Die Autogegend von Menden
In Menden gibt es den Bereich um die Metro, den man am besten nur mit einem Auto betritt. Möchte man dort mit dem Fahrrad hin, ist das schon eher abenteuerlich.
Die Einsteinstraße ist im westlichen Teil der Autobahnzubringer. Das ist sogar als Kraftfahrstraße deklariert, da darf man gar nicht mit dem Fahrrad hin. Wir kommen in Fahrtrichtung nach Osten auf einem baulich getrennten Radweg an, soweit ist noch alles gut.
Aber dann? Dann hört der Radweg dort auf. Auf der anderen Straßenseite geht es dann mit einem Gehweg mit Fahrradfreigabe weiter. Man darf dort fahren, muss es aber nicht.
In die andere Richtung ist es noch trauriger. Wenn ich beim Hellweg-Baumarkt in der Marie-Curie-Straße war, möchte ich nach rechts abbiegen und wieder zurückfahren. Aber das geht nicht, da sind schließlich vier Fahrstreifen nur für den Autoverkehr reserviert.
Man muss also die Straßenseite überqueren, damit man dort den Radweg auf der Gegenseite nutzen kann.
Das ist also eine Stelle, bei der alles auf den Autoverkehr ausgerichtet ist. Fußverkehr ist noch ein bisschen mitgedacht, aber Radverkehr war bei der Planung kein Ziel.
Naja, ich fahre halt trotzdem mit dem Fahrrad in den Baumarkt. Aber an dieser Stelle muss man echt starke Nerven haben.
Als ich die Fotos gemacht hatte, hat sich einer der Autofahrer einen Film geschoben. Der stand mit seinem Vorstadtpanzer da und hupte wild, um meine Aufmerksamkeit zu bekommen. Er rief mir irgendwas zu, was aber im Getöse der anderen Autos einfach unterging. Er schwing Oberlehrerhaft seinen Finger. Als er abgebogen war, hielt er (illegal) auf dem Gehweg, um mir noch mehr zuzurufen. »Bleiben Sie mal stehen!« gefolgt von »Sie haben die Leute fotografiert!«. Ich unterhalte mich nicht mehr mit Leuten im Straßenverkehr, das bringt nur schlechte Laune oder weitere Eskalation. Bei einem, der mich an Sie haben mich ins Gesicht gefilmt erinnert, sind Erklärungsversuche bezüglich Panoramafreiheit oder dem Verpixeln von Gesichtern und Kennzeichen auf meinem Blog wohl auch eher wenig aussichtsreich.
Daneben ist es auch schön zu sehen, wie unkommunikativ Autos sind. Als ich in Utrecht am Kanal saß und zeichnete, konnten Fußgänger:innen zu mir an die Bank kommen, sich mit mir am Zeichnen freuen und sich eine kurze Unterhaltung entwickeln. Hier in dieser Situation waren die Entfernungen auch nicht größer. Aber sie waren unüberbrückbar, weil überall Autos gefahren worden und man sich nicht einfach zu Fuß begegnen kann. Der Autofahrer hätte aussteigen und zwei Fahrstreifen überqueren müssen. Zudem hätte sein Auto bei der nächsten Ampelphase dann im Weg gestanden. Somit blieb nur das Rufen aus dem Auto raus. Autofahrer:innen können untereinander schlicht nicht kommunizieren, es bleibt nur die Hupe oder Fernlicht, was beides aggressiv ist. Das trägt bestimmt auch zur generellen Aggression im Straßenverkehr bei.
Ohne danach gesucht zu haben, ist diese Situation noch eine schöne Demonstration davon, was eine autofreundliche Gegend eigentlich ausmacht.