Die Baumschützer

In Bonn gibt es zwei Radwegsprojekte, die in der Lokalpresse heiß diskutiert werden. Die Radwege durch die Rheinauen auf beiden Rheinseiten sollen verbreitert werden. Den rechtsrheinischen Radweg habe ich in einer Fotostrecke dokumentiert. Man sieht, wie dort sehr häufig sehr schmale Radwege vorhanden sind. Diese sind für beide Richtungen ausgewiesen, aber einfach viel zu schmal. Am linksrheinischen Radweg hat der Radentscheid Bonn neulich eine Ampelaktion durchgeführt, um auf die zu schmalen Wege hinzuweisen.

Die Diskussion ist ziemlich hitzig geworden. Um die Radwege auszubauen, müssten jeweils grob 50 Bäume gefällt werden. Teilweise sind sie so nah am Radweg, dass sie deshalb gefällt werden müssten. Bei anderen kann aber eine Beschädigung der Wurzeln bei den Tiefbauarbeiten nicht ausgeschlossen werden, sodass man sie präventiv fällen würde.

Niemand möchte diese Bäume gerne oder leichtfertig fällen. Es fahren viele Leute mit dem Fahrrad durch die Rheinauen, weil die Strecke am Rhein auf beiden Seite eine gute Verbindung zum Pendeln ist. Und entsprechend Kapazität bräuchte es. Aktuell kommt es immer wieder zu Konflikten, weil die Wege so schmal sind. Ein Ausbau würde dort Abhilfe schaffen.

In den Medien wird es so dargestellt, als gäbe es die Fraktion der rücksichtslosen Radfahrer*innen, die dort eine Rennstrecke auf Kosten der Spaziergänger*innen und Bäume haben wollen. Auf der anderen Seite sind die Baumschützer*innen, die nichts gegen Radverkehr zu haben vorgeben, nur die Bäume schützen wollen.

Deren Narrativ ist aber einfach nicht schlüssig. Es soll keine Rennstrecke gebaut werden, es soll eine leistungsfähige Verbindung gebaut werden, um die Konflikte zwischen Spaziergänger*innen und Radfahrer*innen zu entschärfen. Es soll CO₂ durch mehr Radverkehr und weniger Autoverkehr eingespart werden. Je nach dem, wie man das rechnet, sind diese Bäume in der Bilanz gar nicht so gewichtig.

Was mich dabei vor allem stört ist, dass ich die Baumschützer*innen aber nicht mit der gleichen Vehemenz gegen den Ausbau der A 565 und dem Ausbau der A 59 diskutieren sehe. Dort werden jeweils hunderte bis tausende Bäume gefällt. Es wird unglaublich viel Fläche versiegelt. Und das, um noch mehr umweltschädlichen Verkehr quer durch die Stadt zu holen. Bei der A 59 werden sogar nur Standstreifen gebaut, die die Leistungsfähigkeit der Autobahn gar nicht erhöhen. Das scheint irgendwie unterzugehen.

Und damit wirkt es so, als wären unter den Baumschützer*innen doch einige, die lieber eine fahrradfreie Rheinaue zum Spazierengehen haben wollen. Bei den aktuell nur schlecht gekennzeichneten und schmalen Wegen kommt es natürlich zu Konflikten, die ich auch gerne beseitigt hätte. Aber dann soll man doch bitte auch konsequent sein, und entweder überall gegen Baumfällungen sein, oder sich für eine Entschärfung der Konflikte einsetzen.