Die zwei Gesichter mancher Makler
Viele Makler sind nett zu Käufern und Verkäufern. Einzelne mit dem Beruf behandeln Verkäufer und Käufer aber komplett entgegengesetzt.
Der Job eines Makler ist es, den Handel von Immobilien einzufädeln. Verkäufer wenden sich mit ihrer Immobilie an ein Maklerbüro. Dort werden dann Fotos vom Haus gemacht, diverse Daten erfasst und das ganze dann hübsch als Exposé aufbereitet. Auf der anderen Seite kommen Leute mit Kaufinteresse und bitten die Makler nach geeigneten Immobilien zu suchen.
Inzwischen läuft sehr viel über Immobilienportale im Internet, da ist Immobilienscout schlicht das größte, ohne das nichts mehr geht. Die Interessenten schauen selbst auf dem Portal nach, die Makler packen ihre Angebote auf das Portal.
Die Makler erbringen im wesentlichen die Leistung, dass sie Immobilien verkaufen. Bezahlt werden sie allerdings von den Käufern. Und sie bekommen einen festen Prozentsatz vom Verkaufspreis als Provision. Das bedeutet also, dass Makler ein Eigeninteresse an möglichst hohen Preisen haben. Damit handeln sie aber gegen das Interesse der Käufer, die den Makler auch noch bezahlen.
Zudem kann man sich als Käufer nicht aussuchen, welcher Makler ein gewisses Haus verkauft. Natürlich kann man sich zuerst einen Makler aussuchen und dann schauen, welche Häuser dort im Angebot sind. Angesichts des aktuellen Marktes und dem generellen Unikat-Charakter von Häusern, hat man da effektiv keine Wahl. Wenn man ein bestimmtes Haus haben möchte, dann muss man den Makler nehmen, den sich die Verkäufer ausgesucht haben.
Normalerweise gilt im Leben ja »wer zahlt, bestimmt die Musik«. Nur hier halt nicht. Hier bestimmt jemand die Musik und jemand anderes bezahlt. Ein weiteres Sprichwort wird hier verletzt, nämlich »der Kunde ist König«.
Die Kunden eines Maklers, geht man nach der Bezahlung, sind die Käufer. Und im heutigen Markt mit deutlich mehr Nachfrage als Angebot kloppen sich die Käufer um die wenigen Häuser, die auf dem Markt sind. Makler müssen sich überhaupt keine Mühe geben, die Leute kaufen trotzdem. Irgendeinen findet man immer.
Und so habe ich auf einer Besichtigung erlebt, wie da im Halbstundentakt drei oder mehr Parteien gekommen sind. Der Makler hat lustlos durch das Haus geführt und Fragen eher schnippisch beantwortet. Es war klar, dass es gut hundert Interessenten gibt. Der Makler verteile dann auch noch Zettel für die Interessenten. Darauf konnte man Ankreuzen, dass man mehr als den aufgerufenen Preis zahlen möchte. Durch das Gefühl der Massenbesichtigung und der greifbaren Verzweiflung der Interessenten geht das bestimmt auch auf. Und für den Makler gibt es dann sogar noch mehr Provision, es ist pervers.
Schaut man mal in die Bewertungen, die derartige Makler online bekommen, findet man zwei Gruppen. Die eine sind die Verkäufer, die sich über die hohen Verkaufspreise und die tolle Beratung freuen. Und andere, die offensichtlich Käufer sind und ganz schlechte Laune haben. Teilweise beschreiben sie auch, dass ihre negativen Bewertungen ein Schreiben vom Anwalt nach sich zogen, der fragliche Makler schönt also klar seine Bewertungen.
Es ist auch nicht verwunderlich, dass gerade jener Makler ganz viele Leute davon überzeugen kann, ihr Haus durch ihn verkaufen zu lassen. Er hat den aktuellen Markt komplett durchschaut und nutzt es eiskalt aus.
Zu dumm, dass man sich als Käufer den Makler nicht aussuchen kann und ihm dam Ende noch einen fünfstelligen Betrag geben muss. Aber anders kommt man halt nicht an ein Haus in diesem Markt. Immerhin hat der Scheiß bei Mietwohnungen aufgehört, seitdem die Vermieter die Makler zahlen müssen. Hoffentlich passiert das auch beim Kaufen.