Fahrräder sind breiter als Autos

Ich habe eine steile These: Fahrräder sind breiter als Autos. Zumindest im Mischverkehr.

Laut § 32 StVZO dürfen Personenkraftwagen maximal 250 cm breit sein [bussgeldkatalog.net]. Ein für Bonn realisitisches Beispiel ist ein aktueller Audi A6 mit 211 cm Breite mit Rückspiegeln [angurten.de]. Ein Fahrradlenker ist eher so 75 cm breit, das ist erstmal deutlich schmaler. Selbst mit den Ellenbogen dazugerechnet kommt man gerade mal auf 100 cm Breite.

Interessant wird es dann aber bei den ganzen zusätzlichen Abständen, die man beim einhalten muss. Als Radfahrer muss nach rechts 100 cm zu parkenden Autos einhalten, nach links müssen die Autofahrer 150 cm beim Überholen einhalten. Und schon haben wir eine dynamische Gesamtbreite von 350 cm.

Fahrstreifenbreiten in Deutschland sind zwischen 275 cm und 375 cm breit [bussgeldkatalog.net], dabei kann man anhand von wikipedia.org ungefähr folgende Verwendungen geben:

Breite Verwendung
275 cm Erschließungsstraßen in dünn besiedelten Gebieten
300 cm Landstraßen
350 cm Bundesstraßen, gering belastete Autobahnen
375 cm Autobahnen

Radfahrer im Mischverkehr sind also so breit wie Fahrstreifen auf Bundesstraßen, also das, was man sonst als dynamische Gesamtbreite eines Autos einplant. So betrachtet kann man gar keinen Platz durch einen höheren Radverkehrsanteil sparen. Und das merkt man auch im Alltag, wenn Autofahrer einem als Radfahrer nicht die ganze Fahrspur überlassen wollen.

Das Problem ist aber nicht die eigentliche Breite des Fahrrades. Das die Sicherheitsabstände sind ja nur aufgrund der Geschwindigkeitsdifferenzen im Mischverkehr nötig. Radfahrer fahren meist 12 bis 30 km/h. Zu den parkenden Autos hat man zu parkenden Autos eine Geschwindigkeitsdifferenz von 12 bis 30 km/h. Zu den Autos bei Tempo-50 hat man dann Geschwindigkeitsdifferenzen zwischen 30 bis 48 km/h. Auf Landstraßen sogar 80 bis 98 km/h. Wenn man einfach viele Radfahrer auf einem Radweg hat, und der Autoverkehr baulich getrennt ist, dann reichen auch kleinere Sicherheitsabstände.

Würde man echte Radwege bauen und keine KFZ-Parkplätze direkt neben diesen anlegen, würden viel mehr Radfahrer auf den gleichen Raum passen. Zumal drei Radfahrer auf 375 cm Spurbreite locker nebeneinander vorbeifahren können, während Auto und Fahrrad nicht nebeneinanderpassen.

Der Unmut gegenüber Radfahrern kommt zudem daher, dass die ganzen Sicherheitsabstände dem Radfahrer zugeschlagen werden. Einen Autofahrer verletzt es in der Regel nicht, wenn er mit dem Auto in eine unachtsam geöffnete Autotür fährt. Der Radfahrer ist mit recht hoher Wahrscheinlichkeit schwer verletzt. Man gibt den Radfahrern die Schuld an der mangelnden Panzerung und verlangt von ihnen einen Sicherheitsabstand. Aber andersherum um parkende Autos eine Schutzzone zu legen würde viel deutlicher machen, dass die das Problem sind.