Die Idee des »Slow Web«

Vor langer Zeit habe ich mal das Konzept des »Slow Web« gehört. Die Idee möchte ich erzählen und was ich für mich daraus gemacht habe.

Es ging damals um eine Firma, die ihre Daten immer nur nachts verarbeitet hatte und somit Änderungen erst am nächsten Tag bereitgestellt hatte. Damit war es eine technische Beschränkung, allerdings haben sie es als Vorteil verkauft. Man könnte in aller Ruhe seine Daten hinschicken und würde sie am nächsten Tag sehen. Man müsste sich nicht hetzen, weil sie ja eh erst am nächsten Tag erscheinen.

Das hat den Vorteil, dass man sich etwas mehr Zeit lassen kann. Das hatten wir bei den Briefen auch. Zu meiner Lebenszeit kamen Briefe nie am gleichen Tag, sondern immer erst einen oder zwei Tage später. Von daher bringt es nichts einen Brief noch schnell fertig zu machen, damit er schneller ankommt. Man kann sich den ganzen Tag Zeit nehmen, ihn zu schreiben. Auch bekommt man nur einmal am Tag einen Stapel Post. Wenn man den abgearbeitet hat, dann ist man für den Tag fertig. Man hat also ein klares Ende.

Vergleicht man das mit E-Mail oder gar Instant Messaging, so hat man dort eine viel schnellere Taktung. Ich spüre da immer wieder das Bedürfnis möglichst schnell zu antworten, damit es weitergeht. Die Geschwindigkeit des Mediums erhöht auch meine Geschwindigkeit. Und das ist nicht immer gut.

Durchgesetzt hat sich die Idee nicht. Man könnte E-Mails immer erst am nächsten Tag anzeigen, sodass man irgendwann einmal fertig wäre für den Tag. Aber das würde dem widersprechen, wie wir das Medium heute nutzen.

Hier auf dem Blog kann ich das aber machen. Ich veröffentliche immer nur jene Artikel, die frühestens am Vortag fertig geworden sind. Dadurch kann ich mir Zeit lassen und habe nicht den Druck den noch schnell fertig zu machen. Wenn er heute nicht fertig wird, dann kommt er halt morgen in die Warteschlange.

Das entspannt deutlich. Man kann es auch für E-Mails so machen, dass man nur auf E-Mails vom Vortag antwortet. So gibt es höchstens einen Zyklus pro Tag, man senkt damit die Geschwindigkeit. Man lässt sich mehr Zeit einmal darüber nachzudenken, was man eigentlich kommunizieren möchte. Das entspannt und macht die Botschaften in der Regel auch klarer.