DSL-Wechsel kurz vor Umzug

Für einen DSL-Anschluss mit 50 MBit/s zahlt man bei den meisten Anbietern zwischen 30 und 40 EUR/Monat. Wenn man aber alle zwei Jahre den Anbieter wechselt, so ist man Neukunde und zahlt für DSL dann effektiv 19,82 EUR/Monat. Geht man ins Kabelnetz, so gibt es sogar Lockangebote für durchschnittlich 12,49 EUR/Monat. Der Wechsel bei bestehender Leitung ist ganz schmerzlos, man muss nur die neuen Zugangsdaten in den Router eintragen.

Mein DSL-Vertrag bei der Telekom lief am 30.09.2020 aus. Bis dahin habe ich im Durchschnitt knapp unter 20 EUR/Monat gezahlt. Danach wäre er automatisch um ein Jahr verlängert worden und würde dann 40 EUR/Monat kosten. Das ist natürlich viel teurer, als wenn ich einfach zum nächsten Anbieter gewechselt wäre.

Es gab nur einen Haken: Ich wollte in absehbarer Zeit mit meiner Freundin zusammenziehen. Aber wahrscheinlich erst kurz nach Vertragsende meines alten Vertrags. Und sie hat natürlich auch schon einen eigenen DSL-Vertrag. Ich wusste, dass es ein Sonderkündigungsgrund ist, wenn der alte Anbieter in der neuen Wohnung nicht liefern kann. Also wenn dort zum Beispiel kein VDSL oder Kabelfernsehen verfügbar ist. An der Check-24-Hotline hat man mir gesagt, dass eine Verwendung des Anschlusses durch einen bestehenden Vertrag jedoch kein Sonderkündigungsgrund ist. Also musste ich mir etwas neues einfallen lassen.

Wie ich halt so bin, verglich ich dann die verschiedenen Tarifmodelle. Da habe ich dann inklusive aller Neukundenboni berechnet, was die Gesamtkosten nach Kündigung zu einem bestimmten Stichtag wären. Hier sind die Verträge mit 24 Monate Vertragsbindung einfach eine Konstante, da ich sie so oder so weiterzahlen müsste. Zum Vergleich ist noch ein reiner LTE-Tarif dabei, wobei die 40 GB/Monat Datenvolumen schon eher sparsam sind.

Man kann sich das ganze auch als effektive monatliche Rate anschauen. Und da scheint es für die relevante Zeit zwei Favoriten zu geben: Den 1&1 Tarif mit drei Monaten Mindestlaufzeit (rot) und den Tarif von O₂, der monatlich kündbar ist (mittelblau).

Beide sind deutlich besser als die Verlängerung bei der Telekom. Da bei 1&1 noch ein DSL-Modem dazugemietet werden musste, und mir ein Monat Kündigung besser als drei Monate gefiel, hatte ich mich dann für O₂ entschieden. Den Vertrag habe ich dann am 10.08.2020 abgeschlossen.

Vorteil vom gleichen Anbieter

Als nächstes versuchte mich die Telekom Rückgewinnung immer wieder anzurufen. Die haben das auf der Festnetznummer versucht. Allerdings habe ich die schon seit Vertragsbeginn nicht in Betrieb, da irgendwas mit dem SIP-Zugang nicht geklappt hat. Ich konnte einfach keine Verbindungen nach draußen aufbauen. Ich habe da länger mit dem Telekom-Hilft-Forum zu tun gehabt, aber selbst nach einem Reset meines Routers auf Werkseinstellungen war das Problem noch da. Ich sollte also einen neuen Router kaufen. Mit Congstar hatte das SIP vorher wunderbar geklappt.

Per Twitter fragte ich, ob diese Nummer von der Telekom oder O₂ ist. Die Telekom fragte mich, warum ich denn wechseln wollte, sie könnten mir bestimmt ein gutes Angebot machen. Und als ich etwas wollte, was nicht 24 Monate Laufzeit hatte, konnten sie mir nichts anbieten. Ja, das wusste ich auch schon vorher. Jedenfalls riefen sie mich irgendwann dann auf dem Handy an. Dort das gleiche Spiel.

