Gelesene Bücher 2023
Hier die Liste mit Büchern, die ich im ersten Quartal 2023 gelesen habe. Auch dieses Jahr ist es wieder eine recht lange Liste geworden mit Büchern aus diversen Genres. Das meiste sind Fachbücher zu Psychologie, Stadtentwicklung und Softwareentwicklung, einige Romane sind aber auch dabei.
Weil die Listen der letzten Jahre so lang geworden sind, und ich es endlich geschafft habe, wieder mehr Bücher zu lesen, gibt es diese Liste schon nach dem ersten Quartal. Wahrscheinlich hat man bei grob 15 Büchern schon genug zu tun und die Listen mit über 40 Einträge aus den letzten Jahren sind einfach etwas zu lang.
Also dann, das hier sind die Bücher:
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van Deursen, S. & Seemann, M. Dependency Injection: Principles, Practices, and Patterns. (Manning, 2019).
Um Teile von Software zu entkoppeln und testbar zu machen, bietet sich das Dependency Inversion Principle an, das besonders im Rahmen der Clean Architecture genutzt wird. Dies führt zu vielen Interfaces und unabhängigen Implementierungen dieser. Wenn man das Programm startet, muss man die konkreten Typen zusammensetzen. Das kann unübersichtlich werden, wenn man es nicht systematisch macht.
In diesem Buch führen die Autoren das Konzept von Dependency Injection (DI) noch einmal neu ein, räumen mit vermeintlichem Wissen auf und führen durch einige konkrete Fallbeispiele. Sie zeigen, wie Kopplung entsteht, und wie man sie mit DI wieder loswerden kann.
Die Beispiele im Buch sind in C# gehalten, die Konzepte lassen sich allerdings auch auf jede andere objektorientierte Sprache übertragen. Ich finde das Buch sehr hilfreich und es hat mich auf meinem Weg zum Softwarearchitekten ein gutes Stück weitergebracht.
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Köhler, T. Freuds Psychoanalyse: Eine Einführung. (Psychosozial-Verlag, 2020).
In der öffentlichen Wahrnehmung gilt Freud entweder als Genie, dessen Ideen über hundert Jahre überdauert haben; oder als sehr merkwürdige Person, deren Schriften man besser heute nicht mehr ließt. Ich finde einige Konzepte der Psychoanalyse sehr hilfreich, daher wollte ich mehr über Freuds Werk und Weltanschauung lernen.
In diesem Buch gibt der Autor eine übersichtliche Einführung in die Theorien von Freud und ordnet auch direkt deren Entwicklung über Freuds Leben ein. Revisionen oder genauere Ausarbeitung von Ideen in späteren Aufsätzen bündelt er zusammen, sodass man viel einfacher ein kohärentes Bild bekommen kann, als wenn man direkt die Originalschriften versucht zu lesen.
Einige der Theorien und Ideen kommen mir eher absurd vor; die Interaktion von Unbewusstem, Vorbewusstem und dem inneren Zensor zur Entstehung von Träumen hingegen erscheint plausibel und interessant. Auch scheinen Konzepte wie Verdrängung von Erinnerungen und die inneren Widerstände sich an gewisse Dinge zu erinnern plausibel, das habe ich schon über Leute mit schockierenden Erlebnissen gehört. Das Problem mit der Psychoanalyse ist, dass sie nicht direkt quantitativ zugänglich ist und auch nicht so direkt mit der Medizin verknüpft ist, wie die Kognitionswissenschaft. Das macht es schwerer die Theorie wissenschaftlich zu falsifizieren, und wird immer wieder als Kritikpunkt genannt. Von daher konnte ich ein paar nette Theorien und Gedanken mitnehmen, wie relevant sie sind kann ich aber schwer einschätzen.
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Verkade, T. & te Brömmelstroet, M. Movement: How to Take Back Our Streets and Transform Our Lives. (Scribe UK, 2022).
Die Journalistin Thalia Verkade aus Rotterdam wollte eine Artikelserie darüber schreiben, wie man mit »Fahrradautobahnen« und Duschen am Arbeitsplatz die Leute aufs Fahrrad bekommen und somit die Fahrbahnen von Autostau entlasten könnte. Dazu traf sich mit Marco te Brömmelstroet, dem »Fahrradprofessor« aus Amsterdam. Sie beschreibt wie er sie nicht verstand und irgendwelche anderen Themen ansprach. In den Tagen danach dachte sie darüber nach, und betrachtete Mobilität breiter, als sie es vorher getan hatte.
Sie beschreibt ihre eigene Entwicklung, begann immer mehr zu lesen, immer mehr zu hinterfragen. Sie entdeckt die Autofokussiertheit von Regelwerken, die sie bisher als Expertenwissen nicht weiter hinterfragt hatte. Witzigerweise werden auch in den Niederlanden die Regelwerke von Privatfirmen herausgegeben und verkauft, die Verwaltungen planen anhand dieser, die Öffentlichkeit kann sie aber nicht einsehen. Das ist genauso wie in Deutschland mit ERA und RASt. Sie referenziert auch das Buch von Mahron, das ich letztes Jahr gelesen hatte.
Anfangs war ihr Ziel die Reisezeit zu minimieren, durch den Austausch mit te Brömmelstroet fand sie das immer weniger erstrebenswert. Immer schnellere Transportmittel reduzieren nicht die Zeit, die wir bereit sind, in ihnen zu verbringen. Wir legen einfach nur weitere Strecken zurück. Züge und autonome Autos, in denen man nebenbei etwas anderes machen kann, laden sogar dazu ein noch mehr Zeit zu verbringen. Das merke ich selbst, in der Bahn nach Köln kann ich lesen, somit sind 40 km zur Arbeit kein Problem.
Sie hat Diskussionen mit Tiefbauern, sie entlarvt wie festgefahren diese in ihren Regelwerken sind und gar nicht mehr reflektieren, welches Umfeld sie eigentlich bauen. Oder sie wissen es, dürfen aber gar nicht anders handeln. In den Niederlanden gehen noch diverse ähnliche Konflikte vor sich, auch wenn es aus Deutschland heraus gar nicht so aussehen mag. Auch dort wird hauptsächlich auf Geschwindigkeit und Durchsatz geplant, nur dass das Fahrrad mitgedacht wird. Aufenthaltsqualität ist häufig noch keine Priorität.
Das Buch hat mir gut gefallen und kann neben »Autokorrektur« von Katja Diehl auch ein guter Augenöffner bezüglich Mobilität und Aufenthaltsqualität sein.
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Wilson, R. Sleep: No More Sleepless Nights. (2015).
Ein ernüchternd oberflächliches Buch zum Thema Schlaf, das wohl nicht ohne Grund für nur 0,99 EUR als E-Book gibt. Letztlich steht dort nichts neues drin, nur einmal die grundlegenden Dinge wie dass man halt vor dem Zubettgehen keinen Kaffee trinken sollte, blaues Licht einen wach hält und welche Stoffe helfen und schaden. Vielleicht ist so eine grundlegende Zusammenfassung ein hilfreicher Einstieg, ich habe jedenfalls nichts neues daraus mitnehmen können.
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Pettifor, A. The Production of Money: How to Break the Power of Bankers. (Verso, 2017).
Die meisten klassischen Ökonomen und Banker sprechen offenbar nicht wirklich über den Ursprung des Geldes. Die allgemeine Bevölkerung scheint davon auszugehen, dass Geld von der Zentralbank kommt. In Wirklichkeit kommt alles Geld, das die Bürger sehen, von privaten Banken und ist Buchgeld. Das Geld der Zentralbank wird nur an private Banken weitergegeben. Das bedeutet, dass die Geldschöpfung in Wirklichkeit von den privaten Banken auf Wunsch der Kunden, die Kredite beantragen, erzeugt wird.
Den Bankenlobbyisten ist es gelungen, eine Geldpolitik zu etablieren, die auf den klassischen Wirtschaftstheorien und nicht auf den Keynesianischen beruht. Der Geldschöpfungsprozess wird ignoriert und dereguliert, wodurch Bankenkrisen wie die von 2007 möglich wurden.
Der Autorin scheint es darum zu gehen, die Öffentlichkeit über den Ursprung des Geldes aufzuklären und für mehr Kontrolle über die Geldschöpfung zu werben. Bei der Lektüre des Buches hatte ich den Eindruck, dass es noch viel mehr Text gibt, der mir aber nicht wirklich neue Erkenntnisse gebracht hat. Entweder habe ich es aufgrund mangelnder Wirtschaftskenntnisse nicht verstanden, oder es war ziemlich repetitiv.
