Blockieren und Stummschalten auf Twitter
Seit Anfang 2020 bin ich wieder bei Twitter. Damals bin ich gegangen, weil es viel zu einladend ist sich nur mit Dreck zu bewerfen. Die Mechaniken der Plattform unterstützten das, und entsprechend ist der Umgang dort. Allerdings habe ich es geschafft mich da hauptsächlich vernünftig zu verhalten, und habe entsprechend auch vernünftige andere Leute dort kennengelernt.
Es bleiben noch immer sehr viele Idioten übrig. Es gibt da so ein paar Sorten. Zum einen gibt es intelligente Leute, die aber ziemlich viel Hetze schreiben. Die provozieren dann mit diverse Aussagen und versuchen Stimmung zu machen. Sie antworten auch bei anderen auf die Tweets, retweeten dann ihre eigene Antwort um so noch mehr ihrer Follower in die Diskussion zu holen. Damit wird ein Beitrag dann schnell übernommen. Mit diesen Leuten diskutieren ist aber sinnvoll, sie sind sehr meinungsfest und wollen gar keinen Austausch. Derartige Leute wollen zum Beispiel das Radfahren generell als negativ darstellen.
Dann gibt es Leute, die einfach nur ziemlich schlicht sind. Die schreiben immer wieder irgendwelchen Müll. Das sind bei mir vor allem diejenigen, die wenig Ahnung und viel Meinung zu Verkehrsregeln haben. Die sind dann ziemlich laut, weichen aber auch nicht von ihrer Meinung ab. Klassiker sind die Nutzungspflicht von Radwegen, Überholabstände und Vorfahrtsregeln.
Die letzte Gruppe sind wirklich beleidigend auftretende Personen. Manchmal versuchen sie noch einen vernünftigen Beitrag zu schreiben, aber bei einem Gegenargument kommt dann meist eine Beleidigung. Da braucht man auch keinerlei Zeit zu investieren, das kann man ebenfalls nicht »gewinnen«.
Nun bietet Twitter einige Möglichkeiten an, sich derartige Beiträge aus dem Blickfeld zu entfernen. Generell steuert man durch das Follow und Like schon, welche Inhalte einem bevorzugt angezeigt werden. Antwortet aber einer der Unruhestifter auf etwas, wird es trotzdem angezeigt. Twitter möchte ja möglichst viele Interaktionen, und derartige Inhalte führen häufig zu hitzigen Antworten und mehr Werbeansichten. Daher kann man derartige Accounts dann entweder blockieren oder stummschalten. Beim Stummschalten werden mir die Inhalte nicht mehr angezeigt. Ich kann sie jedoch wieder einblenden, wenn ich möchte. Die andere Person bekommt davon nichts mit. Beim Blockieren kann die andere Person meine Inhalte auch nicht mehr sehen. Das ist allerdings etwas trügerisch, schließlich kann man meine Inhalte immer sehen, wenn man nicht in Twitter eingeloggt ist.
Am Anfang habe ich niemanden blockiert oder stummgeschaltet. Gerade die Meinungen, die der eigenen entgegenstehen, fördern doch die Diskussion. Durch das Schaffen der eigenen Blasen ergibt man sich der Illusion, dass die Welt viel weniger divers ist. Ginge es nach dem, was ich auf Twitter sehe, müssten die Grünen haushoch die nächste Bundestagswahl gewinnen. Fast alle Leute fahren mit dem Fahrrad, aber trotzdem werden ständig Leute ziemlich brutal geschnitten. Das ist ja offensichtlich keine repräsentative Abbildung der Realität. Ich wollte mich daher, soweit es der Twitter-Algorithmus zulässt, dieser Realität stellen. Und das hat so einigermaßen gut geklappt.
Manche Accounts sind dermaßen penetrant, die regen mich richtig auf. Und genau das ist ja deren Ziel. Dass ich mich aufrege ist ein Zeichen, dass ich nicht ruhig genug bin. Jedoch habe ich ein paar Mal versucht mit diesen Leuten sachlich zu diskutieren, das hat nichts gebracht. Manchmal habe ich auf der Sachebene den wunden Punkt in ihrer Darstellung getroffen. Als Antwort kam dann eine Beleidigung oder ich wurde blockiert. So oder so sehe ich keinen Sinn mehr darin mit solchen Accounts zu diskutieren.
In der Regel schalte ich die dann nach mehreren derartigen Begegnungen einfach stumm. Häufig freuen sich Provokateure, wenn sie blockiert worden sind, die Freude mache ich denen nicht. Und außerdem können die dann meine Beiträge gar nicht mehr sehen; ich muss mich nicht verstecken. Teilweise antworten meine Follower dann auf diese Leute, das ist manchmal amüsant. Mit der Zeit habe ich dann weniger diese Provokateure in meinem Feed, das macht Twitter etwas entspannter. Aber letztlich bleibt die Plattform für Schlammschlachten ausgelegt, und man braucht viel Beherrschung, um da nicht einzusteigen.