Als ich einen Umzug als Grund nannte, wurde der Herr hellhörig. Wenn die Freundin nämlich bei der Telekom sei, könnte man die beiden Verträge zusammenlegen und einen davon einfach kündigen. Ich fragte, ob das bei anderen Anbietern auch so ist. Und er meinte, dass das schon der Fall sei. Da meine Freundin zu dem Zeitpunkt aber bei 1&1 gewesen ist, überlegte ich dann zu 1&1 zu wechseln.

Ich rief dann bei 1&1 an und fragte. Es sei kein Problem dann einen der beiden Verträge mit einer Abschlagszahlung entsprechend drei Monatsraten zu kündigen. Das änderte alles. Denn jetzt kann ich den Tarif bei 1&1 mit 24 Monaten Laufzeit so berechnen, als wäre er innerhalb von drei Monaten kündbar. Ich schaute mir den Tarif auf Check 24 an, dieser war mit 30 EUR Einrichtung (gegenüber 70 EUR bei Telefonica) günstiger. Und dann waren auch noch die ersten sechs Monate gratis.

In der effektiven Rate sah das dann auch super aus:

Rücktritt bei O₂

Ich habe noch ein bisschen darüber nachgedacht, aber am 18.10.2020 versucht bei O₂ zu kündigen. Das ist gar nicht so einfach gewesen wie der Abschluss. Bei Check 24 steht da nichts. An deren Hotline sagte man mir, dass der Vertrag schon an O₂ weitergegeben worden ist und ich daher direkt bei denen kündigen müsse. Auf der Webseite von O₂ sucht man vergeblich eine E-Mail-Adresse. Man wird sogar noch verhöhnt:

O₂ Kundenkontakt via E-Mail oder Post?

Du hast Fragen zu O₂ oder es gibt irgendein Problem? Dann möchtest du sicherlich nicht warten, bis deine Post an der Adresse von O₂ eingetroffen ist oder eine E-Mail Antwort in deinem Postfach angezeigt wird. Deshalb erreichst du unseren Kundenservice komplett in Echtzeit – sei es digital, telefonisch, in unserem Forum oder im O₂ Shop vor Ort.

Nein, ich warte gerne auf E-Mails. Ich muss da nämlich nicht aktiv warten. Aber O₂ bevorzugt die synchrone Kommunikation, bei der man als Kunde in der Hotline aktiv warten muss. Darauf hatte ich schon keine Lust. Forum ist für Kündigung natürlich keine Option. Und mit »digital« meinten sie wohl den Chat, der aber von einem Bot betrieben wird. Würde ich mit Chatbots chatten wollen, würde ich mir Kik installieren.

Also habe ich es mal in einem O₂ Shop versucht. Das war so ein Reseller, die konnten da nichts machen. Aber die Straße runter gab es eine O₂ Filiale. Dort sagte man mir, dass man keine Verträge der Zentrale bearbeiten könnte. Ich sollte also Fax oder Brief schicken. E-Mail-Adresse gibt es keine.

Wieder zuhause versuchte ich es mal per Fax. Ich habe zwar keins, aber da gibt es diverse Online-Dienste. Zuerst hatte ich Simple Fax, weil man da kein Abo braucht. Man musste aber das Konto mit mindestens 5 EUR aufladen. Ja super, da ist eine Briefmarke weiterhin günstiger. Dann zu PDF24, die hatten das sogar kostenlos. Nur funktionierte es nicht.

Also habe ich es halt auf einen Zettel geschrieben und mir in der Postfiliale eine Briefmarke gekauft. Den Automaten haben sie schon längst abgebaut. Ich verschicke so selten Briefe, dass ich fast nie zwei Briefmarken mit dem gleichen Wert kaufe. Ich bin dann immer ganz erstaunt, dass es schon wieder teurer geworden ist. Die Entwicklung des Portos seit der Einführung des EUR ist diese hier:

Naja, jedenfalls hatte ich dann die Rücktrittserklärung verschickt. Es ist schon sehr interessant, wie bei O₂ Vertragsabschluss so super einfach ist, der Rücktritt dann aber plötzlich per Post gehen muss. Bei der Telekom konnte ich ganz einfach online im Kundenportal kündigen. Vielleicht geht das bei O₂ auch, nur der Rücktritt eben noch nicht.