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Larsen, R. Mastering SVG Web Animations, Visualizations and Vector Graphics With HTML, CSS and JavaScript. (2018).
Interaktive Grafiken finde ich großartig, daher wollte ich selbst auch welche erzeugen. Ich habe schon ein Buch über JavaScript gelesen und dies ist ein weiteres über SVG. Allerdings habe ich bisher doch noch keine spannende Anwendung dafür gefunden. Außerdem programmiere ich den ganzen Tag auf der Arbeit, sodass ich am Ende meine kreative Energie doch eher für Bleistiftzeichnungen oder Blogeinträge nutzen. Daher habe ich irgendwann aufgehört zu lesen und es nicht mehr verfolgt. Das Buch wirkt aber vernünftig.
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Duckworth, A. Grit: The Power of Passion and Perseverance. (2019).
Die Autorin schreibt über »Biss«, die Kombination aus Leidenschaft und Ausdauer. Die räumt mit dem Konzept Talent auf, das viele Leute als wichtigste Voraussetzung für Meisterleistungen sehen. Talent alleine sorgt mit dafür, dass man mit gleichem Einsatz schneller seine Fähigkeiten weiterentwickeln kann.
Besonders interessant war die Untersuchung zu bewussten Üben. Die reine investierte Zeit sagt nicht unbedingt etwas darüber aus, wie weit man kommt. Man muss sich bewusst Defizite klar machen und diese im Training angehen. Nur so kann man besser werden.
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Marx, P. Road to Nowhere: What Silicon Valley Gets Wrong about the Future of Transportation. (Verso, 2022).
Im Buch wird beschrieben, wie die Konzerninteressen das Automobil in den Mittelpunkt der US-Städte gestellt haben. Dann geht es in den weiteren Kapiteln darum, wie heutige Konzerne weiterhin ihre Vorstellungen versuchen durchzusetzen und es auch weiterhin keine Lösung für die erzeugten Probleme gibt.
Da ich in letzter Zeit viele analoge Bücher gelesen habe, war hier im ersten Kapitel fast nichts neues enthalten. Entsprechend habe ich dann für mich das Interesse verloren. Es wirkt aber durchaus lesenswert geschrieben und bietet eine leicht andere Perspektive auf die Probleme des Verkehrssektors und Stadtentwicklung.
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Tischer, C. Bloggen ohne Rechts-Stress: Was Sie über Urheberrecht, Abmahnungen & Co. wissen müssen. (persad UG, 2015).
Ich hatte eigentlich schon ein gutes Gefühl für den rechtlichen Rahmen meines Blogs. Allerdings wollte ich nochmal sicherstellen, dass das alles auch so passt. Dieses Buch hat die wesentlichen Fragen bezüglich Impressumspflicht, Einbinden externer Inhalte, Zitatrecht und möglichen Abmahnungen beantworten können. Nun kann ich in aller Ruhe weiter Blogartikel schreiben.
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Fontane, T. Effi Briest. (1896).
Ich war wohl im Deutschunterricht anwesend, als dieses Buch behandelt worden ist. Allerdings kann ich mich nur noch daran erinnern, wie mein Deutschlehrer erzählte wie zu der damaligen Zeit Chinesen für Sexualität gestanden hätten. Aus mangelndem Interesse hatte ich damals das Buch nicht gelesen, dies könnte den Umstand erklären. Nachdem ich bei "Zögling Törleß'" positiv überrascht war, wollte ich die Lektüre dieses Buch ebenfalls nachholen.
In den ersten Sätzen zeichnet Fontane ein überraschend plastisches Bild eines Landhauses, einer naiv kindischen Effi und ihrer vom Leben frustrierten Mutter. Schnell wird klar, dass Effis Mutter in ihrer Ehe mit Herrn Briest unglücklich ist. Ihre alte Liebe ist Herr Instetten, der damals noch nicht reich war. Nun möchte er allerdings Effi heiraten, als Ersatz für ihre Mutter. Und die Mutter freut sich auch, so kann sie immerhin durch ihre Tochter mit ihm verheiratet sein.
Besonders glücklich scheint Effi mit dieser Konstellation nicht zu sein. Das Leben auf dem Land gefällt ihr nicht, Instetten zeigt ihr gegenüber keine Liebe oder Zärtlichkeit. Effi wird schwanger, das Kind kommt aber nicht sonderlich aktiv vor. Sie findet nicht so recht Anschluss an die Gesellschaft, beginnt aber eine Affäre. Nachdem Instetten nach Berlin befördert wurde, ist Effi endlich in einer Großstadt. Nach sieben Jahren holt sie die Affäre ein, Instetten erschießt den Liebhaber im Duell, Effi wird ausgestoßen und auch von den Eltern verbannt.
Im Mittelteil wirkt das Buch etwas langatmig, das Ende hingegen ist wieder spannend. Die Probleme in der Ehe waren von Anfang an gelegt, und der Mutter war es etwas bewusst. Dem Vater scheint alles egal zu sein. Die Figur des Chinesen kommt tatsächlich immer wieder vor, sie sieht tatsächlich für das exotische und sexuelle. Immer wieder taucht die Figur auf, und Effis Wahrnehmung über die Legende vom Chinesen verändert sich mit ihrer eigenen Entwicklung. In ihm spiegelt sich Effis mangelnder intime Nähe zu ihrem Ehemann, die Geschichte von Instettens Verzicht auf Effis Mutter, und ihre Untreue.
Lustig waren auch noch Dinge, die heute ganz anders sind: Berlin und Charlottenburg waren getrennte Städte, es gab Nachtzüge und es gab mindestens zweimal täglich die Briefpost.
Es war also durchaus interessant diese Schullektüre nachzuholen. Und wie bei »Zögling Törleß'« hätte ich sie zur Schulzeit wohl auch nicht entsprechend verstehen können, selbst wenn ich das Buch gelesen hätte.
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Lopp, M. The Art of Leadership: Small Things, Done Well. (O’Reilly, 2020).
Der Autor beschreibt anhand seiner Karriere als Manager bei Netscape, Direktor bei Apple und Executive bei Slack wie er als Führungsperson gewachsen ist und lernte immer besser zu führen. In diesem Buch beschreibt er 30 kleine Dinge, die er für wichtig hält. Er hat kein Patentrezept oder magischen Trick zum Führen, sondern betont die kleinen Dinge, die man konsistent machen muss.
Für mich mitgenommen habe ich die Wichtigkeit von wöchentlichen Einzelgesprächen mit den Leuten, die geführt werden. Man soll seine Meinung ändern lassen, wobei ich das schon zu tun glaube. Dann soll man delegieren, bis es schmerzt. Dann soll man Dinge in die Hand nehmen und agieren, meist werden die anderen sich freuen; bremsen kann man notfalls noch immer. Die unstrukturierte Arbeitszeit ist schützenswert, einige Stunden am Morgen oder der ganze Freitag sollten reserviert werden. Kommunikation muss gut überlegt sein, weil jede Person etwas anderes verstehen wird. Es muss einen Karrierepfad für Ingineur*innen geben, sodass diese nicht nur Manager*innen werden wollen, weil sie sonst keine andere Entwicklungsmöglichkeit sehen.
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Hari, J. Stolen Focus: Why You Can’t Pay Attention. (Bloomsbury Publishing, 2022).
Wenn wir abgelenkt werden, so zersplittert unsere Aufmerksamkeit. Mit der Zeit wird es immer schwerer sich zu konzentrieren und einfacher abgelenkt zu werden. Wir entwickeln ein Verlangen nach immer mehr Ablenkung. Das Gegenteil ist "Flow". Da ist unsere Aufmerksamkeit bei exakt einer für uns relevanten Sache, die unsere Fähigkeiten fordert aber nicht überfordert. Wir gehen in dieser Sache auf und vergessen die Zeit. Danach haben wir etwas erreicht und fühlen uns gut.
Das nächste ist Schlaf. Ausgeschlafen können wir deutlich aufmerksamer sein. Bei Ermüdung kommen wir in Sekundenschlaf und können fast nichts mehr. Ein Großteil der Bevölkerung bekommt zu wenig Schlaf und nimmt abends Schlaftabletten und morgens Kaffee. Das ersetzt aber nicht hinreichend Schlaf. Erwachsene werden ruhig und unaufmerksam, Kinder werden hyperaktiv und unaufmerksam.
