Bahnfahrt nach Kopenhagen
Ein Freund wohnt inzwischen in Kopenhagen und feierte seinen Geburtstag. Über das Wochenende wollte ich ihn besuchen.
Für die Anreise nach Kopenhagen lohnt sich das Flugzeug zeitlich schon deutlich. Man braucht bei einem Direktflug von Düsseldorf (DUS) nach CPH 1:20 Stunden in der Luft. Dazu kommt dann noch die Zeit von und zum Flughafen, sowie die Wartezeit dazu. Eine Woche vor dem Hinflug buchen ist bei Flügen natürlich teuer, 349 EUR sollte ein sinnvoller Flug kosten. Ein Flug mit Nachtaufenthalt in Wien war für 263 EUR zu haben, aber dann müsste man ein Hotel am Flughafen in Wien bezahlen. Das ergibt keinen Sinn.
Generell versuche ich Flüge zu vermeiden, wenn es geht. Um so ein Gefühl dafür zu bekommen, wie viel CO₂ entstehen würde, habe ich bei myclimate geschaut und als Abschätzung 330 kg bekommen. Damit kann ich mit meinem Auto 2700 km weit fahren. Das ist also schon eine ordentliche Menge.
Bei der Bahn braucht man für die Strecke über 10 Stunden. Die Route geht dann von Siegburg nach Köln mit der S-Bahn, dann nach Hamburg mit dem ICE, und von dort aus nach Kopenhagen. In Hamburg sind 39 Minuten Umsteigezeit vorgesehen. Das sollte für ein Mittagessen reichen. Und falls das nicht klappt, so hat der ICE noch ein Bordrestaurant.
Tarife
Bei der Buchung muss man dann aber auch wieder rechnen. Auf dem Hinweg konnte ich nur Flexpreis Europa bekommen, für den Rückweg konnte ich zwischen Super Sparpreis Europa, Sparpreis Europa, Flexpreis Europa wählen. Die haben dann keine Zugbindung und ohne Stornomöglichkeit. In den höheren Tarifen kommt dann mehr dazu. Den Super Sparpreis habe ich verworfen, weil der Storno bis zum Tag davor schon praktisch ist.
Nun habe ich auf Twitter immer wieder gelesen, dass man bei Bahntickets deutlich sparen kann. Man müsste es nur richtig machen. Leute sagen, dass wenn man die gleiche Arbeit, die man in die Suche nach billigen Flugtickets steckt, auch in die für Bahntickets steckt, man auf ähnlich gute Tarife kommen würde. Das glaube ich allerdings nicht, schließlich kann ich über Portale wie Check 24 direkt viel vergleichen; die Bahn rechnet mir aber nicht vor, ob sich eine Bahncard lohnen würde.
Es gibt die Bahncard 25, mit der man 25 % Rabatt bekommt. Und die Bahncard 50, mit der man je nach Tarif 50 % oder 25 % bekommt; Sparpreise werden meist nur 25 % reduziert. Gerade wenn man die höherwertigen Tarife nehmen möchte, lohnt sich die Karte dann wohl mehr. Die Bahncard gibt es jeweils als Probe Bahncard, sodass man sie 3 Monate günstiger bekommt. Man darf nicht allerdings nicht vergessen zu kündigen, ansonsten verlängert es sich direkt um den Jahrespreis. Die BC 25 als Probe kostet 17,90 EUR, die BC 50 kostet 72,90 EUR. Das kann ich jetzt auf den Preis zu den jeweiligen Zugtickets aufaddieren. Und dann sieht das so aus:
Tarif | Ohne BC | BC 25 | BC 50 |
---|---|---|---|
Flexpreis + Sparpreis | 316 | 265 | 288 |
Flexpreis + Flexpreis | 359 | 298 | 291 |
Nimmt man den Sparpreis, so ist es hier mit der BC 25 am günstigsten. Nimmt man aber den Flexpreis, dann ist die BC 50 die sinnvollste Option. Diese Informationen musste ich mir selbst zusammensuchen, und die Buchung dreimal mit unterschiedlichen Bahncard-Einstellungen durchführen. Und ich muss jetzt daran denken, dass ich die Bahncard dann auch kündige, bevor sie verlängert wird.
