Sie lösen in uns auch einen Hustenreiz aus, der versuchen soll diese Viren loszuwerden. Als Nebeneffekt verteilen wir sie aber in der Umgebung und stecken so andere Leute damit an. Damit können sich die Viren dann in anderen Menschen vermehren.

Man hält sich beim Husten die Hand vor den Mund, damit man die Viren nicht überall verteilt. Das ist etwas, was man zum Schutz der anderen Menschen macht. So hat man seine eigenen Viren an der Hand oder in der Armbeuge, aber weniger in der Luft. Dies ist eine Geste der gegenseitigen Rücksichtnahme.

In der Pandemie haben einzelne Leute hier das gelernt, was man in Asien schon länger weiß. Man kann mit einem Mund-Nasen-Schutz dafür sorgen, dass man deutlich weniger Tröpfchen mit Rotz und Viren in der Umgebung verteilt. So tragen die Japaner:innen ebenjene Masken, wenn sie mit der U-Bahn fahren. Das ist effektiv, das konnte man an der geringeren Reproduktion (R-Wert) sehen.

Nun ist das Tragen von Masken hier in Deutschland wieder out. Man macht das nicht mehr. Entsprechend wird man hier wieder angehustet. Einige dieser Leute husten auch ganz enthemmt und ungeniert freihändig. Als wollten sie die Viren maximal verteilen. Gut, diese Leute sind einfach gedankenlos und rücksichtslos. Aber immerhin in sich konsistent.

Was ich aber wirklich nicht verstehe sind jene Leute, die sich zwar die Hand vor den Mund halten, aber keine Maske tragen. Sie scheinen sich ihrer Krankheit soweit bewusst zu sein, aber nicht bewusst genug. Einer kam leicht hustend ins Büro, weil er sich wieder soweit fit gefühlt hatte. Aber bei der Outdoor-Aktivität setzte er aus, weil er sich schonen wollte. Ich fragte ihn, warum er uns denn anstecken wollte. Er sei nicht mehr ansteckend, glaubt er, hustet aber trotzdem in seine Armbeuge. Also was denn jetzt?

Ich versuche mir da jetzt möglichst keine Gedanken mehr drum zu machen. Die Leute laufen hustend und schniefend durch die Gegend, man wird überall diesen Viren ausgesetzt. Mein Immunsystem braucht kein Training, es braucht nur Updates. Letztes Jahr trug ich ziemlich stringent überall FFP-2-Maske und war dann trotzdem ständig leicht erkältet. Dieses Jahr probiere ich es mit weniger Maske aus und schaue einmal. Wenn ich genauso ständig erkältet bin, ändert sich ja nichts.

Da ja so viele Leute hustend durch die Gegend laufen, nimmt wahrscheinlich auch niemand mehr besonders Rücksicht. Wenn die anderen das auch machen, warum sollte es dann jemand nochmal gesondert hinterfragen. Konzepte wie Rücksichtnahme oder gesellschaftlicher Zusammenhang scheinen nicht mehr zu funktionieren. Ohne Zwang klappt das nicht. Und dann ist das halt so. Es tut mir leid für alle jene mit chronischen Krankheiten und Long-Covid, die fühlen sich bestimmt noch ernüchternder als ich.