Clusterfuck mit IKEA-Küche
In die neue Eigentumswohnung musste noch eine Küche rein. Es wurde ein Drama in zu vielen Akten und ich bin mit den Nerven echt runter.
Die meisten Küchenstudios haben Lieferzeiten von 12 Wochen. Das war uns an dieser Stelle einfach zu lang, die Wohnung sollte so schnell wie möglich bezugsfertig werden. IKEA kann da deutlich schneller sein, weil sie ihre Teile meist auf Lager haben.
Induktionsherd
Einen Haken haben wir bei IKEA allerdings entdeckt. Die verkaufen inzwischen nur noch Induktionsherde. Da wir aber nicht alle Töpfe austauschen wollten, sollte es wieder ein einfaches Cerankochfeld werden.
Da Herde immerhin Standardgrößen haben, konnten wir von einem anderen Hersteller etwas kaufen. Die Bestellung mussten wir natürlich bei einem anderen Händler machen, der dann wieder ganz eigene Lieferfenster hat. Und somit wurde dann die kurzfristige Lieferbarkeit das wichtigste Kriterium.
IKEA bestand darauf, dass der Herd nicht ausgepackt wird, deren Monteure müssen den auspacken. Ansonsten würden sie den nicht anschließen. Okay, das war noch die leichteste Übung bei dem ganzen.
Allpolige Absicherung
Eine weitere Vorsichtsmaßnahme, die IKEA gefordert hat, ist die sogenannte allpolige Absicherung des Herdanschlusses. Starkstrom besteht aus fünf Kabeln: drei Phasen, ein Nullleiter und ein Schutzleiter. Normale Sicherungen decken immer nur eine Phase ab. Hat man beim Starkstrom einen Kurzschluss in einer Phase, so möchte man auch die anderen Phasen direkt trennen.
Bei der Küchenplanung hat IKEA dieses Stichwort kommuniziert. Wir standen dann mit dem Elektriker in der Wohnung um die Modernisierung der Unterverteilung zu planen. Da waren noch alte Sicherungen drin und der FI-Schalter fehlte auch noch. Das sollte aller erneuert werden. Bezüglich der allpoligen Absicherung hat er bei unserer Erklärung abgewunken und gesagt, dass das heutzutage eh Standard ist. Wir haben nicht mehr weiter darüber nachgedacht.
Das Angebot des Elektrikers habe ich bezüglich der benötigten Materialien nicht genau geprüft, die veranschlagte Arbeitszeit klang ganz vernünftig. Aufgrund der vielen parallelen Baustellen habe ich das einfach unterschrieben und ausführen lassen.
Der Elektriker war dann da, hat ganz viele Arbeiten ausgeführt. Die Installation des FI-Schalters war sehr langwierig, weil dann noch uralte Fehler beim Anschluss der Therme aufgefallen sind. Das konnte dann aber noch behoben werden.
Mit einem Foto des neuen Sicherungskastens sind wir dann zu IKEA. Und dort sagte man uns, dass das weiterhin keine allpolige Absicherung ist. Huch? Da waren in der Tat drei einzelne Sicherungen. Ich habe dann nochmal in das Angebot geschaut, da waren wirklich nur einpolige Sicherungen enthalten. Die ausgeführten Arbeiten waren also wirklich das, was im Angebot stand, allerdings wurde das Angebot dann falsch erstellt.
Man muss also hinreichend viel von Elektrik verstehen, damit man das Angebot vom Elektriker prüfen kann. Darauf verlassen darf man sich offensichtlich nicht. Und wenn man keine Ahnung von der Materie hat, dann hat man schlicht Pech.
Dann habe ich also einen anderen Elektriker beauftragt, da die allpolige Sicherung nachzurüsten. Das war dann auch recht zügig gemacht. Wir haben jetzt drei Sicherungen dort liegen, die aber nicht gebraucht werden. Die Elektriker nehmen die natürlich nicht mit, weil sie nicht wissen, was deren Zustand ist. Dann ist das halt so. Immerhin war die Elektrik dann wie gewünscht.
Aufmaß der Küche
Eine von IKEA beauftragte Firma kam und erstellte ein Aufmaß. Die Schwierigkeit dabei sind die immer leicht krummen Wände. Wenn man selbst misst und von rechten Winkeln ausgeht, passt es am Ende womöglich nicht.