Hinfahrt
Bei der Hinfahrt hatte ich folgende Stationen:
- Straßenbahn von Hangelar-Mitte nach Siegburg
- S-Bahn von Siegburg nach Köln HBF
- ICE von Köln HBF nach Hamburg HBF
- IC von Hamburg HBF nach Kopenhagen H
Die Verbindung konnte ich dann auch so fahren. Die Ankunft in Hamburg war einige Minuten verspätet. Ich hatte aber noch genug Zeit für den Umstieg in den Zug nach Kopenhagen.
Eine sehr coole Stelle war der Nordsee-Ostsee-Kanal bei Rendsburg. Dort muss die Bahn hoch genug, damit Container-, Kreuzfahrt- und Militärschiffe passieren können. Weil Züge keine großen Steigungen schaffen, braucht es da eine große Schleife. Auf der Open Street Map sieht das so aus:
Aus dem Fenster vom Zug kann man die Brücke sowie die ganzen Stelzen erkennen. Das ist echt absurd hoch!
Von der Brücke schaut man ziemlich weit nach unten auf den breiten Kanal.
Und auch die Aussicht auf die Häuser. Die dreistöckigen Häuser sehen echt klein aus, somit hat die Brücke vielleicht um 50 m Höhe.
Schaut man sich den Wikipedia-Artikel zur Rendsburger Hochbrücke an, findet man dort sogar 68 m. Das war durchaus ein Erlebnis!
Am ersten Halt nach der dänischen Grenze ging die dänische Polizei durch den Zug und kontrollierte die Ausweise. Das finde das immer ziemlich irritierend, weil Dänemark eigentlich Teil des Schengen-Raumes sein sollte. Aber die machen halt trotzdem Grenzkontrollen, weil sie nur bestimmte Ausländer in ihr Land lassen wollen. Die Zugbegleiterin hat nach der Grenze auch darauf hingewiesen, dass in Dänemark keine Maskenpflicht herrscht. Ich war einer von sehr wenigen, die die Maske noch getragen hatten.
Zwischen den großen Inseln Fyn (Odense) und Sjœlland (Kopenhagen) gibt es noch eine lange Brücke, die gefühlt komplett im Meer ist. Das ist auch ein interessantes Erlebnis.
Im dänischen IC gab es nur eine Gepäckablage über den Sitzen. Die ist aber relativ schmal, hat kein Geländer und auch kein Gefälle. Es war also nur die Frage der Zeit, bis da ein großer Wanderrucksack auf eine Reisende gefallen ist. Da sind die IC und ICE der deutschen Bahn tatsächlich besser ausgestattet.
Ich bin dann in København ohne weitere Probleme angekommen, und von dort aus habe ich dann auch schnell die richtige S-Bahn ans Ziel gefunden.
Rückfahrt
Die Rückfahrt war leider deutlich spektakulärer. Geplant waren fünf Verbindungen:
- Bus von Bellahøj nach Kopenhagen H
- IC von Kopenhagen H nach Hamburg HBF
- IC von Hamburg HBF nach Düsseldorf HBF
- ICE von Düsseldorf HBF nach Siegburg
- Straßenbahn von Siegburg nach Hangelar-Mitte
Auf dänischer Seite war auch alles ganz problemlos. Beim Passieren der Grenze nach Deutschland wurde auf die Maskenpflicht hingewiesen. Beim ersten Halt stieg die Bundespolizei zu und kontrollierte einmal die Masken, aber nicht die Ausweise.
Der Zug war zu früh in Hamburg. Allerdings war dann das Gleis nicht frei. Und am Ende waren wir tatsächlich zu spät am Gleis. Das verkürzte mein Mittagessen ein bisschen, es hatte allerdings noch gereicht.