Es gibt dann weitere Kapitel zum Niedergang des Lesens, dem Verruf des Tagträumens und Sortieren von Gedanken. Der Autor führt in zwei Kapiteln aus mit welchen Mechanismen Konzerne wie Facebook oder Google unser Verhalten subtil ändern. Danach geht es an Lösungsmöglichkeiten, allerdings ist wenig davon auf dem individuellen Level machbar, man muss es gesellschaftlich ändern.
Bedrückend fand ich neben dem Einfluss der Tech-Konzerne auch noch den Einfluss von schlechter Ernährung und wie die unnatürliche Umgebung gerade bei Kindern zu ADHS führen kann. Hier verknüpft sich das für mich wieder etwas mit dem Wunsch nach Verkehrswende. Wenn Kinder nicht selbstbestimmt ihre Freizeit gestalten können, so entgeht ihnen die Möglichkeit sich selbst zu erleben und zu wachsen. Dieser Mangel an Wachstum führt dann zu einem Mangel an Aufmerksamkeit steht im Buch.
Das Buch ist ingesamt sehr schön geschrieben. Der Autor ist Journalist und beschreibt immer mehrere Perspektiven zu jedem Thema. Dadurch wirkt es ausgewogen und ansprechend zu lesen. Leider hinterlässt es eine gewisse Ernüchterung, die angesprochenen Probleme müssen als Gesellschaft angegangen werden. Aber je mehr Leute sich diesen Problemen bewusst sind, umso eher können wir als Gesellschaft etwas dagegen unternehmen.
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Stevens, E., Antiga, L. & Viehmann, T. Deep Learning with PyTorch: Build, Train, and Tune Neural Networks Using Python Tools. (Manning, 2021).
PyTorch scheint neben JAX das aktuell angesagte Framework für Maschinenlernen zu sein. Um hier einen Überblick zu bekommen, habe ich mir dieses Buch besorgt. Das Buch führt in PyTorch ein und zeigt anhand von einem komplexeren Projekt, was man damit so alles machen kann.
Für mich waren große Abschnitte um Buch nicht sehr relevant, weil ich schon viele grundlegende Dinge über Maschinenlernen an sich gelernt hatte und jetzt vor allem PyTorch sehen wollte. Die Autoren haben sich viel auf das konkrete Projekt konzentriert, aber weniger auf die Philosophie hinter PyTorch. Ordnet man das Buch gemäß der Quadranten der Dokumentation ein, so ist es vor allem ein How-To Guide, ich hätte aber gerne Explanation gehabt.
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Liu, C. The Three-Body Problem. (2008).
Dieses Science-Fiction-Buch umspannt ein paar Jahrzehnte während und nach der Kulturrevolution in China. Es gibt mehrere Charakterbögen, die schließlich zusammenkommen.
Die Physik in diesem Buch ist in Ordnung, es ist einiges an echter Science Fiction. Leider gibt es trotzdem noch einiges an Weltraumfantasie. Das Drei-Körper-Problem taucht auf interessante Weise auf. In diesem Sinne war es interessant zu lesen. Allerdings gibt es grobe Schnitzer bezüglich Quantenverschränkung und Informationsübertragung, das hat bei mir das Interesse dann gedämpft. Auch versteckte Dimensionen kommen vor. Da kann man nicht wirklich sagen, ob das nicht vielleicht so gehen könnte. Es wirkte zum Ende hin dann schon wie space magic.
Die Lektüre dieses Buches war ein bisschen seltsam. Zuerst kam ich nicht richtig in die Geschichte hinein, weil sie mir ziemlich fremd vorkam. Aber dann wurde ich richtig hineingezogen und habe das Buch in nur wenigen Sitzungen zu Ende gelesen. Das Ende des Buches ist nicht das Ende der Geschichte, es gibt noch zwei weitere Bände. Aber obwohl mich das Buch gefesselt hat, hätte ich lieber in einem Band abgeschlossen, als mit den Fortsetzungen weiterzumachen. Vielleicht werde ich die anderen Bände irgendwann in der Zukunft lesen, aber ich bezweifle es.
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Larson, W. Staff Engineer: Leadership beyond the management track. (2021).
Für Softwareentwickler gibt es in der Regel eine Karriereleiter, die als Junior-Entwickler anfängt und als Senior-Entwickler endet. Möchte man darüber hinaus, scheint man Personalverantwortung übernehmen zu müssen, also das Management. Viele Entwickler*innen wollen aber lieber weiterhin Entwicklung machen. Viele Firmen haben daher eine Abzweigung in der Karriereleiter, die sogenannten »Staff-Plus« Rollen. Dies sind dann Entwickler, die kein eigenes Team haben, allerdings direkt einem höheren Manager unterstellt sind. So hat ein Senior-Entwickler einen Teamleiter als Vorgesetzten, ein Staff Engineer wird dann aber von einem Abteilungsleiter geführt. Somit kann der Staff Engineer die Authorität vom Abteilungsleiter ausgeliehen bekommen und somit größere und schwerere Projekte angehen.
In diesem wird dieser Pfad aufgezeigt und auch erklärt, wie man ihn beschreiten kann. Die zweite Hälfte des Buches besteht aus Interviews mit Staff Engineers aus diversen Firmen. Das Buch ist natürlich auf den US-amerikanischen Markt ausgerichtet und fokussiert sich dann auch eher auf das Silicon Valley. So richtig mitgenommen haben mich diese Geschichten nicht, weil für mich der Übertrag fehlt. Bis ich den Sprung zum Staff Engineer machen kann, müsste ich erstmal so richtig in der Rolle des Senior Engineers ankommen, und da sehe ich mich noch nicht ganz. Von daher habe ich den Teil dann übersprungen.
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von Bronswijk, K. Klima im Kopf: Angst, Wut, Hoffnung: Was die ökologische Krise mit uns macht. (oekom, 2022).
Die Verhaltenstherapeutin und Greenpeace-Aktivistin beschreibt in dem Buch die psychologische Sichtweise auf die Klimakrise und was es mit uns Menschen macht. Sie schreibt auch recht viel zur Psyche von Aktivist*innen, was ich als selbst Aktiver sehr hilfreich findet. Gerade das Konzept des »Aktivisten-Burnout« fand ich spannend. Weil Konzerne die Ausbeutung der Lebensgrundlagen beruflich machen, kommt man im Ehrenamt nicht mehr hinterher. Je nach psychischer Herkunft kann man dann versuchen, durch noch mehr Einsatz die Welt trotzdem zu retten, das kann aber nicht funktionieren.
Sie bietet neue Sichtweisen und Narrative, wie man mit der Klimakatastrophe klarkommen kann. Sie benennt klar die Klimakatastrophe als das Problem und nicht unsere emotionalen Reaktionen darauf. Trotzdem müssen wir schauen, wie wir emotional damit fertig werden können. Sie zeigt diverse Mechanismen auf, mit denen man seinen Umgang damit nachhaltig gestalten kann.
Sehr schön finde ich die Darstellungen von Klimaangst, Klimatrauer und Klimawut. Klimaangst ist die Angst vor der kommenden Veränderung und den Problemen, die es mit sich bringt. Die Klimatrauer ist das Betrauern von Dingen, die durch den Klimawandel verlorengehen, seien es Spezies, Korallenriffe, Wälder, Flugreisen. Zuletzt hat sie noch die Klimawut, also die Wut über unzureichende Maßnahmen. Sie schreibt: »Ich glaube, dass Klimawut genauso wie Klimatrauer total unterschätzt wird. Das liegt auch daran, dass wir Wut häufig mit Aggression und Gewalt in Zusammenhang bringen und sie deswegen verpönt ist. Aber man kann Wut eben auch konstruktiv kanalisieren und in Handlung übersetzen, die uns weiterbringt.«
Für mein Engagement für die Mobilitätswende hilft mir das durchaus ein nachhaltigers Narrativ zu formen. Insbesondere die Bewegung »Beyond Hope«, die einen pragmatischen Optimismus möchte, hilft hier. Dadurch kann ich meine Einschätzung meiner Wirksamkeit von den tatsächlich erreichten Dingen trennen. Das muss ich auch, schließlich habe ich das meiste davon gar nicht in der Hand. Sie schreibt: »Es bedeutet auch, dass wir unsere Erfolge nicht mehr daran messen, ob sie letztendlich dazu führen, das verträgliche Limit von 1,5 Grad einzuhalten. Bei Beyond Hope geht es nur noch um die Frage, wer man sein möchte in der Zeit, die einem auf diesem Planeten gegeben ist.« Und hier möchte ich jemand sein, der sich für nachhaltige und menschengerechte Mobilität einsetzt. Daraus kann ich ein stabileres Selbstbild ziehen, als wenn ich mich an konkreten Entscheidungen oder Ergebnissen aufhänge.