An der Wand, an die der Herd kommen soll, gab es noch zwei Steckdosen und Kabel, das aufputz verlegt worden ist. Im Bereich des Fliesenspiegels ist es unterputz und kommt dann hoch.
Im Aufmaß wurden die Steckdosen berücksichtigt, die Kabel aber nicht:
Aber an sich ist klar, wo die Steckdose für die Dunstabzugshaube ist.
Wandpanele und Fliesen
Die Fliesen, die noch an der Wand waren, sahen etwas mitgenommen aus. Ich habe die vor dem Aufmaß noch abgeschlagen. Dann hatten wir aber das Problem, dass im Aufmaß eben kein Fliesenspiegel enthalten war.
Wir wollten anstelle von Fliesen die Wandpanele von IKEA nutzen. So würden die Küchenbauer das noch montieren und wir bräuchten nicht noch einen Fliesenleger. Jedoch stellte sich dann bei der Detailplanung der Küche vor Ort heraus, dass diese Panele nicht so wirklich schön aussehen. Wir hätten doch lieber einen Fliesenspiegel.
Nur ist die Küche dann schon ohne Fliesen gemessen worden, die Fliesen mussten dann nach der Montage der Küche noch angebracht werden. Immerhin wäre die Küche dann schon nutzbar und die Fliesen nur noch für Kosmetik und Haltbarkeit nicht ganz so dringend.
Lieferungen
Wirklich fordernd war die Lieferung der Teile. Weil die neue Wohnung noch nicht bewohnt ist, müssen wir für die Lieferungen zur Wohnung fahren und dann dort warten. IKEA gibt Lieferfenster entweder von 7 bis 14 Uhr oder von 14 bis 21 Uhr. Man muss also bis zu 7 Stunden dort warten.
Die erste Lieferung war für einen Samstag von 14 bis 21 Uhr terminiert. Ich habe meinen Samstag also so geplant, dass ich den Vormittag etwas schönes mache und dann den Nachmittag in der Wohnung sitze und ein Buch lese.
Dann bekamen wir aber einen Anruf um 10:15 Uhr, man sei in einer Stunde da. Mit dem Fahrrad brauche ich 45 Minuten zur Wohnung. Also musste ich alles fallen lassen und mich aufs Fahrrad setzen. Sie waren dann schon um 11:00 Uhr dort.
Vorsorglich hatte ich einen Zettel mit meiner Handynummer vorbereitet und an die Haustür gehängt. Für den Fall, dass sie die Klingel nicht finden oder ich die nicht höre. Der Lieferant bedankte sich dafür, schließlich hätte IKEA ihm keine Telefonnummer mitgegeben. Ich fand das schon etwas suspekt, schließlich hatten sie doch angerufen und ihre Ankunft angekündigt.
Bei der Lieferung fehlte dann der Geschirrspüler und die Arbeitsplatten. Bei über hundert Teilen in der Lieferung war ich froh, dass mir das noch aufgefallen ist. Im Laster haben sie dann noch die Arbeitsplatten gefunden, den Geschirrspüler allerdings nicht.
Ich habe versucht den Lieferschein zu prüfen, bevor ich ihn unterschrieben habe, aber sinnvoll möglich war das nicht. Ich hätte wirklich jedes einzelne Paket nochmal aufnehmen müssen. Also habe ich blind unterschrieben.
Um 11:30 Uhr kam dann eine weitere Lieferung. Das war dann wohl die per Telefon angekündigte. Da wurde der Geschirrspüler noch geliefert. Also gut, dass ich noch ein bisschen in der Wohnung geblieben war.
In dieser ersten Lieferung war allerdings der Eckschrank noch nicht da. Das hatte IKEA immerhin schon vorher angekündigt, das käme in einem weiteren Termin. Wann, könnten sie uns aber noch nicht sagen.
Zwei Tage vor der Montage wurde der Eckschrank dann aber doch noch geliefert. Anvisiert war ein Zeitfenster von 7 bis 14 Uhr. Das wurde dann immerhin eingehalten.
