Fazit Fahrradkamera

Manchmal fahre ich mit einer Kamera am Fahrrad, um Material für Blogartikel zu sammeln oder besonders schöne Abfahrten aufzunehmen. Da immer wieder auch brenzlige Situationen im Straßenverkehr auftreten, während die Kamera läuft, konnte ich diese anzeigen. Dazu möchte einmal ein Fazit ziehen.

Inzwischen kann auch einige Fälle zurückschauen. Der heftigste war der Fall mit Abdrängen nach Überholen. Das ging über die Polizei an die Staatsanwaltschaft. Es kam eine Gegenanzeige, für deren Abwehr ich ungefähr 800 EUR aufgewandt habe. Im Ergebnis wurde alles eingestellt. Falls nun noch so etwas passieren sollte, wird nicht mehr eingestellt. Ein schwacher Trost.

Es gab einen Fall in Remagen in der Fußgängerzone. Ich habe mein Fahrrad geschoben, und dann fuhr jemand mit Auto durch die Menschenmenge, das war echt unangenehm. Die Polizei Remagen schien irgendwie nicht darauf zu kommen, dass man das Video online verschicken könnte. Die wollten wirklich mit einem Streifenwagen aus Rheinland-Pfalz zu mir kommen, um einen USB-Stick abzuholen. Ich habe es dann hochgeladen und ihnen die Link an die E-Mail-Adresse der Wache geschickt.

Bei einem Schneiden bei Eitorf landete das am Ende bei der Polizei in Sankt Augustin. Dort schien man das Konzept von Video gar nicht zu mögen, und fing an mit Datenschutz versuchen zu wollen, mich von der Anzeige abzubringen. Das hatte auch geklappt, mir war es das nicht wert. Also effektiv kann man das in dem Kreis lassen.

In der Stadt Bonn klappt es allerdings sehr gut, siehe den Erfahrungsbericht. Das geht sowohl über die Polizei, als auch direkt über die Bußgeldstelle. Datenschutz scheint hier kein Vorwand zu sein.

Bei reinen Ordnungswidrigkeiten in Bonn gibt es bisher problemlos. Bei anderen Dingen ist es dann teilweise ein Problem. Dazu kommen dann noch Kosten wie Zeit um Akkus zu laden, Dinge von der Speicherkarte zu übertragen, es bei der Online-Wache der Polizei hochzuladen, die Kamera am Fahrrad zu befestigen.

Die Frage ist aber auch, was es bringt. Das hat zwei Aspekte. Zum einen ist es das persönliche Gefühl, sich wehren zu können. Das tut gut, aber so wirklich nachhaltig ist es nicht. Dafür passieren diese Art Vorfälle viel zu häufig. Und das bringt mich zum zweiten Aspekt. In England hat die Polizei explizit zum Einsenden von Videos aufgerufen. Das haben viele Leute gemacht, sodass Personen im Auto nun davon ausgehen müssen, gefilmt zu werden. Das hat dann einen gesellschaftlichen Effekt, der etwas bringt. Wenn eine einzelne Person das als Beifang hat, so macht es keinen Unterschied. Und dass man mehrfach die gleiche Person im Straßenverkehr trifft, halte ich für unwahrscheinlich.

Daher habe ich, analog zur Pause bei Falschparkern, auch eine Pause von diesem Beifang gemacht. Ich kann noch immer Videos von Infrastruktur und Sport aufnehmen, drücke die Behalten-Taste aber nicht mehr bei brenzligen Situationen. Lieber setze ich mich im Rahmen des Radentscheides dafür ein, dass die Infrastruktur robuster wird, und dass der Ordnungsdienst flächendeckend kontrolliert. Das erscheint mir besser zu sein. Und vorausschauend fahren muss ich so oder so.