Fahrradexperiment Maximilianstraße

Schon seit längerem läuft in der Maximilianstraße ein Experiment mit einem Fahrradstreifen. Da die Ratshausgasse für den Durchgangsverkehr gesperrt worden ist und durch die Sperrung der Kaiserstraße somit auch in der Maximilianstraße nur noch sehr wenig Verkehr durchkommt, konnte eine Spur an die Radfahrer gegeben werden. An der zweiten Ampel an der Einmündung zu Am Hauptbahnhof sieht das ganze dann so aus:

Erstmal scheint das eine feine Sache zu sein. Jedoch offenbart sich das Problem nach der Rechtskurve: Die Straßenbahnschienen. Die liegen nämlich hier in der rechten Spur. Man muss also beim Abbiegen entweder rechts der Schienen bleiben oder zwischen die Schienen wechseln. Hinter der Kurve sieht es dann so aus:

Mir ist nicht ganz klar, ob diese Spur jetzt für Radfahrer benutzungspflichtig ist. Das Schild an der Ampel ist auf blauem Hintergrund, es zeigt das Ende eines benutzungspflichtigen Radwegs an. Kurz davor (nicht sichtbar) ist auch das Schild für den Anfang. Anscheinend muss ich also hier fahren.

Wenn ich weiter geradeaus fahren muss, ist das kein Problem mit den Schienen. Möchte ich aber links in die Herwarthstraße abbiegen (hinter den Polizeiautos), so muss ich die mittlere Spur kreuzen. Wenn ich aber bis zur Ampel auf der rechten Spur bleiben muss, so habe ich nur recht wenig Strecke um mich einzuordnen. Durch die Baustelle muss ich hinter der Ampel in jedem Fall zwischen den beiden Schienen fahren. Einen Schulterblick zu machen ohne die Spur zu verlieren ist schwer. Vor allem, wenn man nicht rausziehen kann und es nochmal versuchen muss.

Zweimal habe ich es versucht, bin zweimal fast in die Schienen gekommen. Ich habe durchaus Übung; andere Radfahrer haben am rechten Fahrbahnrand angehalten und abgewartet, bis kein Verkehr mehr durchkommt und sind dann gefahren.

Es ist für mich deutlich angenehmer dort so zu fahren wie früher: Direkt an der Ampel im oberen Bild auf die linke Spur einordnen, sodass ich direkt auf die mittlere Spur starten kann und mich nicht mehr einordnen muss.

Das Experiment ist bestimmt gut gemeint, aber für mich verschlechtert es die Sicherheit letztendlich und ich wäre froh, wenn es nicht fortgesetzt wird.


Im Bekanntenkreis habe ich von einem Fall am 14.08.2020 erzählt bekommen, bei dem es durch pures Glück nicht zu einer Katastrophe gekommen ist:

So, das wäre es jetzt gerade fast für mich gewesen. Beim Spurenwechsel mit dem Fahrrad vor dem Haupteingang des Hauptbahnhofs ist das Fahrrad mit voller Fahrt in einer Schiene hängen geblieben, gekippt. Ich nur eine Hand am Lenker, musste ja links abbiegen anzeigen. Rad strauchelt. Ich schaffe es mit Ach und Krach, nicht auf der Straße zu landen, muss das Rad stoppen. Liegend. Hinter mir hat es ein Auto gerade so mit quietschenden Reifen geschafft, mich nicht anzufahren. Hinter ihm noch ein Auto, ebenso Vollbremsung.

Ich fahre nun langsam mit angestauchten Hand- und Fußgelenk mit Adrenalin at Home. Da war dann doch noch Lebensmut da …

Ich bin erleichtert zu hören, dass sie nur ein paar Prellungen hat. Aber auch das ist einfach zu viel! Dieses Experiment führt dazu, dass Linksabbieger zu lange auf der rechten Spur fahren und dann zu viele Dinge gleichzeitig machen müssen: (1) Handzeichen nach links geben, (2) Fahrrad zwischen den Schienen halten und (3) Schulterblick nach links. Es ist verdammt schwer die Spur zu halten, während man einen Schulterblick macht. die Straßenbahnschienen werden einem da viel zu schnell zum Verhängis.

Die Stadt muss hier dringend die Situation verbessern. Entweder das ganze Experiment wieder abschaffen oder die Straßenbahnschinen mit einer speziellen Gummifüllung, sodass Fahrradräder nicht mehr in der Schiene steckenbleiben können. Und derjenige, der das geplant hat, sollte gezwungen werden da viele Male drüber zu fahren. Einem Radfahrer wäre direkt aufgefallen, dass ein benutzungspflichtiger Radweg in einem Fahrstreifen mit Straßenbahnschienen eine Scheißidee ist.