Während der Wartezeit habe ich dann die bisher gelieferten Teile inventarisiert. Noch wäre es ja möglich zu IKEA nach Köln-Godorf zu fahren und die Teile notfalls vor Ort zu kaufen. Glücklicherweise war wirklich alles da.
Fehler bei der Montage
Dann kam die Montage, da haben die einen ganzen Tag eingeplant. Zwei Küchenbauer arbeiteten fleißig und haben viel geflucht. Vielleicht ist das einfach so die normale Arbeitsweise, muss ja nichts heißen.
Laut Plan sollte der Wasserhahn in die Arbeitsplatte hinter das Spülbecken kommen. Der Küchenbauer hat sich aber überlegt, dass der Wasserhahn besser in der Stahlplatte der Spüle aufgehoben ist, was grundsätzlich gut ist. Jedoch hat er dann festgestellt, dass der Abtropf geneigt ist und daher auch der Wasserhahn geneigt wäre. So muss der doch hinter das Spülbecken. Leider war die Spüle dann schon mittig in der Arbeitsplatte montiert, die hätte eher weiter nach vorne gemusst. Nun steht der Wasserhahn nur 20 mm von der Wand entfernt.
Weil die Küche über eine Ecke geht, brauchte es Passstücke. Dafür hatten wir eine 30 cm breite Tür genommen, die hat das gleiche Material wie die restlichen Fronten. Die Küchenbauer haben dann aber nicht aufgepasst und eine 40 cm breite Tür für einen anderen Schrank zersägt. Dann haben sie plötzlich eine Tür vermisst. Als klar war, dass die zersägt war, konnte die Küche auch nicht mehr an diesem Tag fertig werden.
Beim Aufhängen der Schränke haben sie einen weiteren Fehler gemacht und diese gut 15 cm zu tief angebracht. Dadurch passte das auch überhaupt nicht mehr mit dem Kabel, was da aus der Wand kam. Sie mussten das Kabel biegen und nun steht es unter Spannung.
Ähnlich war dann die Steckdose für die Dunstabzugshaube im Weg. Hätten sie die Schränke in der geplanten Höhe angebracht, so wäre die Steckdose hinter dem Schrank gewesen, man hätte die Abzugshaube dort einstecken können. Sie haben aber dann die Steckdose von der Wand entfernt und einfach auf der Arbeitsplatte liegen lassen:
Und sie haben wohl erst nach dem Sicherungskasten gefragt, als sie die Steckdose schon entfernt haben. Da habe ich verstanden, warum IKEA auf die allpolige Absicherung und den FI-Schalter besteht, wenn deren Monteure eine Küche aufbauen sollen. Mit einem (allpoligen) FI-Schalter kann eigentlich nichts mehr passieren, egal wie dumm man sich so anstellt. Und im dumm anstellen waren die beiden schon ziemlich gut.
Der Arbeitsteilung und den Deutschkenntnissen nach war das wohl eine Fach- und eine Hilfskraft. Die Fachkraft hatte nachmittags wohl keine Lust mehr und ist einfach gegangen, hat die Hilfskraft alleine gelassen. Der schien dann etwas überfordert und hat einige Stunden später noch Hilfe von einem anderen Kollegen bekommen. Ist ja deren Sache, wie die ihre Arbeitszeiten planen, aber so richtig seriös wirkte es nicht auf mich.
Die Fußleisten haben sie dann auch nicht mehr montiert, das haben sie dann auf die nächsten Monteure geschoben.
Bei vier Schubladen haben sie es geschafft die Front aufplatzen zu lassen. Die Griffe werden von innen mit einer Schraube fixiert. Wenn man daneben bohrt, dann sieht man das. So sah das aus:
Wenn ich das selbst zusammenbaue und solche Fehler passieren, dann bin ich das halt schuld. Aber wenn ich in der Größenordnung 1000 EUR für die Montage einer Küche bezahle, dann dürfen solche Fehler nicht passieren.
Lieferung der Ersatzteile
Nach der Montage ist vor der Montage, es mussten jetzt noch die 40 cm Tür sowie vier Schubladenfronten geliefert werden. Die Monteure haben uns gesagt, dass wir mit IKEA einen neuen Termin ausmachen sollten.