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Filatjew, P. ZOV – Der verbotene Bericht: Ein russischer Fallschirmjäger packt aus. (Hoffmann und Campe, 2022).
Der Autor stammt anscheinend aus einer Militärfamilie und war selbst bei der Armee, verließ sich allerdings wieder. Während der Corona-Pandemie hatte er schlechte Jobaussichten und verpflichtete sich erneut als Fallschirmjäger. Ohne nennenswerte Ausbildung, mit unzurechendem Material und ohne klaren Plan wurde er dann Ende Februar 2022 in die Ukraine geschickt. Ihm kam das ganze total wahnsinnig vor.
Im Buch beschreibt er die ersten zwei Monate im Krieg, abwechselnd erzählt er von seiner Zeit nach der Verletzung und Kampfunfähigkeit. Die russische Armee scheint extrem schlecht aufgestellt zu sein, und er prangert diese Verwahrlosung und Korruption an. Zu seiner Dienstzeit hatte er sich immer wieder beschwert, auch eine Beschwerde ans Verteidigungsministerium geschickt. Danach hat man ihm das Leben besonders schwer gemacht.
Wahrscheinlich ist aber gerade das der Charakterzug, den ihn motiviert hat, dieses Buch zu schreiben. Er hat dieses Buch geschrieben, weil er nicht still sein wollte, obwohl das Aussprechen der Probleme inzwischen in Russland strafbar ist. Er schien bereit zu sein ins Gefängnis zu gehen, lebt jetzt im politischen Asyl in Frankreich. Am Ende des Buches beschwert er sich über die »Arschkriecher« in der Armee, die durch ihr Verhalten die Situation erst ermöglich hat. Er beschwert sich über jene Russ*innen, die sich jetzt für die russische Staatsbürgerschaft schämen. Alle Leute sollten so viel Einsatz zeigen, wie er das getan hat und versuchen das System zu ändern.
Ich kann seine Gedanken nachvollziehen, wenn sich alle Leute geschlossen gegen das System wehren würden, würde es verschwinden. Mir erscheint das allerdings etwas naiv, ohne die genaue Situation in Russland zu kennen. Mein Bild, geformt von den deutschen Nachrichten, ist das eines repressiven Systems, das den einzelnen Leuten derart harsche Konsequenzen für ein Aufmucken in Aussucht stellt, dass keine Person die erste sein möchte. Und dann ist es wie beim Gefangenendilemma: Natürlich wäre es besser, wenn alle Leute auf die Straße gehen. Aber wenn man selbst geht, und die anderen nicht, dann hat man ein massives Problem für sich. Und selbst wenn man trotzdem alleine geht, dann verändert es das System nicht.
Auch dass er selbst jetzt im Ausland lebt zeigt mir, dass er großen Mut bewiesen hat, sich so mit dem System anzulegen. Aber gleichzeitig zeigt es auch, dass das kein gangbarer Weg für jede Person ist. Ich wünsche mir, genauso wie er wohl auch, dass die Bürger*innen dieses System überleben und in Freiheit leben können. Aber ich fürchte, dass derartige Systeme stabiler sind, als er sich das vorstellt. Daher fällt es mir schwer mich seiner Wut über die Bürger*innen so anzuschließen.
Schaut man in andere Rezensionen im Internet, findet man noch ein paar Kontroversen. So schien der Autor vorzuhaben den Erlös des Buches an die Ukraine zu spenden. Später wollte er dann doch das Geld, oder zumindest einen Teil davon, behalten. Das wird ihm dann moralisch vorgeworfen. Der Mann muss sich in einem neuen Land einleben, dessen Lebenshaltungskosten wohl eher hoch sind. Dann muss er eine neue Sprache lernen, muss perspektivisch einen Job finden. Auch hat er wahrscheinlich nicht viel mitnehmen können. Von daher finde ich es hier schon eher überheblich, darauf zu bestehen, dass er alles Geld spendet. Er hat ja nicht den Krieg angefangen, um dann Geld mit dem Buch verdienen zu können. Andere Leute beschwerten sich, dass das Buch zu einfach geschrieben ist, und dass der Autor sich selbst ein bisschen überschätzen würde. Auch hier finde ich das übertrieben, er ist Soldat mit Mannschaftsrang, anscheinend ohne formale Ausbildung. Er schreibt authentisch seine Perspektive, und so sollte man das Buch wohl auch lesen.
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Kemfert, C. Schockwellen: Letzte Chance für sichere Energien und Frieden. (Campus, 2023).
Die Professorin für Energieökonomie und Beraterin der Bundesregierung rollt in ihrem Buch die Geschichte der Energiepolitik in Deutschland auf. Dabei geht sie insbesondere auf die immer wieder verstärkte Abhängigkeit von fossilen Rohstoffen im allgemeinen und von russischem Erdgas im speziellen ein. Viele der Entscheidungen wirken rückblickend total wahnsinnig, ergeben aber leider immer im Umfeld der Entscheidung ihren Sinn. Einzelinteressen konnten sich hier dank bestehender Konzernstrukturen durchsetzen, obwohl sie weder nachhaltig noch im Interesse der Bevölkerung sind.
Als Wissenschaftlerin hat sie viele der jetzt eingetretenen Szenarien bereits vor Jahrzehnten modelliert und gewarnt, seitens der Politik hat man lieber auf die Vertreter*innen der Industrie gehört. Dadurch haben wir jetzt Abhängigkeiten, die wir gar nicht hätten haben sollen. Sie kann auf viele Situationen zurückblicken, in denen sie damals Recht hatte. Man muss hier ein bisschen vorsichtig sein mit dem »Survivorship Bias«. Es ist möglich, dass sie einfach zufällig jene Expertin ist, die jetzt rückblickend Recht hatte, und ihre Vorhersagen nicht fundiert waren. Inhaltlich wirkt es auf mich allerdings sehr plausibel und entspricht auch meiner Wahrnehmung, sodass ich hier nicht von einem Zufall ausgehe.
Sie beschreibt, wie wir realistisch auf komplett erneuerbare Energien umsteigen könnten. Dies wäre sogar günstiger als die aktuellen Subventionen für fossile Energieträger zu erhalten. Wir müssten es aber in Angriff nehmen und anfangen etwas zu tun. Mut machen die Schilderungen von Bürgerinitiativen, die einfach selbst eine Energiegenossenschaft gegründet haben und sich so autark mit Energie versorgen, bürokratischen Stolpersteinen zum Trotz. Dies zeigt, dass es technisch möglich ist. Und es wäre auch auf viel größerer Skala möglich, wenn die Politik die Konzerninteressen weiter nach hinten stellen könnte.
Insbesondere rechnet sie mit »Brückentechnologien« ab. Diese hätten wir vor zehn oder zwanzig Jahren gebraucht. Aber nun stehen wir am anderen Ufer, wir brauchen keine Brücke mehr. Wir müssen nur endlich mal ankommen am anderen Ufer und entsprechend handeln. Jetzt noch Brücken zu bauen sei reine Geldverschwendung und Verzögerung.
Die Lektüre hat mich ernüchtert zurückgelassen, die Strukturen der »fossilen Oligopols« sind schon erschreckend stark und wirken seit Jahrzehnten erfolgreich gegen eine Aufweichung ihrer Macht. Ansätze für die Energiewende gab es immer wieder, wurden aber teilweise so geschickt verhindert, dass man wirklich Absicht und Boshaftigkeit unterstellen muss. Ein bisschen Hoffnung gibt es. Ich fürchte allerdings weiterhin ein Ignorieren der Wissenschaft und eine verschleppte Energiewende.
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Evans, E. J. Domain-Driven Design: Tackling Complexity in the Heart of Software. (Addison Wesley, 2003).
Dieses Buch ist einer der Klassiker für Softwaredesign. Ich hatte mir recht viel davon versprochen, allerdings erschienen mir viele der erwähnten Konzepte schon aus anderen Büchern ziemlich bekannt. Es ist ziemlich langatmig geschrieben und nach ungefähr einem Drittel hatte ich keine Lust mehr weiterzulesen.
