Fazit Flex-Rentenversicherung
Ich habe meine Flex-Rentenversicherung gekündigt, weil mir die laufenden Kosten irgendwann zu hoch erschienen. Das Fazit ist ziemlich ernüchternd.
Während des Studiums ist einer meiner Freunde Makler für Finanzprodukte geworden. Er hat mich dann auch einmal beraten. Ich nahm das Angebot gerne an, schließlich erschien mir das deutlich seriöser als von einem Sparkassenberater teure und nutzlose Produkte verkauft zu bekommen.
Einer der Aspekte ist die Alterssicherung. Da wir ja alle eine ordentliche Lücke haben werden, muss man privat vorsorgen. Und da gibt es ganz viele verschiedene Möglichkeiten:
- Einfach selbst Geld ansparen. Man zahlt dann auf die Gewinne am Ende die Kapitalertragssteuer von 25 % plus Solidaritätsbeitrag.
- Eine Riester-Rente kann man in ein Einzahlungsphase vom zu versteuernden Einkommen absetzen, zahlt also effektiv aus dem Bruttogehalt ein. Später im Alter zahlt man dann auf die Beiträge Einkommensteuer. Auf die eingezahlten Beiträge gibt es eine Garantie (was die Rendite schmälert). Die Beträge sind geschützt vor Pfändung bei Arbeitslosigkeit. Man muss sich einen gewissen Teil verrenten lassen, kann sich aber auch einen Teil auszahlen lassen.
- Die Rürup- oder Basisrente ist komplett steuerlich absetzbar. Man kann sie nur verrenten lassen. Sie ist komplett geschützt bezüglich arbeitslosigkeit.
- Die Flex-Rente zahlt man aus dem Nettogehalt. Es gibt keine direkte Förderung. Bei der Auszahlung nach dem ~63. Lebensjahr zahlt man allerdings nur die halbe Kapitalertragssteuer. Man kann jederzeit Geld rausnehmen, zahlt dann die volle Kapitalertragssteuer.
- Betriebliche Altersvorsorge, die Arbeitgeber geben hier noch was dazu.
Ich habe einen Riester-Vertrag, bei dem letztlich der Staat von mir weniger Steuern einsammelt und dafür dann aber die Versicherungskonzerne Geld bekommen. Für uns als Gesellschaft ein Verlustgeschäft, für mich aber vielleicht am Ende positiv.
Dann hat er mir noch eine Flex-Rente verkauft. Die Idee ist ja, dass man ganz viel Zinseszins anhäuft und dann eben weniger Steuern zahlt. Klingt super. Der Haken ist aber, dass dieser Versicherungsmantel aber so grob 1 % Kosten hat. Und dann nochmal einen vierstelligen Betrag Provision an den Makler. Zudem kann man nur bestimmte Fonds wählen. In meinem alten Vertrag gab es so gut wie keine ETFs. Somit hat man dann noch hohe Verwaltungsgebühren bei den Fonds. Aber man bekommt einen Teil davon dann doch zurück, weil die Versicherungsgesellschaft ja Großkunde bei den Fonds ist.
Es ist schon wirklich ziemlich mühsam das durchzurechnen. Aber so richtig sinnvoll kam mir das nicht mehr vor. Vor allem einfach unflexibel. Ich habe den Vertrag schon länger nicht mehr erhöht, weil es mir so unseriös vorkam. Und nun habe ich gekündigt.
Durch die vorzeitige Kündigung habe ich natürlich diverse sozusagen unfaire Nachteile: Ich habe keinen Vorteil durch die reduzierten Steuern, habe aber die ersten fünf Jahre die Provision an den Makler abdrücken müssen. Somit steht der Vertrag natürlich schlechter dar als ein Depot. Aber ob sich das langfristig irgendwann gelohnt hätte, wollte ich nicht mehr abwarten. Ich wollte da nicht noch mehr Geld verbrennen in Konstrukten, die ich nicht verstehe.
Dann lasst uns mal schauen, wie sich das so entwickelt hat. Ich habe den zum 01. Dezember 2016 angefangen und dann 31 EUR/Monat eingezahlt. Ab dem 01. Juni 2018 habe ich dann als Doktorand mit halber Stelle 125 EUR/Monat eingezahlt. Die letzte Einzahlung habe ich am 01. November 2023 gemacht. Somit sind das also 8.808 EUR insgesamt.
Hätte ich das Geld unverzinst einfach liegen gelassen, dann wären es noch 8.808 EUR. Hätte ich 2 % Zinsen auf das jeweils gesparte Guthaben bekommen bekommen können, so wären es 9.363 EUR geworden.
Um mich rückblickend gut beraten worden zu fühlen, hätten wir das Geld in den MSCI World anlegen sollen. Und da können wir historische Daten. Und das ganze simulieren.
Ich rechne also aus, wie viele Anteile ich jeden Monat für meine Einzahlung erhalten hätte. Am Ende hätten wir dann 3,656 Anteile, die dann zum Stichtag 30. November 2023 wären die jeweils 3023,63 Wert. Das wären dann 11.054 EUR Wert. Das wären 2.246 EUR Gewinn über den Einzahlungen. Hier zahlt man dann grob 18,5 % Kapitalertragssteuer, weil es ein Aktienfonds mit Teilfreistellung ist. Es würden also grob 414 EUR Steuern fällig, von denen man sich einen Anteil zurückholen kann. Überwiesen bekommt man also erstmal 10.639 EUR.
So, und was habe ich überwiesen bekommen? Ich hatte 6.839 EUR am Ende, den sie mir überwiesen haben. Und es gab auch irgendwie keinen Gewinn, scheint mir. Wenn ich das jetzt richtig gedeutet habe, haben sie 1700 EUR Verlust angesetzt. Das können ja unmöglich die abgeführten Steuern sein.
Ja, dann habe ich im Vergleich zum eingezahlten Kapital 1.969 EUR verloren. Die sind jetzt bei der Versicherung, dem Makler und den Fondsmanagern. Kauft euch ein Eis davon.
Hätte man mich aber besser beraten, so hätte ich jetzt 10.639 EUR ausgezahlt bekommen. Das sind also 3800 EUR Differenz zu der Anlage, die ich mit meinem heutigen Wissen gemacht hätte.
Immerhin kann ich das übrig gebliebene Geld die nächsten 35 Jahre dann besser anlegen. Besser irgendwann den Stecker ziehen als das tote Pferd noch weiter versuchen zu reiten.