IKEA rief uns an, wir hätten bei der Lieferung die Tür nicht geöffnet. Wir wussten von keiner Lieferung. Am Telefon wurde behauptet, wir hätten den Termin sogar bestätigt. Oha, die haben ihr System ja überhaupt nicht unter Kontrolle.
Fast schon großzügig machten sie dann einen echten Termin mit uns aus. Es war dann ein Termin an einem Werktag ausgemacht, 14 bis 21 Uhr.
Da die Deppen ja bei den anderen Lieferungen schon viel zu früh waren, wollten wir hier kein Risiko eingehen. Von der Wohnung arbeiten ist machbar, aber mitten im Termin spontan hinfahren nicht. Einer von uns ist dann direkt nach dem Frühstück zur Wohnung gefahren und hat von dort gearbeitet. Allerdings wurden wir etwas stutzig, als dann auch um 18 Uhr niemand kam. Die IKEA-Hotline war aber nicht zu erreichen, immer alle Plätze belegt.
Gegen 20 Uhr kam man dann durch. Oh, die Lieferung sei irgendwie vergessen worden. Wollt ihr mich verarschen?
An sich hätten wir die kleinen Ersatzteile auch zu uns nach hause empfangen und mit dem Auto rüberfahren können. Die Adresse zu ändern haben wir uns aber nach all dem Chaos aber nicht mehr getraut.
Am nächsten Tag wieder in der Hotline gewartet, bis man uns einen neuen Termin zuteilt. Diesmal an einem Freitag, von 7 bis 14 Uhr. Unsere Begeisterung von der leeren Wohnung aus zu arbeiten war dann doch eher gering. Aber es half ja nichts. Wir haben dann eben noch einen Tag in der Wohnung verbracht.
Es kam jedoch nur ein Teil zu diesem Zeitpunkt mit der Spedition. Ein anderer Teil sollte per DHL-Paket kommen. Da konnten sie nicht sagen, wann das zugestellt werden würde.
Das Paket haben wir dann ein paar Tage später im Hausflur gefunden, Nachbarn haben es angenommen und vor die Tür gestellt.
Ich hatte dem Geschäftsführer von IKEA einen ausführlichen Brief mit all diesen Problemen geschrieben, darauf aber keinerlei Reaktion erhalten.
Wir haben noch weiter bei der Hotline versucht. Sie wollten uns am Ende dann ein Gespräch geben, bei dem wir die Probleme ansprechen können. Die Lieferkosten wollten sie uns erstatten und hätten wir Urlaubstage genommen, so hätten sie uns die erstattet. Wie auch immer das funktionieren soll.
Ausbessern der Montagefehler
Dann kamen nochmal zwei Monteure. Ich hatte es so verstanden, dass sie um 14 Uhr kommen. Nein, es war ein Zeitfenster von 14 bis 18 Uhr. Gut, überlebt man auch.
Gegen 16 Uhr kamen dann zwei Küchenbauer an, die etwas seriöser wirkten als die ersten. Die haben dann die Teile ausgetauscht und das klappte auch gut. Die Fehler waren danach weg. Sie baten mich zu kontrollieren. An einer Stelle hatten sie die Sockelleiste nicht sauber abgeschliffen, das haben sie aber noch ausgebessert.
Jetzt ist die Küche endlich fertig, wir müssen nur noch die Fliesen montieren lassen.
Nachlaufen nach Erstattung
Am Telefon hatten sie zwar angekündigt, dass sie uns die Lieferkosten erstatten wollen, haben das aber nicht direkt gemacht. Am Ende gibt es noch ein Abschlussgespräch, bei dem man das dann wohl alles noch einbringen kann. Die haben da einen Prozess. Aber diesem Prozess müssen wir jetzt anscheinend auch wieder nachlaufen.
In den letzten Wochen habe ich immer wieder mit Leuten über IKEA gesprochen, alle hatten ähnliche Erfahrungen gemacht. Einige hatten ihre Küchen von Küchenstudios und auch ähnliche Dinge erzählt. Es scheint wohl einfach normal zu sein, dass da Dinge schieflaufen.
Ich bin jedenfalls froh, dass es vorbei ist, die Küche steht und wir nicht mehr auf deren Logistik in der Wohnung warten müssen.