Grafische Taschenrechner mag ich nicht

In der Schule hat man grafische Taschenrechner. Und ich finde die Teile hart sinnlos. Ein Rant.

In der Grundschule rechnet man im Kopf, mit Papier und Stift als Hilfsmittel. Man lernt da einige wichtige arithmetische Dinge. Dann in der weiterführenden Schule bekommt man einen Taschenrechner. Und ich freute mich damals, der würde meine Hausaufgaben machen! Naja, aber dann hatten wir Aufgaben, die schwerer sind. Mist!

Irgendwann bekamen wir dann die grafischen Taschenrechner. Und diese Teile kosten immer um 100 EUR! Sie werden sogar noch teurer. Meiner kostete damals so 80 EUR, heute kostet einer von Casio sogar 120 EUR. Und weil natürlich innerhalb der Klasse alle den gleichen brauchen, muss man den neu kaufen. Gebrauchte Geräte haben effektiv keinen Wert mehr.

Was diese Dinge können, das kann mein PC aber schon lange. Und ich brauche mir dafür nicht so dumme Spezialhardware zu kaufen.

An der Uni habe ich mit Wolfram Mathematica gearbeitet. Gut, die Software kostet einen mittleren vierstelligen Betrag für gewerbliche Kunden und ordentlich dreistellig für Privatanwender. Aber es kann so unglaublich viel, dass ich hier den Preis für gerechtfertigt finde. Über die Uni hatte ich es kostenlos bekommen, weil die Uni das bezahlt hatte. Das ist eine Programmiersprache mit riesigem Werkzeugkasten. Da lernt man auch Dinge, die einem noch anderswo nützlich sind.

Mathematica kann auch symbolische Berechnungen. Wenn man eine Formel hat wie 3 x² = 5, dann löst Mathematica das ganz locker. Auch komplexere Differentialgleichungen kann das Ding ziemlich gut. Es ist also etwas, was einem Physiker bei der Promotion sehr gut helfen kann. Schulmathematik macht das Teil zum Frühstück. Entsprechend sind ein paar hundert EUR für eine Lizenz durchaus angemessen.

Die grafischen Taschenrechner können aber keine symbolischen Berechnungen, die können nur numerisch. Und numerisch kann ich auch so, das ist deutlich einfacher. Da ich privat keine symbolischen Berechnungen brauche, habe ich auch kein Mathematica mehr. Ich nutzte jetzt einfach Python-Notebooks. Da kann ich dann Rechnen, aber das ganze mit der großen Tastatur meines PCs schreiben und mit der Maus bearbeiten, wenn ich möchte:

Ich kann auch schnell Grafiken erzeugen, wenn ich das möchte. Direkt in Publikationsqualität.

Das ganze in einem schicken Notebook-Interface mit Visual Studio Code:

Das ist kostenlos. Und man lernt schon ein bisschen Python. Die Funktionen, die man sich da auf dem Taschenrechner zusammenklickt, sind auch nicht so viel einfacher. Vor allem kann man in Python das auch noch so machen, dass das ganze np. und pl. nicht nötig ist. Dann liest sich das schon noch einfacher.

Ich wäre also definitiv dafür, dass man diese grafischen Taschenrechner ersatzlos streicht und den Kindern lieber etwas Python beibringt. Damit haben sie dann auch Fähigkeiten, die sie übertragen können. Denn wer nutzt denn ehrlich im Alltag noch seinen grafischen Taschenrechner?

Diese Taschenrechner haben allerdings auch Vorteile, für mich aber nur Pseudo-Vorteile. So kann man darauf keine Spiele spielen. Ja, man ist weniger abgelenkt als mit einem Tablett oder Laptop. Das ist wohl wirklich wichtig. Und man hat ein eigenes Gerät dafür, das mag auch Leute irgendwie ansprechen, mich halt nicht. Und zuletzt gibt es noch einen Klausurmodus, bei dem nichts gespeichert oder geladen werden kann. Bei einem Laptop wäre das viel schwerer zu machen. Von daher ist das in der künstlichen Prüfungssituation in der Schule halt nötig.

Ich habe seit Ewigkeiten keinen Taschenrechner mehr genutzt. Ich nehme immer Python (während der Promotion auch R). Das kann mehr und ich finde es einfacher zu bedienen, weil ich ja jeden Tag Python entwickle.

Vielleicht würde das dem sogenannten Fachkräftemangel helfen, wenn man in der Schule das Programmieren direkt mit einer praktischen Anwendung im Matheunterricht verknüpfen würde. Oder ich habe mal wieder total falsche Vorstellungen von Pädagogik und es ist ganz gut, dass ich keine Lehrkraft bin.