Drängler in der Maria-Montessori-Allee

In Bonn-Neu-Villich gibt es die Maria-Montessori-Allee, die einen sehr breiten Mittelstreifen mit Bäumen hat. Das sieht an sich erstmal ganz nett aus.

Als ich dort das erste Mal mit dem Fahrrad entlanggefahren bin, war mir klar, dass das Stress geben würde. Die Fahrbahn ist nämlich so schmal, dass mich dort die Autofahrer*innen nicht überholen können. Und obwohl da natürlich 30 km/h als Geschwindigkeitsbegrenzung gilt, bin ich mit meinen 25 km/h zu langsam.

Schaut man sich das ganze vom Gehweg aus an, sieht man dort die Freigabe für den Radverkehr. Man darf dort also fahren, muss aber nicht. Und so richtig breit wirkt es dort auch nicht. Zumal man direkt vor den Hauseingängen fährt und so den Fußverkehr beeinträchtigt. Generell missfällt mir hieran auch, dass der Autoverkehr auf dieser Wohnstraße nicht nur Parkplätze, sondern auch noch eine fahrradfreie Fahrbahn bekommen soll. Außerdem sieht man mit dem zufällig vorbeifahrenden Auto ganz gut, wie schmal die Fahrbahn so ist.

Und meine Intuition war genau richtig. Ich fuhr mit dem Fahrrad auf der Fahrbahn. Hinter mir kam dann einer mit Auto und hupte mich an. Ich wollte mich nicht verscheuchen lassen und hielt an. Ich habe ihn gefragt, warum er mich denn anhupt, ob es irgendwo eine Gefahr gibt. Es fing an etwas von »Radweg« zu labern, dabei ist das halt kein nutzungspflichtiger Radweg. Es ist wirklich nicht einfach, die Übersicht über die Radverkehrsführungsformen zu behalten, aber dann musste der Typ das halt dort lernen. Ich habe ihm erklärt, dass dies kein Radweg sei, sondern nur ein Gehweg. Das passte nicht in sein Weltbild. Er bat mich dann weiterzufahren, das habe ich dann auch gerne gemacht.

Etwas später beschimpfte er mich aus seinem offenen Autofenster. Ich bin wieder angehalten und habe gefragt, was er nun von mir wollte. »Mit dummen Leuten rede ich nicht«, sagte er. Wenn er nicht mit mir redet, weil er mich für dumm hält, dann ist so ein Selbstgespräch bestimmt besser. Aber warum tut er das laut?

Am Ende der Trennung hat er mich dann Überholt und natürlich auch noch so ein bisschen geschnitten. Ich habe das dann bei der Polizei angezeigt, und zwar nur die unerlaubte Nutzung von Schallzeichen innerorts. Das kostete vielleicht 10 EUR, aber hatte viel mehr Aussicht auf Erfolg als da irgendwas über das Strafrecht als Nötigung zu konstruieren. Das war es sicher nicht, er hat mich ja nicht an der Weiterfahrt gehindert. Eher ich ihn, wenn auch nur kurz.

Ich finde es erschreckend, dass meine Intuition über derartige bauliche Anlagen so gut ist. Sie ist über zehntausende Kilometer auf dem Fahrrad über Jahrzehnte geprägt. Und ich kann inzwischen auf derartige Straßen schauen und sehe die Konflikte schon vor mir.

Als damals diese Straßen angelegt worden sind, wurden diese Probleme wohl nicht gesehen. Oder nicht ernst genommen. Die Textur auf dem Gehweg zeigt auch, dass der Radweg vielleicht mal auf dem Gehweg war, das kleinteilige Pflaster als Radweg. Irgendwann hatten sich die Vorgaben geändert und man konnte die Radwegnutzungspflicht nicht mehr halten. Somit wurde es dann zu einem Gehweg mit Freigabe für Radverkehr. Und jetzt ist es doof, egal wo man mit dem Fahrrad fährt. Wenig überraschend fahre ich dort möglichst selten mit dem Fahrrad und fahre lieber Umwege, um nicht noch einmal so einem Drängler zu begegnen.