Denkmalschutz auf Kosten des Fußverkehrs

In der Bonner Altstadt ist es generell eng. Das ist an sich kein Problem, würde man den spärlichen Platz nicht großzügig an den Autoverkehr geben. Und somit bleibt wenig Puffer, wie man an einer Dauerbaustelle leidlich mitbekommt.

In der Maxstraße gibt es eine Dauerbaustelle, die dort seit ungefähr sieben Jahr bestehen soll. Ein Leser machte mich auf diese Stelle aufmerksam und spendete ein paar Fotos für den Blog, danke dafür! Dort gib tes so einen Holzverschlag und ein Gerüst, das weit auf den eh schon schmalen Gehweg ragt. Das hier ist ein Fotos aus dem März 2023:

Im Mai 2024 sah es nicht sonderlich besser aus. Da ist oben etwas Beton dazugekommen, um den Verfall zu stoppen, aber mehr auch nicht.

Man hat als Fußgänger:in letztlich keine Chance dort zu passieren und auf dem Gehweg zu bleiben. Da ist die Straßenlaterne und der Falschparkerabwehrpoller.

Und obwohl es da ganz viele Parkplätze gibt, sind nur die Autos ein bisschen versorgt. Designierte Fahrradabstellmöglichkeiten gibt es dort keine. Und somit werden die paar Laternen genutzt.

Das macht es für Fußgänger:innen nur noch schwerer.

Es ist einfach ernüchternd. An sich ist die Altstadt nicht zu schmal. Gerade die geringen Abstände zwischen den Häusern machen alles nah, alles in einer zum Menschen passenden Größe.

Aber weil dort Autoverkehr zugelassen ist, muss dem Autoverkehr nach der gängigen Logik auch entsprechend Platz zugestanden werden. Da der Platz in einer Stadt allerdings ein Nullsummenspiel ist, geht das auf Kosten des Fuß- und Radverkehrs. In diesem konkreten Fall bleibt fast keine nutzbare Fläche für den Fußverkehr, damit der Kraftverkehr sein Mindestmaß an 3,05 m Breite bekommt.

Immerhin hat die Stadt Bonn hier das Parkraumkonzept ausgerollt. Somit wird das Gehwegparken reduziert und man bekommt immerhin 1,5 m Gehweg zugestanden.

In dieser konkreten Situation hilft das aber nicht. Eine temporäre Baustelle lässt sich noch tolerieren. Aber mit sieben Jahren ist so eine Baustelle auf dem Level der Autobahnbaustelle bei Remscheid, die Leute aufgrund ihrer Beständigkeit schon zum UNESCO Weltkulturerbe erklären wollten.

Das mit dem Kulturerbe ist hier leider wirklich der Fall, diese Ruine steht ja unter Denkmalschutz. Und daher darf sie nur fachgerecht restauriert werden und muss den Originalzustand wiederherstellen. Das ist richtig teuer, also noch teuer als alles am Bau aktuell schon ist. Somit kann ich mir vorstellen, dass der oder die Eigentümer:in dieses Gebäudes nicht das Geld aufwenden möchte es zu restaurieren. Abreißen geht aber wohl auch nicht. Und somit bleibt es die ganze Zeit bei einer Dauerbaustelle, die nur mäßig vor dem weiteren Verfall geschützt wird.

Die Kommunalverwaltung kann oder will da nichts machen. Diese Baustelle und die Absperrung wurde wohl genehmigt und dann kann die womöglich für immer so bleiben. Denn die Baustelle beenden zu lassen würde den Verfall des Gebäudes beschleunigen, was nicht mit dem Denkmalschutz vereinbar ist. Ein Ultimatum zu setzen, dass restauriert werden muss, kann ich mir auch schwer vorstellen.

Immerhin scheint es jetzt Erdarbeiten dort zu geben. Ob die Baustelle dann in absehbarer Zeit fertig wird, muss man sehen.

Vielleicht wird die Altstadt ja irgendwann autofrei, die Leute gehen einfach frei auf der aktuellen Fahrbahn und die Baustelle ist keine Behinderung mehr.