Die Gefahr baulich getrennter Radwege

Es scheint Glaubensfrage zu sein, ob man getrennte Radwege bevorzugt oder lieber auf der Fahrbahn fährt. Für beides gibt es gute Argumente. Hier möchte ich einmal die Gefahr durch Abbieger illustrieren.

Entlang der Aachener Straße in Köln gibt es einen baulich getrennten Radweg. Der ist mit roten Betonsteinen ausgeführt, mit klarer Trennung zum Gehweg. Der Gehweg ist breit. Zwischen Fahrbahn und Radweg kann man mit dem Auto parken. An wäre das in den Niederlanden kaum besser. Perfekte Bedingungen quasi.

Ich finde das zum Fahren so viel angenehmer. Ich werde nicht knapp überholt oder bedrängt. Das reduziert für mich den Stress deutlich. Bei den unachtsam geöffneten Türen ist die Beifahrerseite in der regel weniger kritisch, dass die Autos meist alleine genutzt werden. Die Beifahrer*innen können aber nicht in die Spiegel schauen, daher ist es gefährlicher, wenn sie drinsitzen.

Durch die geparkten Autos besteht eigentlich auch kein Sichtkontakt zwischen Auto- und Radverkehr. Relevant wird das dann an den Kreuzungen. Man sieht hier die Einmündung der Klosterstrase kommen. Da wird auch nach rechts abgebogen.

Da ist noch ein Fahrradständer, aber an sich ist die Sichtbeziehung jetzt besser.

An der Kreuzung selbst habe ich klar Vorfahrt. Im oberen Bild kann man ja auch sehen, dass die Fahrradampel noch grün war, der mit dem silberen Auto ist noch vor (oder bei) Gelb rübergefahren. Alles okay. Aber hat die Person mich gesehen und lässt mich auch durch?

Das ist dann immer der kritische Punkt. Rechtlich gesehen ist es eindeutig, ich habe hier Vorfahrt. Nur nützt mir das nichts, wenn die Person mit dem Auto das nicht achten möchte und einfach vor mir kreuzt. Dann knalle ich nämlich gegen die Stelle des Autos, das schon eine Beule hat. Und das will ich nicht.

Diese Problematik kommt von der Trennung des Radverkehrs. Der Autoverkehr ist entkoppelt, und an der Kreuzung sind die Radfahrer*innen dann plötzlich da. Gerade durch die parkenden Autos entsteht da eine kognitive Entkopplung.

Auf der Fahrbahn, so die Argumentation, wird man immer wahrgenommen. Man merkt sich ja schließlich wenn man eine Person auf dem Fahrrad überholt und biegt dann nicht rechts ab. Mir ist das allerdings schon so passiert, daher habe ich da eher wenig Hoffnung. Und wenn ich echt aufpassen muss, dass man nicht von links in meine Spur zieht, dann kann ich auch zwischen den Kreuzungen den getrennten Weg nehmen.

Laut Statistik ist es auf der Fahrbahn wohl sicherer. Da bezweifele ich allerdings, dass das verallgemeinerbar ist. Auf der Fahrbahn fahren nämlich nur »die Harten«. Und die wissen ziemlich genau, was ihre Rechte und Pflichten sind. Die lassen sich auch nicht so einfach unterkriegen, wenn man ihnen beim Abbiegen oder Überholen zu nahe komme. Alle anderen fahren dann diese Strecken einfach gar nicht mit dem Fahrrad. Ist die Strecke also abstoßend, fahren nur die sicheren Personen dort, und die Anzahl Unfälle pro Strecke gehen herunter. Lädt man alle Personen ein, so kommen auch unsichere Personen mit dazu, die Unfallzahlen gehen rauf.

Für mich ist es daher wichtig die Kreuzungen sicher auszubauen und innerorts 30 km/h zur Regelgeschwindigkeit zu machen. Das ganze verträgt sich wunderbar mit baulich getrennten Radwegen, auf denen man stressfrei fahren kann.