Geplanter Schutzstreifen entlang der B 56

Ich war mit der Stadtverwaltung Sankt Augustin in Kontakt bezüglich der B 56/Husarenstraße. Da kam dann noch der Hinweis, dass an der Stelle generell noch gebaut werden soll:

Nach interner Rücksprache mit dem zuständigen Kollegen der Verkehrsplanung teile ich Ihnen darüber hinaus mit, dass derzeit die Ortsdurchfahrt der B 56 zwischen Hammstraße/Husarenstraße und K 2 (Meerstraße/Mendener Straße) insgesamt überplant wird, mit der primären Zielsetzung einer Verbesserung der Radverkehrsführung. Nach erstem Konzept ist geplant, den Radverkehr Richtung Siegburg auf einem Schutzstreifen im Fahrbahnraum zu führen. Eine entsprechende Überleitung ist dabei vorgesehen. Ich bitte hierbei zu berücksichtigen, dass die Umsetzung eines solchen Konzeptes voraussichtlich noch einige Zeit in Anspruch nehmen kann.

Es wird also neu geplant, die Verbesserung der Radverkehrsführung scheint der Fokus zu sein. Das klingt für mich so, als sollten dann andere Anforderungen weniger Priorität haben. Jedoch kam dabei dann ein Schutzstreifen raus. Das bedeutet dann Mischverkehr auf der Fahrbahn, unzureichende Überholabstände und auch wenig Sicherheitsgefühl. Die Niederländer haben Mischverkehr nur bei Tempo 30, darüber wird der Radverkehr baulich getrennt und geschützt geführt. Hier soll aber die Ortsdurchfahrt (mindestens Tempo 50) im Mischverkehr gemacht werden. Auch der Schwerverkehr wird dort fahren, das wird also die Hölle werden. Entsprechend werden die Leute es nicht nutzen, auf dem alten Gehweg fahren oder eine Umgehung nutzen.

Wenn man sich die Situation dort einmal anschaut, kann man verstehen, warum ein Schutzstreifen dort rausgekommen ist. Die B 56 dort ist eine Allee, und man kann keinen Radweg auf der rechten Seite der Bäume anlegen. Der Gehweg ist auch zu schmal, um dort das Fahrradfahren auf dem Gehweg als gemeinsamen Geh- und Radweg verpflichten zu machen. Ich finde auch schon die Freigabe des Gehweges für den Radverkehr nicht gerade gut.

Die B 56 ist aber eine Bundesstraße und Ortsdurchfahrt. Dort ist Tempo 50, und damit sollte Mischverkehr nicht mehr in Frage kommen. Weniger als diese Geschwindigkeit geht aber nicht, weil es ja eine Bundesstraße ist. Die Straße ist einfach primär für Kraftfahrzeuge vorgesehen, dort fährt auch Schwerlastverkehr. Mischverkehr ist hier einfach nur eine dumme Idee. Dass man das macht, okay. Aber dass das dann auch noch »primäre[…] Zielsetzung einer Verbesserung der Radverkehrsführung« genannt wird, ist schon echt makaber.

Parallele Radroute

Die Sache an der Stelle ist aber, dass es auf der B 56 gar nicht so dringend Fahrradinfrastruktur braucht. Schaut man sich die Karte dort einmal an, so findet man einen parallelen Radweg:

Dort fährt man parallel zur Staßenbahn und hat wirklich so ziemlich seine Ruhe. Ich brauche nicht auf jeder Straße einen Radweg, solange ich ein Netz habe und ans Ziel kommen kann. Ich fahre sehr gerne auf Parallelstraßen, wenn die dafür besser geeignet sind. Der Schutzstreifen auf der B 56 lädt dann vielleicht zum Radfahren ein, macht keinen Spaß und gefährdet die Leute. Dann lieber eine bessere Überleitung zur Radroute.

Das hier ist die Radroute. Zuerst kreuzt man an der Einmündung der Husarenstraße, wobei an der Kreuzung noch Verbesserungsbedarf besteht. Man kommt dann an diese parallele Kreuzung, an der ein Radrouten-Wegweiser steht.

Man hat dann eine Tempo-30-Zone, in der man ganz angenehm fahren kann.

Die schwächste Stelle ist dann dieser Gehweg, auf dem man nur noch langsam fahren kann.

Dieser wird gegen Ende dann sehr schmal, wirklich toll ist das ehrlich gesagt auch nicht.

Dann muss man eine Ampelkreuzung überqueren, aber das müsste man über die B 56 auch.

Weiter geht es mit einem gemeinsamen Geh- und Radweg. Das ist okay, leider aber mit Betonsteinen.

