Bescheuerte Wohnungsgrundrisse

Die Wohnung, in der wir aktuell wohnen, ist einfach genial geschnitten. Wer auch immer das gemacht hat, muss da sehr viele Gedanken reingesteckt haben. Sie wird nur leider irgendwann zu klein werden, wenn es hier mehr Menschen werden sollten. Bis dahin ist noch viel Zeit, jedoch schaue ich immer mal wieder in den Wohnungsmarkt um ein Gefühl zu bekommen, wie verrückt die Preise aktuell sind.

Und bei den meisten Wohnungen bin ich ziemlich entgeistert. Ich frage mich wirklich, was sich die Planer*innen dabei gedacht haben. Das erste sind innenliegende Badezimmer. Ich verstehe den Reiz, so kann man die anderen Zimmer an der Außenseite verteilen und kann das Bad in das Hausinnere setzen. Für eine reine Toilette mag das okay sein. Aber für ein komplettes Bad finde ich das ehrlich gesagt ziemlich befremdlich. Ich dusche und bade schon gerne mit Tageslicht. Ansonsten fühlt sich das schnell nach U-Boot oder Bunker an.

Dann bin ich durch mein in Waldnähe gelegenes Elternhaus auch nächtliche Ruhe gewöhnt. In den inneren Bezirken der Stadt ist das nicht ganz so einfach möglich. Aber man muss es ja nicht schlimmer machen, als es schon ist. Und bei vielen Wohnungen sind die Zimmer dann auch dumm geschnitten. Das Schlafzimmer geht zur Durchgangsstraße raus. Da hört man dann die Autos am Bett vorbeifahren. Warum tut man sich das an und packt nicht eher die Küche und das Wohnzimmer dahin raus? Möglicherweise hat man angenommen dass der Berufsverkehr und die Nutzung des Wohnzimmers zusammenfallen und man daher lieber das Wohnzimmer nach hinten raus macht. Mir ist der Verkehr aber egal, während der Fernseher läuft. Möchte ich aber nachts schlafen will ich Ruhe haben.

Modern scheinen ja Küchen im Wohnzimmer zu sein. Das ist zwar ganz nett, weil man so gleichzeitig Kochen und noch mit Gästen quatschen kann. Und wohl auch zum Kochen während Kinder Hausaufgaben am Küchentisch erledigen. Jedoch hat man dann die ganzen Kochdämpfe auf den Polstermöbeln. Unsere Küche hat schon diesen unvermeidbaren Fettfilm oben auf den Schränken. Das will ich nicht auf den Büchern, Brettspielen und Möbeln haben.

Wohnungen mit vier Zimmern sind wohl meist für vier Personen gedacht, Eltern und zwei Kinder. Da würde ich eine zweite Toilette erwarten, schließlich kann das selbst mit nur zwei Personen manchmal Konflikte geben. Die meisten Wohnungen mit vier Zimmern haben auch zwei Toiletten. Manche aber nur eine. Das erscheint mir nicht sinnvoll.

Bei der Ausrichtung der Zimmer kann ich als Mieter noch überlegen, was wohin soll. Aber den Balkon kann ich nicht umräumen. Ich sehe ganz viele Häuser, die den Balkon zur Hauptstraße hinaus haben. Wer wird sich da ernsthaft hinsetzen und sich über den Autolärm anschreien und versuchen mit billigen Grillwürstchen mehr Ruß zu erzeugen als von den Dieseln unten kommt?

Garderoben sind wichtige Orte für Zeug. Und hier in der Wohnung ist sie so groß, dass da ein Klavier und ein Flurschrank reinpasst. Gegenüber voneinander. In anderen Wohnungen war da kein Platz für Schuhe, kein Platz für Jacken. Kann man machen, aber dann müssen diese Schränke ins Schlafzimmer, das Klavier ins Wohnzimmer. Und schon ist das zusätzliche Zimmer weg, das die andere Wohnung gehabt hätte. Auch nicht wirklich durchdacht.

Und wo wir gerade bei Schränken waren: In viele moderne Schlafzimmer geht ein übliches Doppelbett (180 × 200 cm) rein, und dann ein Schrank. Und der auch nur mit Schiebetüren. Ich verstehe nicht, wie das für zwei Leute plus Bettwäsche und Handtücher reichen soll. Denn die haben keinen Platz im Flur, weil ja schon keine Flurschränke reinpassen.

Kurzum, ich bin bei der Lektüre von Grundrissen immer wieder entsetzt, weil es überhaupt nicht zu dem passt, wie ich eine Wohnung nutzen würde. Von daher werde ich wohl irgendwann wehmütig aus der aktuellen Wohnung ausziehen, wenn der Platz nicht mehr reicht. Warum konnte man vor 60 Jahren sinnvolle Grundrisse bauen und heute nicht mehr? Das kann es doch irgendwie nicht sein.