Ersthelfer beim Fahrradunfall

Neulich mit dem Fahrrad auf dem Weg zur Arbeit bin ich mit einem Kollegen durch einen der vielen Stadtparks gefahren. Dort waren noch andere Leute zu Fuß, mit Fahrrad oder mit dem Hund unterwegs. Plötzlich hörte ich hinter mir das Geräusch von einem Fahrradsturz, eine schreiende Person und einen noch lauter schreienden Hund. Ich bremste ab und schaute nach hinten. Zwei Personen rannten schon zu der verunfallten Frau. Mein erster Gedanke war ehrlicherweise »da kümmert sich schon jemand«. Aber genau das ist meist das Problem, alle denken das, und am Ende hilft keiner. Also drehten wir um und fuhren schnell zur Unfallstelle.

Die Frau lag ungefähr in der stabilen Seitenlage. Die zwei Personen halfen ihr sich aufzusetzen. Als wir ankamen war sie ansprechbar und saß zitternd auf dem Weg. Der Hund wurde von dem Besitzer in den Arm genommen. Es schien zumindest keine akute Lebensgefahr zu sein. Die beiden anderen Personen gehörten wohl zum Hund, also war es gar nicht verkehrt, dass wir noch als Unbeteiligte auch dabei waren. Wir hatten nichts gesehen, aber Rettungswagen rufen könnte ja hilfreich sein.

Ich war an der Uni Ersthelfer, habe meinen letzten Erste-Hilfe-Kurs (6,75 Stunden) im September 2018 absolviert. So langsam wird es Zeit für den nächsten. Ich habe so ein paar grundlegende Dinge mitgenommen und behalten, aber so richtig fundiert ist das nicht. Ob ich unter Stress und bei einer Person in Lebensgefahr das richtige tun würde, weiß ich nicht. Immerhin war es in dieser Situation nicht so dringend.

Ich habe versucht herauszufinden, ob sie einen Rettungswagen braucht. Sie schien jetzt nicht direkt zu bluten, und sie war ansprechbar, atmete. Und ich dachte, dass das schon okay sein würde. Sie war aber auch zu verwirrt, um mir die Frage nach Notwendigkeit zu beantworten. Ich habe gefühlt noch viel zu lange gezögert, dann aber über die 112 den Notruf angerufen. Obwohl da eine Person zitternd saß, gerade gestürzt war und ich so grob eine Idee hatte, wie ein Schock funktioniert, zögerte ich. Ist das wirklich nötig? Blockiere ich den Notruf für eine Kleinigkeit?

Der Disponent der Leitstelle lies sich von mir beschrieben, wo ich war. Ich konnte eine Straßenkreuzung nennen, die am nächsten zur Unfallstelle war. Ich kenne mich zwar in Köln nicht aus, aber ich habe ja eine Karte auf dem Handy. Ich beschrieb den Unfall, und dass sie ansprechbar war. Der Disponent schien sich auch unsicher zu sein und fragte, ob die Frau denn Hilfe benötigt. Ich habe dann einfach das Handy weitergegeben, weil sie nicht so richtig klar kommunizieren konnte. Das hat der Disponent dann wohl auch gemerkt und einen Einsatz aufgemacht. Beim nächsten Mal sage ich wohl einfach nur »Ja!«, weil der Schock rückblickend ziemlich offensichtlich war. Und man steht wohl nicht grundlos unter Schock.

Ich wurde dann gebeten noch als Einweiser für den Rettungswagen vor Ort zu bleiben. Das war gar kein Problem. Ich bin dann zur Straße gegangen, mein Kollege hat noch emotionalen Beistand geleistet. Es war echt gut, dass wir so viele Personen waren. Ich habe den Rettungswagen, der dank Martinshorn von weitem erkennbar war, an die richtige Stelle gelotst. Dann haben sich drei Sanitäter*innen um die Frau gekümmert.

Die Sanitäterin hat die Arme und Schultern der Frau abgetastet. Erst dann habe ich gesehen, dass die Ärmel der Jacke ausgerissen waren. Und obwohl sie direkt nach dem Unfall noch nicht über irgendwelche Schmerzen geklagt hatte, hatte sie vielleicht zehn Minuten später dann durchaus schon welche. Aufstehen war nicht ohne Hilfe möglich. Es schien dann schon ernster zu sein, als ich anfangs gedacht hatte.

Wir sind dann weiter, die Rettungskräfte hatten uns entlassen.

Ich bin rückblickend sehr froh, dass ich noch geholfen hatte. Alleine schon um den Rettungswagen einzuweisen war es gut, mehr als nur zwei helfende Personen vor Ort zu haben. Das nächste Mal rufe ich aber sofort beim Notruf an, falls die Person nicht gerade sofort locker aufstehen kann. Ich denke, dass die Minute hier jetzt keinen Unterschied gemacht hat, aber die Rettungsdienste sagen ja selbst immer »lieber einmal zu viel anrufen«.