Erwachsenwerden am Beispiel von Klarspüler
Neulich habe ich Klarspüler gekauft und kam mir dabei überraschend erwachsen vor. Aber da muss ich ein bisschen ausholen, damit das Sinn ergibt.
In meiner ersten eigenen Wohnung hatte ich einen Geschirrspüler. Und da gab es wie bei allen Geschirrspülern auch Fächer für Salz und Klarspüler neben dem Fach für das Reinigungsmittel selbst. Mir erschien das ziemlich aufwändig nicht nur Tabs zu kaufen, sondern auch noch Salz und Klarspüler aufzufüllen.
Im Handel gibt es ja diese Spülmaschinentabs, die alles enthalten. Da hat man einen Tab, in dem ist Klarspüler integriert, auch noch Salz und weitere Dinge. Ich habe mir keine weiteren Gedanken gemacht, ob das sinnvoll funktionieren kann. So kaufte ich die kombinierten Tabs und ignorierte die Warnleuchten einfach. Wer will die Sachen schon einzeln kaufen, wenn es das auch schon perfekt abgestimmt gibt?
Damals als Student bin ich fünf Tage die Woche in die Mensa gegangen, nur am Wochenende habe ich zuhause gekocht. Und wirklich begeistert habe ich nie gekocht, in der Mensa gab es meist abwechslungsreicheres Essen als bei mir zuhause. Auch hatte ich zuhause nie viel da, der Kühlschrank war auch klein. Feiertage hatten mich damals noch ein bisschen überrascht beim Einkaufen, das legte sich aber schnell.
Nun bin ich seit über zwei Jahren im Berufsleben und habe viel weniger Freizeit. Beim Einkaufen bin ich viel stringenter, weil ich eben nicht viermal in der Woche nochmal kurz was einkaufen gehen möchte. Dadurch bin ich viel organisierter, was die Lagerhaltung angeht. Wenn etwas leer ist, schreibe ich das auf die Liste. Und beim Einkaufen kaufe ich halt alles, was auf der Liste ist.
Auch hatten wir hier eine Box mit Salz stehen. Das habe ich dann immer brav nachgefüllt, wenn die Spülmaschine sich beschwert hat. War die Packung mit dem Salz leer, habe ich halt eine neue besorgt. Es war immer Salz da.
Bei den Spülmaschinentabs hatte ich mich irgendwann vergriffen und die »Classic« Tabs gekauft. Da hatte ich mich geärgert, und dachte schon, dass ich die gar nicht gebrauchen kann. Meine Spülmaschine hat ja seit jeher keinen Klarspüler extra bekommen. Ich hätte erwartet, dass mich das richtig nervt; ich schrieb aber einfach Klarspüler auf die Liste. Und den gab es dann auch im Supermarkt, direkt neben den Tabs. Also habe ich den einfach eingefüllt.
Tja, und jetzt habe ich hier eine große Flasche Klarspüler stehen. Wenn die leer ist, kaufe ich halt die nächste. So habe ich jetzt Tabs, Salz und Klarspüler getrennt. Aber logistisch macht das auch keinen Unterschied bei den hunderten Produkten, die man zuhause so vorrätig hält.
Mir ist in dem Augenblick aufgefallen, wie sehr ich mich in den letzten 10 Jahren so entwickelt habe. Wie viel mehr an Logistik und Organisation ich einfach so nebenbei mache, ohne dass es mich wirklich anstrengt. Da merkt man, wie viel Übung und Routine ausmachen können. Manchmal fehlen mir diese Momente, in denen ich über einen solchen Zeitpunkt reflektiere. Aber wenn sie dann da sind, ist es schon faszinierend.
Es ging also gar nicht um den Klarspüler, der war nur der Aufhänger. Es ging mir um die Entwicklung der letzten 10 Jahre, die so schleichend passierte, dass ich sie gar nicht so richtig bemerkt hatte.