An der Straßenbahnhaltestelle wird aktuell gebaut, dadurch ist es dort ziemlich eng.

Man hat da nur einen engen Korridor, in dem man sehr aufpassen muss.

Auch bei der Haltestelle selbst sieht das alles ziemlich eng aus.

Danach wird es dann aber deutlich breiter und ist wieder schöner zu fahren.

Dann kommt eine Umlaufsperre, und man muss nach links.

Dort ist der Radroutenwegweiser etwas verwirrend. Man muss erst noch die Bahn queren, und dann nach links.

Die Kreuzung dort ist groß, wie man da gut nach links kommt, weiß ich gar nicht. Das ist gefährlich.

Dann hat man es jedenfalls wieder auf ein Hochboard geschafft.

Eingabe bei Straßen NRW

Die Sachbearbeiterin hat mich wegen der Zuständigkeit an Straßen NRW verwiesen. Also schreibe ich die einmal an. Zuständig ist die Regionalniederlassung Rhein-Berg in Gummersbach.

E-Mail an kontakt.rnl.rb@strassen.nrw.de am 14.05.2022

Sehr geehrte Damen und Herren,

ich habe von der Stadtverwaltung Sankt Augustin erfahren, dass die Radverkehrsführung entlang der B 56 durch Sankt Augustin neu geplant werden soll:

Nach interner Rücksprache mit dem zuständigen Kollegen der Verkehrsplanung teile ich Ihnen darüber hinaus mit, dass derzeit die Ortsdurchfahrt der B 56 zwischen Hammstraße/Husarenstraße und K 2 (Meerstraße/Mendener Straße) insgesamt überplant wird, mit der primären Zielsetzung einer Verbesserung der Radverkehrsführung. Nach erstem Konzept ist geplant, den Radverkehr Richtung Siegburg auf einem Schutzstreifen im Fahrbahnraum zu führen.

Ich sehe die Zwangspunkte mit den Bäumen entlang der B 56 (siehe Foto) und sehe auch, dass dort kein Platz für einen baulich getrennten Radweg ist. Jedoch funktionieren Schutzstreifen nicht, weil Farbe die Fahrbahn nicht breiter machen kann. Schlimmer noch, Autofahrer*innen glauben die komplette Kernfahrbahn nutzen zu können und ohne die 150 bis 200 cm Sicherheitsabstand überholen zu können. Immerhin parken dort keine Autos, sodass es keine Dooring-Zone gibt.

Schutzstreifen bedeuten auch immer Mischverkehr, und der ist bei Tempo 50 auch nicht sinnvoll. Radfahrer*innen werden hier knapp überholt, gerade auf der Bundesstraße auch von Schwerverkehr. Das ist kein angenehmes Radfahren. Ich weiß nicht, von dem die Aussage »primäre Zielsetzung einer Verbesserung der Radverkehrsführung« stammt, diese wäre mit einem Schutzstreifen jedoch krachend gescheitert. Ein Schutzstreifen wäre bei Tempo 30 noch gerade so akzeptabel, aber das kann für eine Bundesstraße und Ortsdurchfahrt auch nicht gewollt sein.

Direkt parallel gibt es aber den Radweg entlang der Bahn. Dort ist deutlich weniger Kraftverkehr, wenige Kreuzungen und entsprechend Platz. Es braucht nicht an jeder Straße baulich getrennte Radverkehrsanlagen, solange es ein vernünftiges Radwegenetz zwischen den Zielen gibt. Das scheint hier der Fall zu sein, einzig die Überleitungen können verbessert werden.

Ich bitte Sie hier die Planungen bezüglich Schutzstreifen noch einmal ernsthaft zu überdenken und die Energie lieber in eine bessere Anbindung des bahnparallelen Radweges zu stecken.

Mit freundlichen Grüßen

Martin Ueding

Ob das jetzt so die beste Alternative ist, weiß ich auch nicht. Sie ist während der Strecke sicherer zu fahren, aber hat dafür noch zwei blöde Ampelkreuzungen. Man braucht dort auch deutlich mehr Zeit. Wenn der Schutzstreifen sehr breit wird, könnte das tatsächlich besser sein. Ein baulich getrennter Radweg wäre mir noch deutlich lieber. Es ist nicht einfach dort, jedenfalls nicht ohne politischen Willen zu großer Veränderung. Und den sehe ich in Sankt Augustin aktuell nicht.

Nun sind grob zwei Monate vergangen, und ich habe keine Antwort von Straßen NRW bekommen. Ich hatte auch keine Frage gestellt.

Jedenfalls wird man sehen, was sie machen. Vielleicht ist es auch eine gute Gelegenheit noch einmal selbst an Straßen NRW zu schreiben, wenn man eine andere Meinung hat.