Der gekaufte Gehweg-Parkplatz

Früher hatte ich regelmäßig von Privatanzeigen Gebrauch gemacht, um die Gehwege von dort illegal abgestellten Autos zu befreien. Wegen der teilweise zu großzügigen Datenweitergabe haben mich dann schon Nachbar*innen auf der Straße angesprochen und gefragt, was das denn soll.

Diese Gespräche sind im besten Fall nicht zielführend, im schlechtesten Fall wird es körperlich gefährlich. Insgesamt kann ich von diesen Gesprächen abraten. In diesem konkreten Fall war das Gespräch aber friedlich.

Es ging gar nicht um die Person selbst, sondern eine Person ein paar Häuser weiter. Die hätten miteinander gesprochen und sie hätte mich jetzt auf der Straße gesehen und mal angesprochen. Und das, was sie mir erzählte, war abenteuerlich.

Sie erzählte, dass sie damals beim Bau des Hauses mehrere Zehntausend EUR bezahlen musste. Und auch wenn sie wüsste, dass die markierte Parkfläche vor dem Haus nicht ihr exklusiver Parkplatz auf dem Gehweg sei, so sei es gefühlt doch ihr Parkplatz. Mit den Nachbar*innen hätten sie da eine Übereinkunft, dass sie da parken dürfte.

In diesem Moment musste ich nicht so recht, was sie da wohl gekauft hatte. Er später konnte ich herausfinden, was da wohl passiert ist. Beim Bau des Hauses wurden auf dem Grundstück keine Stellplätze für KFZ gebaut, obwohl das laut Stellplatzschlüssel hätte passieren sollen. Und entsprechend musste eine Stellplatzablöse gezahlt werden. Dies ist eine Strafzahlung und soll nur dafür sorgen, dass Leute ihre Autos auf ihren Grundstücken unterbringen. Man erwirbt dadurch weder rechtlich noch moralisch einen Stellplatz auf einem öffentlichen Gehweg.

Sie versuchte dann mit mir zu argumentieren, dass die Gehwege breit genug sind. Ich kam gar nicht dazu auch noch das Konzept von Sichtdreiecken zu erklären. Es war relativ klar, dass sie mich als das Problem sieht, und nicht das illegale Gehwegparken. Ich sehe hier das Problem auch bei der Stadt, die laut Anfrage vom Rat auch nicht dulden würde. Wieso diese Person dann über Jahrzehnte unbehelligt auf dem Gehweg parken konnte, verstehe ich bis heute nicht.

Um welchen Nachbarn es konkret ging, weiß ich bis heute nicht. Aber ich habe so langsam eine Vermutung. Da stehen häufig Autos, die manchmal aber auch in einer privaten Einfahrt stehen. Und so scheint das Gehwegparken einfach nur gemacht zu werden, weil man sonst das eigene Einfahrtstörchen öffnen müsste. Und das finde ich in dieser Form einfach kackdreist. Man stellt das Auto auf den Gehweg, behindert Sichtbeziehung und erzeugt somit ein zusätzliches Risiko für den Fußverkehr. Gerade kleine Kinder können nicht über die Autos schauen. Diese Kreuzung ist auch Teil eines Weges zum Kindergarten.

Aber wie will man mit Leuten diskutieren, die vom Auto her denken, zu faul sind ihr Gartentörchen zu öffnen und glauben, sie hätten ein Stück vom Gehweg gekauft?