Gelesene Bücher 2024 Q4

Eine Übersicht der Bücher, die ich von Oktober bis Dezember 2024 gelesen habe.

  1. Haig, M. The Comfort Book. (Penguin Life, 2021).

    Nachdem ich von Matt Haig "Reasons to Stay Alive" und "Midnight Library" gelesen habe und seinen empathischen Schreibstil sehr zu schätzen gelernt habe, wollte ich mehr von ihm lesen. In diesem Buch hat er sehr viele kleine Abschnitte, höchstens einige Seiten lang, auf denen er beruhigende und kraftgebende Sätze teilt. Dabei wirken sie nicht überheblich oder belehrend, sondern wirklich empathisch.

  2. Labatut, B. The Maniac. (Penguin, 2023).

    Dies ist eine fiktionale Biographie über John von Neumann, einem einflussreichen Mathematiker der wesentlich zur Entwicklung des Computers und auch von Kernwaffen beigetragen hat. Die Kapitel sind aus den Perspektiven seiner Freunde, Frau und Weggefährten geschrieben. Dadurch erfährt man auch etwas über sein Umfeld.

    Die Kapitel waren unterschiedlich gut zu lesen, einige Perspektiven konnte ich nur schwer einordnen. Andere waren von Physikern, die ich aus dem Studium kannte, sodass ich diese Perspektive spannend fand. Mehr als ein Kapitel konnte ich aber nicht am Stück lesen.

    Nach der Hälfte hat es mich nicht mehr gepackt und ich habe das Buch beiseite gelegt. Das passiert leider manchmal, wenn es etwas mühsam zu lesen ist und die Handlung nicht spannend genug ist.

  3. Stout, M. The Sociopath Next Door: The Ruthless Versus the Rest of Us. (Broadway Books, 2005).

    Die Psychologin und Therapeutin schreibt über Soziopathen. Die mögen wir uns vielleicht wie die Superschurken in Spielfilmen vorstellen, allerdings sind sie dem Buch nach deutlich alltäglicher. In den USA fallen 4 % der Bevölkerung darunter, in Europa ist es wahrscheinlich ähnlich.

    Der Kern der Soziopathie ist die Abwesenheit eines Gewissens. Soziopathen haben eben keine Stimme der Moral. Sie nehmen das Leben nicht in moralischen Kategorien wahr, sondern eher als großes Spiel in dem es ums Gewinnen und Dominieren geht. Dass die anderen Leute von ihrem Gewissen eingeschränkt werden, nehmen sie wohl eher amüsiert hin.

    Als stärkstes Erkennungsmerkmal beschrieb sie das Einfordern von Mitleid. Soziopathen würden das schnell als gute Strategie herausfinden, die andere Leute schnell in ihrem Gewissen verstricken würde. Wird ein Soziopath gestellt, so versucht diese Person ohne Gewissen die Person mit Gewissen in diesem zu verheddern. Der Person mit Soziopathie würde es ja so schlecht gehen, man müsste Nachsicht haben. Wenn also jemand immer wieder verletzt und danach Mitleid einfordert, könnte das ein Hinweis auf diese Persönlichkeitsstruktur sein.

    Gesamtgesellschaftlich können wir durch Kooperation und Liebe viel mehr erreichen, als wenn wir uns nur egoistisch verhalten. Eine Gesellschaft nur aus Soziopathen würde nicht funktionieren. Aber einzelne Soziopathen haben es häufig leicht für sich Vorteile rauszuziehen. Aber ihr Leben wird immer eine gewisse Leere haben, eben weil sie keine Liebe spüren können.

  4. Diehl, K. Raus Aus Der AUTOkratie: Rein in Die Mobilität von Morgen! (Fischer E-Books, 2024).

    Dies ist das zweite Buch der Verkehrswende-Expertin Katja Diehl. In ihrem ersten Buch, »Autokorrektur«, beschrieb sie die Notwendigkeit und Möglichkeit einer Wende weg vom individuellen Auto als Standard hin zu einer Mobilität, die deutlich inklusiver und ökologischer ist.

    Mit der Umsetzung hapert es allerdings gewaltig. Es werden in Deutschland mehr anstelle weniger Autos, es werden weiterhin neue Fernstraßen gebaut, weiterhin klimaschädliche Dinge subventioniert. Woran liegt es? In diesem Buch beleuchtet sie die vielen Ebenen, auf denen die notwendige Transformation blockiert und verzögert wird. Durch Lobbyismus, gezielte Narrative der Autoindustrie, die durch Werbung bei der Bevölkerung landen. Politik, die zu sehr die Autoindustrie als gefühlt einzigen Wirtschaftsfaktor setzt.

    Sie zeigt durch Auszüge von vielen Interviews mit Personen, die schon viel bewegt haben, dass viel möglich ist. Es macht Mut und Hoffnung, dass es sich zum besseren ändern kann. Es bleiben jedoch große Widerstände, die den Prozess im Gegensatz zu vielen Nachbarländern dramatisch verzögern.

  5. Collett, P. Ich Sehe Was, Das Du Nicht Sagst: So Deuten Sie Die Gesten Der Anderen – Und Wissen, Was Diese Wirklich Denken. (Bastei Lübbe, 2004).

    Ein Buch über Körpersprache und andere implizite Kommunikation. Die Dinge, die dort drin stehen, wirken allerdings alle eher offensichtlich. Dominante Personen halten Blicke länger als unterwürfige Personen. Oder sie machen sich breiter und nehmen mehr Raum ein. Es ist zwar ganz nett zu lesen, aber nach dem ersten Kapitel hat es mich nicht packen können und ich habe es zur Seite gelegt.

  6. Bishop, C. M. & Bishop, H. Deep Learning: Foundations and Concepts. (Springer, 2024).

    Ein schönes Buch zum Thema Maschinenlernen, das alle aktuellen Themen behandelt und dabei auch die Grundlagen geschlossen erklärt.

  7. Conway, E. Material World: The Six Raw Materials That Shape Modern Civilization. (Alfred A. Knopf, 2023).

    Als Softwareentwickler sehe ich die Welt um mich vor allem in immateriellen Dingen. Dabei existieren diese Dinge dann doch in der materiellen Welt. Und diese besteht aus aus unglaublichen Mengen von sechs Stoffen: Sand (Glas, Beton, Silizium-Chips), Salz (Nahrungsmittel, Chlor-Chemie, Schießpulver, Dünger), Eisen (Stahl), Kupfer (Stromkabel), Öl (Energie, Chemie), und Lithium (Akkus). Der Autor widmet jedem Material einen Abschnitt, je drei Kapitel mit verschiedenen Aspekten.

    Insbesondere kommt auch ein geopolitischer Aspekt dabei auf. Die westlichen Industrienationen haben so etwas wie Stahl als dreckiges Relikt der Vergangenheit nach Asien ausgelagert. Die Konsequenz ist aber, dass wir in Deutschland nicht mehr günstig Stahl herstellen können. Die günstige Verfügbarkeit ist ein wichtiges Kriterium bei Dingen, denn ohne Masse kann man damit nicht viel machen.

    Ich fand das Buch einen sehr spannenden Einblick in eine Welt, die ich so bisher nicht gesehen habe.