Im Kern ist die Idee, dass man wirklich die Problemdomäne beim Design der Software berücksichtigt. Man soll eine gemeinsame Sprache zwischen Entwickler*innen und den Expert*innen finden. So kann man sich über das Gebiet und die Software austauschen, ohne dazwischen die Konzepte übersetzen zu müssen. Die Software repräsentiert dann nützliche Dinge und ist in einer Art erweiterbar, die für die Expert*innen vorhersehbar ist. Es gibt noch weitere interessante Dinge, wie einen Unterschied zwischen Entity und Value Object.
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Baer, U. & Frick-Baer, G. Wege finden aus der Einsamkeit. (Julius Beltz, 2010).
Im Gegensatz zu vielen anderen oberflächlicheren Ratgebern mit Erfolgsversprechen geben die beiden Psychotherapeuten einen Überblick über das Gefühl der Einsamkeit und zeigen auf, wie man das Gefühl wahr- und annehmen kann. Erst daraus ergeben sich dann individuelle Handlungsoptionen, die allerdings meist durch bestimmte biografische Entwicklungen blockiert sind. Anhand von einigen Fallbeispielen zeigen sie auf, was zu der gefühlten Unfähigkeit Kontakte zu knüpfen führen kann. Im letzten Kapitel ermutigen Sie sich »anderen zuzumuten« und Kontakte zu versuchen.
Bei der Lektüre haben einige Dinge mit mir resoniert, andere weniger. Auch wenn dieses Gefühl bei mir nicht mehr akut ist, so hat es mir Freude bereitet diese Entwicklung noch einmal in einem Buch zu lesen; alleine schon um die Normalität dieser »Schattenseitens des Lebens« bestätigt zu bekommen.
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te Brömmelstroet, M. Mobility Language Matters. (2020).
Das Wechselspiel zwischen Realität, Wahrnehmung und Sprache ist uns in vielen Lebensbereichen bekannt. Auch im Bereich Verkehr und Mobilität ist es nicht anders. In diesem Buch führt der "Fahrradprofessor" aus Amsterdam sehr viele Zitate aus diversen Werken heran um die sprachliche Entwicklung um das Automobil zu illustrieren. Es las sich eher zäh und ich fragte mich, wo der rote Faden ist.
Am Ende war es ernüchternd einfach nur die Wichtigkeit von Framing. So sollte man sich aus der "Zeit ist Geld" Perspektive lösen, diese führt nur zu immer höheren Geschwindigkeiten. Er schlägt drei Metaphern vor: (1) Straßen als Aufenthaltsorte, (2) Weg als Ziel und (3) Mobilität als Wechsel zwischen Lebensraum und Lebenszeit. Das letzte meint, dass eine nicht steigende Reisegeschwindigkeit dem Lebensraum einen Zeit gibt, weil wir nur eine begrenzte Zeit haben, und zu bewegen. Ist die Geschwindigkeit auf Fahrradgeschwindigkeit begrenzt, kann es nicht zu immer mehr Zersiedlung schauen.
Es ist entweder ein kürzeres Buch oder ein sehr langer Aufsatz. Der Text enthält zwar ganz viele Referenzen und Zitate auf andere Bücher, und dreht auch viele Argumente hin und her. Aber so richtig schlau geworden bin ich daraus nicht; vielleicht fehlt mir da der entsprechende Hintergrund um das wertschätzen zu können.
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Baer, U. & Frick-Baer, G. Vom Schämen und Beschämtwerden. (Julius Beltz, 2009).
Die beiden Psychotherapeut*innen beschreiben in diesem Band der »Bibliothek der Gefühle« die Facetten der Scham. Vor allem trennen sie die eigene natürliche Scham von der von extern kommenden Beschämung. Sie beschreiben die natürliche Scham als Selbstschutz unserer Intimsphäre, welche durchaus ihren Nutzen hat. Damit weichen sie in der Beschreibung deutlich von Larsson1 ab, die Scham als Signal für das Missachten der Bedürfnisse anderer Leute beschreibt. Die Beschreibung hier erscheint mir viel plausibler und kann zum Beispiel auch erklären, warum sich Opfer sexueller Gewalt für den Übergriff schämen.
Durch die Darstellung der beiden Arten von Scham können die nützlichen Aspekte der Scham von jenen getrent werden, die Leidensdruck verursachen. Viele Fallbeispiele aus Therapien machen deutlich, wie vielfältig die Prägungen sein können, die zu Scham führen. Ebenso vielfältig kann der Umgang damit sein. Die Scham wird häufig verdrängt und durch andere Gefühle wie Agressivität oder Gefühlslosigkeit ersetzt. Somit sind die Symptome für Scham gar nicht so klar, man muss erst für sich entdecken, was dahintersteckt.
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Baer, U. & Frick-Baer, G. Der kleine Ärger und die große Wut. (Julius Beltz, 2009).
Die beiden Therapeut*innen widmen sich in diesem Band dem Ärger. Dies ist insbesondere interessant für Personen, die sehr selten Wut zeigen. In ihnen ist dieses Gefühl häufig unterdrückt und findet dann andere Ausdrücke wie Trotz, Hass oder Zynismus. Wie in den anderen Büchern auch beschreiben sie einige Fallbeispiele und zeigen auf, wie sich Wut manifestieren kann. Auch geben sie Hinweise für einen sinnvollen Umgang damit.
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Reilly, T. The Staff Engineer’s Path: A Guide For Individual Contributors Navigating Growth and Change. (O’Reilly, 2022).
Dies ist ein sehr strukturiertes Buch über jene Dinge, die man als Staff Engineer tun muss und was die Leute erwarten werden. Es erklärt auch, wie man in diese Rolle kommt und welche Art von Führungsaufgaben man übernehmen kann. Ich habe es gerne gelesen und fand es hilfreich, da es viele neue Denkansätze für meine berufliche Entwicklung eröffnet.
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Awe, M. Wohlfühlgewicht: Wie du dich vom Diät-Zwang befreist und intuitiv deine Wohlfühlfigur erreichst. (Knaur Balance eBook, 2019).
Im letzten Winter bin ich wenig mit dem Fahrrad gefahren und habe leicht zugenommen. Ich suchte nach etwas Hintergrundwissen, wie ich das sinnvoll wieder loswerden kann. Viele Ansätze fühlen sich zum einen nicht gut an, zum anderen bringen sie aber auch eher das Gegenteil von dem, was man möchte.
Die Ärztin beschreibt wie man einen gesunden und intiutiven Zugang zur Ernährung finden kann. Ohne Wiegen, Kalorienzählen und auch mit einem Fokus auf die Trennung zwischen körperlichem Hunger und emotionalem Hungergefühl. Man soll seinem Körper vertrauen die Nahrung zu verlangen, die er braucht, und nicht mehr. So habe ich mich früher immer ernährt, und das hat gut geklappt. Mit diesem Buch bekommt man einige Ansätze, wie man wieder dahinkommen kann.
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Kieser, W. Ein starker Körper kennt keinen Schmerz: Gesundheitsorientiertes Krafttraining nach der Kieser-Methode. (Heyne, 2015).
In meinem Fitnessstudio liegt das Buch vom Gründer der Methode aus. Da es bei Skoobe inklusive ist, habe ich es einmal gelesen. Inhaltlich ist es ganz interessant, die Vorzüge des Krafttrainings werden beschrieben. Auch werden einige Dinge klargestellt. Der Autor scheint, möglichweise zurecht, von seiner Methode sehr überzeugt zu sein. Der teilweise etwas überhebliche Schreibstil erinnert mich an manche wissenschaftlichen Publikationen und ließ mich schmunzeln.
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Sapkowski, A. The Time of Contempt. (1995).
Das ist der fünfte Band aus der Witcher-Reihe. Auch wieder ein schöner Roman, diesmal geht es um Ciris Ausbildung in der Zauberei, die Invasion von Nilfgard in die nördlichen Königreiche ist in vollem Gange. Und Nilfgard versucht Ciri zu fangen, Ciri wehrt sich natürlich nach Kräften.
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Swallow, J. Deus Ex: Icarus Effect. (2011).