Anlauf bei 1&1

Während ich auf die Bestätigung bei O₂ wartete, habe ich nochmal nach den Tarifen geschaut. Der von 1&1 hat sich in der Zwischenzeit geändert. Nun sind die ersten sechs Monate nicht mehr geschenkt, dafür sind die ersten 10 Monate zum reduzierten Preis von 20 EUR/Monat. Mit der günstigeren Einrichtungsgebühr lohnt sich dieser Tarif aber weiterhin deutlich mehr als der von O₂. Den mit der dreimonatigen Frist haben sie ähnlich angepasst. Dadurch rechnet sich das nicht mehr wirklich. Der Tarif für 24 Monate ist aber durch die Sonderkündigung beim Zusammenziehen weiterhin der Günstigste:

Und gerade in der monatlichen Rate sieht man das auch wieder deutlicher.

Witzigerweise schicken Sie einem dann noch ein DSL-Modem, vielleicht auch mit Router, jedoch ohne WLAN zu. In anderen Tarifen bekommt man den dann für 3 EUR/Monat noch dazu. Das ist natürlich ein schlechtes Angebot, da man einen einfachen WLAN Access Point schon für 20 EUR einmalig kaufen kann.

Am 20.08.2020 habe ich von O₂ die Bestätigung bekommen, dass der Vertrag zurückgenommen ist. Und am 21.08.2020 über Check 24 den neuen Vertrag bei 1&1 beantragt. Am 22.08.2020 rief mich ein Mitarbeiter von Check 24 an und hatte noch ein paar Fragen. Ich hatte aus mangelndem Interesse an meiner Festnetznummer die Mitnahme nicht beantragt. Somit wäre das aber ein Neuanschluss für 70 EUR geworden. Durch einen Klick konnte er das zu einem Wechsel für 20 EUR machen. Das habe ich natürlich gerne so angenommen. Die Rufnummermitnahme kostet dann zwar seitens der Telekom, allerdings sind Bereitstellungskosten seiten 1&1 dann geringer. Und zudem konnte er mir dann noch einen Bonus von Check 24 dazubuchen, den habe ich noch sehr gerne genommen.

Start bei 1&1

Ich bekam rechtzeitig einen Modemrouter zugeschickt, den ich aber gar nicht brauchte, ich nutze einfach weiterhin meine FRITZ!Box. Am 30.09.2020 hatte ich dann morgens keine Internetverbidnung mehr über die Telekom. Nachdem ich die neuen Zugangsdaten für 1&1 eingetragen habe, ging es dann direkt wunderbar weiter. Es ist sehr angenehm, wie reibungslos jetzt schon der zweite DSL-Anbieterwechsel für mich funktioniert hat.

Umzug

Ich bin dann umgezogen und wollte den Anschluss zum 01.01.2021 kündigen. Also habe ich eine formlose Kündigung an 1&1 geschickt. Die wollten eine Ummeldebestätigung, eine Rechung vom bestehenden Abschluss und noch eine Rechnung von mir. Das ganze sollte dann einmalig 50 EUR kosten, aber das wurde mir am Telefon ja schon vorher angekündigt.

Ende Dezember bekam ich dann die Rechnung von 1&1 über 50 EUR. Somit habe ich insgesamt 125 EUR gezahlt:

  • Hardware-Versand 10 EUR
  • Einrichtungsgebühr 20 EUR
  • Dreimal Monatspreis 15 EUR, also 45 EUR
  • Endpreis 50 EUR

Von Check 24 habe ich aber noch 80 EUR Wechselbonus bekommen. Somit sind es dann nur noch 45 EUR Kosten gewesen. Auf 3 Monate sind das durchschnittlich nur 15 EUR, hat sich also voll gelohnt.