Die Geschichte mit den Datenhändlern
Vor einiger Zeit habe ich mal Post-Werbung von einem Vertrieb für Büromaterial bekommen. Mit denen hatte ich noch nie was zu tun, daher hat es mich etwas irritiert, woher die meine Adresse haben.
Also habe ich diese Firma mal angerufen und gefragt. Die Frau an der Hotline sagte mir, dass es die Werbesendung, die ich meine, in ihrem System gar nicht gibt. Aha. Per Email sagte man mir dann etwas davon, dass es die Sendung schon gibt. Meine Adresse würde man sperren. Auf meine Frage, woher sie die hatten, sagten die mir, sie hätten die von einem Adresshändler gekauft.
Den Adresshändler habe ich dann auch mal per Email angeschrieben und gefragt, woher die denn meine Adresse hätten. Außerdem habe ich darum gegeben meine Adresse zu sperren. Einige Zeit später bekam ich dann eine Antwort als Brief. Dort teilte mir die Firma auf mehreren Seiten mit, dass sie die Adresse von einem Großhändler hätte. Außerdem sei es vollkommen rechtmäßig, dass sie das tun und nannten ein paar Gesetzesstellen. Meine Adresse wurde auch da gesperrt.
Nun wollte ich natürlich weiter in der Kette gehen. Auch der Großhändler bekam von mir eine Email mit der Frage, woher sie meine Adresse hätten. Als Antwort bekam ich Post von einem promovierten Anwalt, der meine Frage für seinen Mandanten, den Großhändler bearbeitet.
Noch mal der Reihe nach: Von der Firma selbst bekam ich am Telefon keine kompetente Auskunft. Per Email dann immerhin den Namen des ersten Händlers. Der erste Händler schickte einen Brief durch seine Rechtsabteilung, der zweite Händler hatte sogar schon einen promovierten Anwalt mit schickem Briefpapier für derartige Leute, wie mich. Schon interessant.
Der Herr Dr. Anwalt teilte mir dann unter Nennung vieler Paragraphen mit, dass er mir nicht sagen könnte, woher meine Adresse kommt; dies sei ein Geschäftsgeheimnis des Großhändlers. Im Ernst? Es ist ein Geschäftsgeheimnis woher meine Daten kommen? Meine Daten haben also keinen Schutz? Er war jedoch so freundlich mir zu sagen, dass die Firma, woher sie die Daten haben, diese von meiner Webseite im Impressum erhoben haben.
Ich erstelle eine Webseite und habe dort meine Adresse und Steuernummer drauf, weil ich eventuell damit geschäftlich auftreten möchte. Dann gibt eine Firma, die (unter Anderem?) Adresse von Webseiten mit Impressum sammelt. Diese Firma verkauft die gesammelten Adressen dann an einen Großhändler, der diese dann an Unterhändler verkauft. Dort kaufen irgendwelche Firmen einen Satz Adressen um ihre Werbepost hinzuschicken. Die Werbepost wird gedruckt, mit der Post durch die Gegend gekarrt und landet bei mir im Altpapier. Ich bringe sie zum Container (weil unsere Tonnen immer voller ungefalteter Kartons sind). Dort werden sie abgeholt und recyclt, danach zur Druckerei gekarrt.
Na wenn das nicht mal eine dufte Arbeitsbeschaffungsmaßnahme für Programmierer, Serveradministratoren, Werbedesigner, Postboten, Papierfabrikaten, Anwälte, Datenschützer und sonstige Glieder in der Kette ist …