Vor einiger Zeit hatte ich das Computerspiel Deux Ex: Human Revolution gespielt und neulich den Nachfolger Deus Ex: Mankind Divided. Das Spiel hinterlässt offene Enden. Nachdem die Bücher zu Witcher so einen schönen Hintergrund zu den Spielen und der Serie gaben, habe ich auch hier nach Büchern geschaut. Dieses Buch scheint das erste zu sein.
Im Buch geht es um einen Mann, der für die private Söldnerfirma Belltower arbeitet und sich später einer anderen Truppe anschließt. Die zweite Protagonistin arbeitet für den Secret Service, wird aber in die Hände einer weiteren Gruppe gespült. Die erste Gruppe sind die Handlanger der Illuminaten, die zweite Gruppe kämpft gegen die Illuminaten. Irgendwann treffen sich die Protagonisten und es gibt viele Kämpfe und interessante Wendungen. Am Ende bleiben wieder genügend offene Fäden für eine Fortsetzung.
Dieses Buch spielt deutlich vor den beiden Spielen, die ich gespielt hatte. Die waren aber auch schon Teil 3 und 4 der Computerspielereihe. Computerspielprotagonist Adam Jensen arbeitet schon für Sarif, kommt aber bis auf eine Erwähnung im Buch nicht vor.
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Robinson, K. S. Das Ministerium für die Zukunft. (Heyne, 2021).
Das Buch ist eine merkwürdige Mischung aus Sachbuch und Roman. Die Kapitel sind abwechselnd Erzählungen von einigen Handlungssträngen. Es geht um jemanden, der in Indien eine Hitzewelle miterlebt und zusieht, wie viele Menschen sterben.
Interessant ist die Idee, dass die Vereinten Nationen ein Ministerium für die Zukunft gründen, das wohl im Verlauf des Buches immer tatkräftiger werden wird. Anfangs stellt es nur Empfehlungen aus.
Ich habe ungefähr ein Sechstel des Buches geschafft, danach hatte ich keine Lust mehr auf das merkwürdige Format zwischen Sachbuch und Roman.
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Göpel, M. Unsere Welt Neu Denken: Eine Einladung. (ullstein, 2020).
Die Transformationsforscherin und Nachhaltigkeitsexpertin zeigt in diesem Buch auf, wie unser auf Wachstum ausgelegtes Wirtschaftssystem auf der Prämisse des leeren Planeten ohne erkennbare Grenzen aufbaut. Nun ist der Planet aber voller Menschen und die Ressourcen begrenzt. Das ewige Wachstum wird nicht mehr weitergehen können, ein ernsthafter Abschied vom gängigen Wirtschaftssystem ist nicht zu erkennen.
Auch wenn sie viele gute Ideen aufzeigt und insbesondere im letzten Kapitel versucht Hoffnung zu machen und dafür wirbt sich für die Sache zu engagieren, bleibt für mich trotzdem eine demotivierte Grundstimmung. Das System des globalen Kapitalismus belohnt den Ausverkauf der Natur, die Zerstörung beinflusst das BIP positiv. Von daher erscheint es phasenweise ausweglos. Ich fürchte, dass der Klimawandel erst richtig schlimm werden muss, bevor sich das System ändern kann.
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Swallow, J. Deus Ex: Black Light. (Titan Books, 2016).
Dieses Buch spielt zwischen dem dritten (Human Revolution) und vierten (Mankind Divided) Computerspiel. Es geht um Adam Jensen und wie er zur Task Force 29 und dem Juggernaut Kollektiv kommt. Das Buch füllt die Lücke zwischen den Spielen. Es ist spannend geschrieben, obwohl ich durch das Spiel schon wusste, wie es ausgehen würde. Es ist auch so geschrieben, dass man kein Vorwissen aus anderen Büchern oder den Spielen braucht, das hat mir gut gefallen.
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Swallow, J. Deus Ex: Hard Line. (Titan Books, 2016).
Eine Kurzgeschichte über Alex Vega, wie sie zum Juggernaut Kollektiv gekommen ist und anfängt mit Adam Jensen zu arbeiten. Eine nette Geschichte, das an das Buch »Icarus Effect« und das Spiel »Mankind Divided« anknüpft. Das PDF gibt es kostenlos auf der Webseite des Autors.
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Swallow, J. Deus Ex: Fallen Angel. (Titan Books, 2013).
Diese Kurzgeschichte handelt von Faridah Malik zu der Zeit, als sie als Pilotin in Hengsha arbeitet. Es ist die Vorgeschichte zu ihrer Zeit bei Sarif Industries, fügt sich also gut als Vorgeschichte zum dritten Spiel ein.
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Lesch, H. & Kamphausen, K. Wenn nicht jetzt, wann dann?: Handeln für eine Welt, in der wir leben wollen. (Penguin, 2018).
Durch die Handlungslücke zum 1,5°-Ziel bin ich zunehmend ernüchtert. Das Buch von Maya Göpel hat in dieser Hinsicht nicht wirklich geholfen, es hat mich eher pessimistischer gemacht. Das Buch hier zeigt zwar auch wieder viele positive Einzelbeispiele auf, allerdings eben auch jene systemischen Dinge, die eine Energiewende verzögern.
Interessant fand ich vor allem die Vorstellung des solarthermischen Kraftwerkes. Im Gegensatz zu den Solarzellen wird hier Öl mit durch Spiegeln eingesammeltem Sonnenlicht erhitzt und diese anschließend in Strom umgewandelt. Man kann die Wärme allerdings auch im Öl speichern und somit regelbar Energie in das Netz einspeisen. Dies kann Schwankungen von PV- und Windkraftanlagen ausgleichen. Das erscheint technisch sehr sinnvoll und wurde auch schon häufig realisiert.
Das Buch hat an vielen Stellen den Appell sich politisch und in der Zivilgesellschaft zu engagieren. Mit dem Radentscheid tue ich das. Mir kommt es aber trotzdem weiterhin so vor, als könnte ich gar nicht genug machen, um ein Gegengewicht gegen den professionellen Lobbyismus der Großkonzerne darzustellen.
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Turkle, S. Simulation and its Discontents: Design, Technology, Business, Life. (2009).
Dies ist das vierte Buch von Sherry Turkle, das ich gelesen habe. Es ist zwischen »Life on a Screen« und »Alone Together« erschienen. Sie beschreibt hier wie verschiedene Gruppen über Simulation und Medien die Realität wahrnehmen. Es geht um Chemiker*innen, die Moleküle durch eine Computervisualisierung zum ersten mal »greifen können«, um das Team um die Mars-Rover, die sich fühlen als wären sie auf dem Mars. Es sind interessante Studien zur Wahrnehmung von Menschen und den Willen sich in Simulationen zu verlieren.
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Baer, U. Männerwürde: Laut und leise, stark und zart – ein Handbuch. (Herder, 2021).
Nachdem ich drei Bände der »Bibliothek der Gefühle« gelesen habe, wurde mir dieses Buch von Skoobe vorgeschlagen. Mir hat es sehr gut gefallen, weil es ganz viele Facetten behandelt, die für das Aufwachsen als Mann relevant gewesen sein können. Viele Fallbeispiele geben Möglichkeiten sich wiederzufinden oder Empathie für andere Personen zu bekommen. Auch dieses Buch ist hilfreich und anknüpfbar, gerade weil Beispiele und Hinweise anstelle von fertigen Ratschlägen gibt.
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Yong, E. I Contain Multitudes: The Microbes Within Us and a Grander View of Life. (Harper Collins, 2016).
Das Buch eröffnet eine komplett neue Sichtweise auf die Welt, nämlich über die omnipräsenten Mikroben. Im Buch wird beschrieben, wie vielfältig sie sind, und wie komplex das Zusammenspiel zwischen Tieren, Bakterien, Viren und Pilzen ist. Insbesondere das Konzept der »schädlichen Mikroben« und »guten Mikroben« wird ersetzt durch ein komplexes Bild auf die Wechselwirkungen zwischen unabhängigen Akteuren, die je nach Kontext eben förderlich oder schädlich sein können. Die große Fülle an Beispielen macht das Buch wirklich sehr spannend.
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DR Documentary. Cold Front. (2023).
Dieser Podcast ist zwar kein Buch, aber dennoch sehr interessant. Skandinavische Investigativjournalist*innen beleuchten die russische Spionage in den skandinavischen Ländern und fördern einige interessante Dinge zu Tage. Sie begannen ihre Untersuchungen nach der Explosion der North-Stream-Pipelines. Sie fanden diverse verdächtige Marineaktivitäten, Spione mit diplomatischen Papieren und diverse weitere Dinge.
