Todesfalle Haltestelle UN-Campus

Die Bahnhaltestelle UN-Campus ist eine gefährliche Fehlplanung für Radfahrer*innen. Eine Bilderstrecke.

Zum UN-Klimagipfel im November 2017 wurde die Bahnhaltestelle UN-Campus eröffnet. Für den Gipfel hielt dort sogar einmal der ICE, jetzt ist das nur noch eine Haltestelle für die Regionalbahnen hier.

Bei der Planung hat man anscheinend die Radfahrer komplett vergessen, in mehrerlei Hinsicht:

  • Mangel an Fahrradabstellanlagen
  • Scharfe Kurven
  • Ungesicherte Treppen

Die Treppe ist einfach der Knaller. Man kommt dort auf dem gemeinsamen Geh- und Radweg an, dieser ist ungefähr so breit wie die Treppe. Man sieht die Stufen aus der Entfernung nicht wirklich. Steht man direkt davor, sieht das so aus:

Am Handlauf kann man erkennen, dass dort wohl eine Treppe ist. Wenn man etwas weiter zurück geht, dann muss man schon genauer hinschauen.

Und die Perspektive, die man als Radfahrer bei der Zufahrt hat, ist eher diese hier:

Es könnte also auch einfach eine Senke sein, durch die man durchfahren kann. Schaut man sich das ganze von der anderen Seite an, so ist die Gefahr klar zu erkennen:

Immerhin ist es mit den Pollern bessern abgesichert, als früher. Da sah das nämlich zeitweise so aus:

Davor gab es überhaupt keine Baken oder Poller, die Treppe war da komplett ungesichert.

Wenn man so etwas plant, und den gemeinsamen Geh- und Radweg (Zeichen 240), der dorthin führt, vorher zu einem Gehweg (Zeichen 239 mit 1022-10) auflöst, dann ist das rechtlich wahrscheinlich korrekt. Aber letztlich muss einem doch klar sein, dass das sehr gefährlich ist. Die Baustellen-Bake und dann diese fest installierten Poller zeigen doch deutlich, dass diese Stelle absolut unintuitiv gemacht ist. In den Niederlanden herrscht eine einheitliche Formensprache, es braucht keine Verkehrszeichen um die verschiedenen Verkehrsflächen zu erklären. Es ist jedem sofort klar, was Fahrbahn, Rad- und Gehweg sind. Hier in Deutschland haben wir das nicht, und an solchen Stellen wir nochmal deutlich, wie wichtig so eine konsistente Gestaltung wäre.

Auf Twitter merkte jemand an, dass diese Stelle doch mal etwas für eine Umlaufsperre wäre. Diese furchtbaren Teile werden an zu vielen Stellen eingesetzt um die Geschwindigkeit von Fahrradfahrer*innen zu reduzieren. Dabei machen sie aber häufig das Passieren mit Lasten-, Liege- oder Dreirädern unmöglich. An dieser Stelle sollte man das Passieren aller Arten von Fahrrädern unmöglich machen wollen, dort wählt man aber nur ein paar Poller. Wahrscheinlich weil dort viele Fußgänger unterwegs sind, die durch eine Umlaufsperre unnötig behindert werden würden.

Scharfe Kurven

Aber die Treppe ist nicht das einzige Problem dieser Bahnhaltestelle. Es gibt eine Unterführung für Radfahrer*innen.

Fährt man dort herunter, muss man bei der Treppe einmal eine 180°-Kurve fahren. Dann hat man bei der Unterführung (unten rechts im Bild) nochmal eine 90°-Kurve, die man aber nicht einsehen kann.

Die Radfahrer*innen, die während meiner Fotosession dort langgefahren sind, haben immer in die Unterführung hinein geklingelt und auf der anderen Seite nochmal. Die Leute haben sich damit also arrangiert, dennoch ist es beschissen geplant worden.

Die 180°-Kurve ist bei Gegenverkehr auch nicht sinnvoll zu machen, weil die herunterfahrenden Radfahrer*innen sich dann einmal eng um das Geländer wickeln müssten. Das ist mit den meisten Fahrrädern aber nicht machbar.

Fahrradabstellanlagen

Früher gab es dort keine nennenswerten Fahrradabstellanlagen. Die Leute haben ihre Fahrräder an die Handläufe der Rampen angeschlossen, damit sie nicht gestohlen werden. Das behinderte dann insbesondere eingeschränkte Fußgänger*innen, die das Geländer unbedingt gebraucht haben. Viele Radfahrer*innen haben in dieser Situation lieber ihr Fahrrad vor Diebstahl schützen wollen und andere Personen damit behindert.

Heute gibt es eine gute Abstellanlage direkt neben der Haltestelle, dort können viele Fahrräder sicher und wettergeschützt abgestellt werden. Das ist sehr schön, es bleibt aber trotzdem die Frage, warum das nicht von Anfang an enthalten war.

Einige Fahrräder stehen noch immer am Geländer, jedoch nicht mehr an den Handläufen. Das ist dann schon okay, sollte der Politik aber ein Signal für den Bedarf weiterer Fahrradabstellanlagen sein.

Fazit

Diese Haltestelle ist letztlich fabrikneuer Schrott. Kann man so machen, aber ist dann halt einfach Scheiße. Über diese katastrophale Führung wurde auch damals in der Presse berichtet, der General-Anzeiger hatte ein paar Artikel, der ADFC hatte in seinem Magazin auch Beiträge dazu. Man fragt sich wirklich, ob bei der Stadtplanung auch nur ein einziger Radfahrer an der Planung beteiligt war.