Beschleunigungsstreifen bei Autobahnauffahrten nutzen

In letzter Zeit fahre ich mehr Autobahn und bin immer wieder genervt, wenn die Leute die Beschleunigungsstreifen nicht ausnutzen.

Mein Fahrstil ist bis heute recht stark durch die Fahrschule geprägt. Und einer der Sätze meines Fahrlehrers war, dass man auf der Autobahn nicht langsamer wird. Auch bei einer Auffahrt soll man nicht den Fahrstreifen wechseln, die Auffahrenden müssen ihre Geschwindigkeit anpassen.

Viele Leute wollen aber »nett sein« und wechseln nach links. Sie bremsen, damit die Leute vom Beschleunigungsstreifen nach links können. Die Einfahrenden haben Angst es nicht rechtzeitig zu schaffen, bevor der Beschleunigungsstreifen aufhört. Auch da hat mein Fahrlehrer gesagt, dass man notfalls auf dem Standstreifen weiterfährt, das sei kein Problem. Dafür sei das Teil auch da.

Und so habe ich aber häufiger diese Situation hier:

Ich fahre auf dem rechten Fahrstreifen, exakt mit der Höchstgeschwindigkeit auf dem Tacho. Hier auf der Stadtautobahn ist viel 100 km/h, entsprechend fahre ich dort 100 km/h nach Tacho (97 km/h nach GPS). Die Leute fahren dann aber auf die Autobahn auf und beschleunigen nur so auf 80 km/h und ziehen dann vor mich. Ich muss langsamer werden oder bremsen, um meinen Sicherheitsabstand wiederherzustellen. Die Leute fangen dann aber an auf 110 oder gar 120 km/h zu Beschleunigen und fahren mir wieder davon.

Dabei ist es eigentlich recht einfach, man beschleunigt auf dem Beschleunigungsstreifen eben so lange, bis man 100 km/h erreicht hat. Und dann kann man sich einfädeln ohne andere auszubremsen.

Insbesondere ist die Motorisierung des Autos nicht der limitierende Faktor. Ich fahre einen Kleinwagen mit 59 kW Leistung, 1,2 Liter Hubraum auf drei Zylinder. Nur wenige heutige Motoren sind kleiner oder schwächer. Und wenn man etwas mitdenkt, mit 50 km/h die Kurve vom Beschleunigungsstreifen nimmt und dann im dritten Gang Vollgas gibt, habe ich vor Ende des Beschleunigungsstreifens die 100 km/h aber locker drauf. Die ganzen »Kompakt SUVs« und wer weiß was haben in der Regel alle deutlich mehr Leistung.

Es ist immer wieder ernüchternd, wie schlecht viele Autofahrer*innen autofahren können. Ich mag ja als Physiker gewisse Dinge bezüglich Geschwindigkeit und Beschleunigung verinnerlicht haben, für die andere Leute keine Intuition haben. Die Leuten machen irgendwas und glauben am Ende auch noch gute Autofahrer zu sein.

Oh, und wo wir gerade beim Einfädeln sind: Es gibt ja auch immer wieder diese Leute, die beim Wegfall eines Fahrstreifens möglichst früh schon irgendwie reindrängeln wollen. Und die Leute, die bis zum Ende des Fahrstreifens durchfahren, für »Drängler« und »Egoisten« halten und sie aus Trotz nicht reinlassen. Dabei regelt StVO § 7(4) das eindeutig (Hervorhebung von mir):

Ist auf Straßen mit mehreren Fahrstreifen für eine Richtung das durchgehende Befahren eines Fahrstreifens nicht möglich oder endet ein Fahrstreifen, ist den am Weiterfahren gehinderten Fahrzeugen der Übergang auf den benachbarten Fahrstreifen in der Weise zu ermöglichen, dass sich diese Fahrzeuge unmittelbar vor Beginn der Verengung jeweils im Wechsel nach einem auf dem durchgehenden Fahrstreifen fahrenden Fahrzeug einordnen können (Reißverschlussverfahren).

Dass ich als Radfahrer die Regeln für das Autofahren besser kenne als die Autofahrer ist eine ganz gute Metapher für das, was im Straßenverkehr so abgeht, finde ich.