Sie haben sich auch mit den Geheimdiensten unterhalten. Diese kannten die Erkenntnisse meist schon und wussten auch noch mehr. Es wirkt so, als wären die Geheimdienste schon hinreichend informiert, in der Öffentlichkeit ist das bisher aber noch unzureichend angekommen. Die Journalist*innen interpretieren es so, dass für Putin der Kalte Krieg nie aufgehört hat, für uns aber schon.
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Knight, N. Ties That Bind Us: A Caponelli Family Mafia Romance. (Wattpad Books, 2021).
Eigentlich gar nicht mein Genre, aber irgendwie hat dieser Roman doch mein Interesse geweckt. Es geht um Ava und Nick, die sich bei einem One-Night-Stand treffen. Später stellt sich heraus, dass sie jeweils aus verfeindeten Mafiafamilien kommen. Doch Avas Vater strebt eine strategische Allianz mit Nicks Vater an, sodass er die beiden zwingt zu heiraten. Sie entwickeln dann trotz des Zwanges eine tiefe Liebe zueinander. Mit der Zeit kommen noch diverse Dinge aus der Vergangenheit hoch, es gibt viele Konflikte und Drama.
Die Charaktere sind interessant. Die Handlung hat auch einige Wendungen, die jedoch alle relativ vorhersehbar sind. Es gibt scheinbar kleine Handlungsdetails, die später wichtig werden. Sie sind aber relativ offensichtlich, zu welcher Wendung sie noch führen werden. Trotzdem fand ich es eine angenehme Lektüre, die Geschichte endet auch rund.
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Jung, T. Hauskauf für Einsteiger. (Books on Demand, 2020).
Der Wohnungsmarkt ist aktuell ziemlich verrückt. Mieten sind teuer, Kaufpreise sind aber auch sehr teuer. Die Zinsen steigen, die Kaufpreise geben etwas nach. Aber es gibt einfach sehr wenig Angebot. Unabhängig von den finanziellen Abwägungen zwischen mieten und kaufen muss man aber ab einer gewissen Anzahl Zimmer, Lage und dem Vorhandensein eines kleinen Gartens wohl kaufen.
Um ein besseres Gefühl dafür zu bekommen, habe ich mir einmal Bücher zu dem Thema gesucht. Dieses dünne und günstige E-Book ist zwar mit Witz geschrieben, enthält aber letztlich nur wenige Dinge: (1) Mieten ist nicht unbedingt schlechter als Kaufen, (2) bloß keinen Stress machen oder sich machen lassen, (3) mit seinen eigenem Budget realistisch sein, (4) sich vor der Suche überlegen, was man möchte und (5) sich von Fachleuten beraten lassen. Nur Punkt 4 war mir neu, ich hatte mir bisher irgendwie alles angeschaut und fühlte mich dann überfordert.
Für den Einstieg ist das ganz nett gewesen, aber man sollte dann wohl noch etwas ausführlicheres lesen, wenn man das Thema weiter verfolgen möchte.
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Baer, U. & Frick-Baer, G. Gefühlslandschaft Angst. (Julius Beltz, 2009).
Ein weiterer Band aus der »Bibliothek der Gefühle«. Hier geht es um Angst und die Gefühle, die die Angst begleiten. Teilweise werden auch andere Gefühle als Angst wahrgenommen. Die Angst kann auch auftreten, wenn eigentlich alles positiv ist.
In dem Buch gehen die Autoren auf die verschiedenen Aspekte von Angstgefühlen ein, wann sie nützlich sind, wann sie schädlich sind. Sie geben viele Beispiele für Ängste, hinter denen eigentlich etwas anderes steckt. Anhand der Fallbeispiele kann man sich teilweise überlegen, wie eigenes Angstempfinden vielleicht auch andere Quellen hat.
Wie die anderen Bücher der Reihe finde ich auch dieses Buch ansprechend geschrieben, ohne überheblichen Ratgeber-Charakter und mit realistischen Erwartungen und ohne Versprechungen.
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Atai, G. Die Wahrheit ist der Feind: Warum Russland so anders ist. (Rowohlt, 2019).
Die ARD-Korrepondentin beschreibt in ihrem Buch, welche Bilder die russische Regierung im In- und Ausland verbreitet um ihre Interessen zu etablieren. Man erfährt von einem System, das hauptsächlich auf Machterhalt, Träumen von einem »Großrussland« und weiteren derartigen Dingen beruht.
Putin und viele andere in der Regierung waren früher beim KGB. Entsprechend sieht er alles durch diesen Blickwinkel. Anscheinend hält er zivilgesellschaftliche Organisation nicht für möglich, hinter allem müssen staatliche Akteure stecken, also westliche Geheimdienste. Die eigenen Staatsmedien verbreiten Propaganda im Ausland, entsprechend werden ausländische Sender ebenfalls als Propaganda bewertet.
Sie beschreibt auch Gespräche mit den Bürger*innen in Russland und wie sie sich innenpolitisch vernachlässigt fühlen. Der Rückhalt der Regierung schwindet, allerdings sind die Narrative über ein von Feinden umstelltes Russland noch immer hinreichend wirkungsvoll um das System zu halten. Zusammen mit der orthodoxen Kirche hat sich Putin als der von Gott gesandte starke Mann etabliert, zu dem es einfach keine Alternativen gibt.
Das Buch ist ziemlich bedrückend. Die russischen Narrative haben sich schon gut in der westlichen Welt festgesetzt. Wahlbeeinflussung wird in Russland offen gefeiert, Trump und der Brexit sind zwei Erfolgsgeschichten. Dann gibt es diverse Troll-Fabriken, russische Fernsehsender mit Kreml-Programm und genügend Leute im Westen, die sich einspannen lassen. Zusammen mit dem Podcast »Cold Front« zeichnet sich ab, welche Großmachtsfantasien da eigentlich hinterstecken.
Das Buch ist auch vor der russischen Invasion in die Ukraine geschrieben. Ich hatte ehrlich gesagt zwar die Annexion der Krim noch als klare Aggression durch Russland verstanden, bei den Kämpfen im Donbass habe ich gar nicht so genau hingeschaut. Das, was ich jetzt aber in dem Buch gelesen habe, zeichnet ein ganz anderes Bild, Russland war schon immer klar der Aggressor. Und somit ist die inzwischen stattgefundene vollständige Invasion überhaupt nicht mehr überraschend gewesen. Ich finde es bemerkenswert, dass 2019 das schon so absehbar war, und ich 2022 trotzdem so überrascht war, als die komplette Invasion begann.
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Fournier, C. The Manager’s Path: A Guide for Tech Leaders Navigating Growth & Change. (O’Reilly, 2017).
Nachdem ich im letzten Quartal Bücher über die Karriereleiter des »Staff Engineers« gelesen habe, wollte ich nun das in den Vorworten jener Bücher erwähnte Buch von Frau Fournier lesen. Sie beschreibt Management von Technikern und die verschiedenen Stufen vom Teamleiter bis zum Chief Technology Officer (CTO). Für jede Stufe erklärt sie typische Aufgaben, Probleme und Entwicklungsmöglichkeiten.
Mich hat vor allem interessiert, was die Alternative zum Pfad des Staff Engineers ist. Auch wollte ich wissen, was man von einem Manager erwartet um mir ganz langfristig Gedanken zu machen, wohin ich mich eigentlich entwickeln möchte. Außerdem kann man mit diesem besseren Blick sich auch besser führen lassen und weiß, was die eigenen Manager von einem erwarten und man von ihnen erwarten kann.
Besonders interessant fand ich das letzte Kapitel über die Schaffung einer Kultur. Ein neues Startup mit 10 Leuten braucht das noch nicht, eine etablierte Firma hat sie schon. Für schnell wachsende Firmen kommt aber irgendwann der Punkt, an dem man mehr Struktur einführen muss. Sie beschreibt, welche Strukturen man einführen kann und welche Abwägungen man dabei treffen muss.
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Baer, U. & Frick-Baer, G. Vom Sehnen und Wünschen. (Julius Beltz, 2009).
In diesem Band der »Bibliothek der Gefühle« schreiben das Autorenpaar über unterdrückte Wünsche und wie Personen das Sehnen verlernen können. Sie geben Einblicke in Biografien und beschreiben wie diese Personen sich wieder etwas wünschen können.
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Eyal, N. Hooked: How to Build Habit-Forming Products. (Penguin, 2014).
Der Autor berät Firmen im Silicon Valley wie sie ihre Nutzerschaft besser an ihr Produkt binden können. Auf das Buch bin ich durch »Stolen Focus«2 aufmerksam geworden. Eyal beschreibt in seinem eigenen Buch, wie man Leute manipulieren kann, sieht die Verantwortung sich vor negativen Folgen zu schützen trotzdem bei den Personen selbst.
Ethische und moralische Bedenken werden im letzten Kapitel behandelt, allerdings scheint er kein Problem mit Manipulation zu haben solange man glaubt das Leben der Leute zu verbessern. Die angeführten Beispiele wirken allerdings etwas selbstgerecht. So ist das »Bedürfnis«, das Instagram lösen soll die Angst etwas zu verpassen. In meiner Wahrnehmung haben erst Plattformen wie Instagram dazu geführt diese Angst in der Form zu formen.
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Sapkowski, A. Baptism of Fire. (1996).
Der nächste Teil aus der Witcher-Serie.
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Doctorow, C. The Internet Con: How to Seize the Means of Computation. (Verso, 2023).
Der Autor beschreibt die Machtkonzentration bei den großen Tech-Konzernen und wie diese mächtiger sind als gewisse Länder und ihre Regierungen. Diese Machtkonzentration ist nicht gut für die einfachen Leute, diese können aber auch wenig dagegen ausrichten.
Interessant waren gewisse Erzählungen. Zum Beispiel wurden seit den Siebzigern systematisch die Gesetze gegen Kartelle aufgeweicht. Es gab eine dann dominant werdende Interpretation dieser Gesetze nach der Monopole sogar gut für Verbraucher*innen wären, schließlich könnten diese ganz effizient Produkte anbieten. Konkurrenz kostet nur Geld. Daher sind Monopole per se nicht schlecht. Nur wenn die Produkte zu teuer oder zu schlecht werden, dann wäre auch das Monopol schlecht. Mit komplexen Modellen haben Ökonomen aus Chicago allerdings auch tatkräftig geholfen um alle Preissteigerungen nach einer Fusion auf externe Faktoren zu schieben. Ohne das Monopol wären die Preise nur noch höher geworden!
Die Hauptlösung des Autors ist das Legalisieren von Interoperabilität. Aktuell ist es durch Legislatur wie den Digital Millennium Copyright Act verboten Produkte auseinanderzunehmen und digitales Rechtemanagement zu umgehen. Egal wie billig die Vorkehrungen sind, es ist illegal sie zu umgehen. Und so verkaufen Druckerhersteller überteuerte Tinte, Traktoren und Autos können nicht mit Ersatzteilen von Drittanbietern repariert werden. Selbst Teile von einem Fahrzeug können nicht in das andere Fahrzeug gepackt werden ohne dass Techniker*innen der Firma das Bauteil wieder freischalten.
Wie realistisch man damit allerdings umgehen kann, weiß ich aber nicht. Mir scheint dass die Ideen an sich gut sind, die Umsetzung im aktuellen politischen Umfeld aber keine Mehrheit finden wird.
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Sapkowski, A. The Tower of Swallows. (1997).
Der sechste Band aus der Witcher-Serie. In diesem Teil ging es um die Ciris Flucht vor ihren Verfolgern. Irgendwie hat sich das Buch aber etwas gezogen und aus dem Ende bin ich dann auch nicht schlau geworden. Ich hatte das schon beim Ende des dritten Computerspiels, das ich daraus nicht so ganz schlau geworden bin. Ich hatte die Hoffnung, dass die Bücher das aufklären würden. Jetzt sind noch zwei Bände übrig, vielleicht lese ich die noch. Aber erstmal etwas anderes.
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Mölling, C. Fragile Sicherheit: Das Ende des Friedens und die neue Konfliktordnung. (Herder, 2023).
Der Sicherheitsexperte schreibt über die sich schon länger im Hintergrund verschiebende Sicherheitsordnung in Europa und wie die Bevölkerung erst so langsam ahnt, was da eigentlich passiert. Die russische Invasion in die Ukraine 2022 war nicht der Anfang, die Annexion der Krim 2014 eigentlich auch nicht. Schon davor gab es diverse Verschiebungen.
Die USA hat China als neuen Herausforderer, Russland ist bei denen nicht mehr die oberste Priorität. Somit muss sich Europa selbst gegen Russland behaupten. Allerdings ist Europa noch nicht hinreichend fähig sich zu verteidigen.
Mölling empfiehlt eine neue Interpretation der Begriffe von Krieg und Frieden. Heutzutage sei das Gegenteil von Frieden nicht der Krieg, sondern der Unfrieden unterhalb der Schwelle vom Krieg. So haben wir Handelskriege, hybride Kriege oder das Schaffen von strategischen Abhängigkeiten.
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Karpyshyn, D. Mass Effect: Revelation. (2007).
Nachdem ich neulich die drei Teile der Computerspielreihe Mass Effect nochmal durchgespielt habe, wollte ich analog zu den Büchern aus dem Deus Ex Universum auch die Bücher aus dem Mass Effect Universum lesen. Das hier ist das erste und spielt vor dem ersten Spiel.
Es handelt von der Geschichte von Anderson und Saren und wie die Sovereign entdeckt wurde. Im ersten Spiel fängt man als Commander Shepard an und wird von Saren beaufsichtigt, man kämpft gegen die Geth und erfährt irgendwann auch auf eine unangenehme Art von Sovereign. Man merkt, dass Saren da ziemlich tief drin steckt. Und das Buch zeigt auf, wie Saren da reingeruscht ist.
Das Buch ist schön zu lesen, ich habe es in zwei Tagen verschlungen, weil es sich einfach so leicht und spannend gelesen hat. Ich bin schon gespannt auf die weiteren Teile der Reihe.
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Karpyshyn, D. Mass Effect: Ascension. (2008).
Der zweite Teil der Mass Effect Reihe spielt zwischen dem ersten und zweiten Computerspiel. Es geht um die Machenschaften von Cerberus und die Grissom Academy. Kahlee Sanders ist eine der Protagonistinnen in diesem Buch.
Auch dieses Buch war schön zu lesen, auch das habe ich in zwei oder drei Tagen verschlungen.
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Kistler, M. You Can Draw in 30 Days: The Fun, Easy Way to Learn to Draw in One Month or Less. (Da Capo Lifelong Books, 2011).
Realistische Zeichnungen fand ich schon immer faszinierend, war allerdings davon überzeugt einfach nicht zeichnen zu können. In der Grundschule habe ich irgendwie nur Mandalas mit Buntstiften ausgemalt. Im Kunstunterricht an der weiterführenden Schule war es irgendwie hauptsächlich das erniedrigende Gefühl nicht so gut zu sein wie die guten in der Klasse. Die konnten irgendwie super gut zeichnen und ich wurde nicht besser. Die Kunstlehrerinnen haben die guten Bilder dann aufgehängt, ich habe es irgendwann nicht mehr weiter versucht. Nur bei der Fluchtpunktperspektive, das konnte ich mit am krassesten. Den Rest halt nicht.
Dieses Buch hier eröffnet einen neuen Zugang zum Zeichnen. Es holt Erwachsene und Kinder in ihrem »ich kann nicht zeichnen« ab und motiviert es dann doch einmal zu versuchen. Früher war man stolz auf seine Kritzeleien, das hörte dann aber irgendwann auf. In dem Buch gibt es 30 Übungen, die erstmal mit Praxis anfangen und später die Theorie einbringen. Man lernt schon alles, aber zuerst die Intuition und den Spaß, später die Technik. Das ist insbesondere ideal für alle, die bei Kreativität erstmal Scham und Angst verspüren, so wie ich. Mir hat das Buch sehr geholfen ein neues Hobby zu entdecken, an dem ich Spaß habe.
Die meisten meiner Zeichnungen kann man in meiner Galerie anschauen. Unter dem Schlagwort Zeichnen findet man auch noch ein paar Blogeinträge zu dem Thema.
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Karpyshyn, D. Mass Effect: Retribution. (2010).
Das ist der dritte Teil der Reihe, er spielt zwischen dem zweiten und dritten Spiel. Der Agent, der in Ascension Cerberus verlassen hat, wird in diesem Teil gejagt. Es war auch wieder spannend zu lesen, das Buch habe ich in einem Tag runtergelesen.