Der IC nach Düsseldorf fuhr planmäßig ab. Jedoch ging es ab Duisburg HBF nicht mehr weiter; es seien Personen im Gleis. Das kann zwischen wenigen Minuten bis vielen Stunden dauern. So richtig Alternativen hat man nicht, wenn in Köln-Mülheim gesperrt ist, siehe Verkehrskarte:
Der Fernverkehr geht komplett auf der östlichen Rheinseite entlang. Ich bin dann mit dem RE 6 auf der westlichen Rheinseite gefahren, der fährt nämlich über Neuss und Dormagen, aber auch nur bis Köln HBF. Am Ende bin ich dann so gefahren:
- Bus von Bellahøj nach Kopenhagen H
- IC von Kopenhagen H nach Hamburg HBF
- IC von Hamburg HBF nach Duisburg HBF
- RE von Duisburg HBF nach Köln HBF
- S-Bahn von Köln HBF nach Siegburg
- Straßenbahn von Siegburg nach Hangelar-Mitte
Im Zug waren einige eher ältere Personen, die nicht die DB Navigator App nutzen. Die waren dann ziemlich aufgeschmissen, weil die keine alternative Verbindung raussuchen konnten. Ich habe also noch bis zur Abfahrt des anderen Zuges für alle Leute Verbindungen nach Brüssel, Baden-Baden, Mainz und Koblenz rausgesucht. Einer mitreisenden Dame habe ich auch noch meine Powerbank geliehen, weil der IC ja keine Steckdosen hat.
Im RE 6 stieg noch eine Frau mit kleinem Kind zu, und fragte in einer mir nicht verständlichen Sprache irgendwas mit »Neuss«. Ich bejahte, und winkte sie rein. Sie versuchte etwas zu sagen, aber ich konnte sie nicht verstehen. Irgendwann sagte sie »Ukraini«, und dann konnte ich immerhin per Google Translate mit ihr kommunizieren. Die kamen wohl gerade aus dem Kriegsgebiet und wollten nach Neuss. Ich weiß zwar nicht, ob sie dort Bekannte hat, aber in der Regel fahren Leute sonst wohl eher in die großen Städte. Ich gab ihr mein restliches Proviant und ein bisschen Geld. Das kleine Mädchen hatte tiefe Augenringe und wirkte ziemlich abwesend. Nachdem sie etwas Pizza und Müsliriegel hatte, kam so langsam wieder etwas Leben in sie, sie lächelte dann auch kurz. Ich kann mir gar nicht vorstellen, durch welche Hölle die beiden gegangen sind. Und ich hoffe, dass sie jetzt schnell die Hilfe bekommen, die sie brauchen, und ein bisschen zur Ruhe kommen können.
Die restliche Fahrt war dann sehr unspektakulär, mit einem Umstieg in Köln und einem in Siegburg. Gegen 21:00 Uhr war ich dann zuhause, und ich bin so gegen 07:00 am Hostel aufgebrochen.
Das war schon eine lange Reise, allerdings habe ich auf der ganzen Reise auch drei Bücher ausgelesen. Ich fand es tatsächlich recht angenehm. Ob fliegen angenehmer gewesen wäre, weiß ich nicht. Es wäre kürzer gewesen, allerdings hätte ich eh mit der Bahn zum Düsseldorfer Flughafen fahren müssen. Und dann dort die Sicherheitskontrollen, Flaschen entleeren, neues Wasser kaufen.
Wenn ich aber überlege, dass ich eine ähnliche Strecke in China in 4:20 Stunden mit nur zwei Zwischenhalten erledigt habe (siehe Blogeintrag), dann ist das krass, wie ewig man in Deutschland so mit der Bahn fahren muss. Wir haben einfach keine getrennten Strecken für den Fernverkehr, zu viele große Städte, die angefahren werden müssen. Und die Bahn fuhr dann eher so 150 km/h, und nicht 300 bis 450 km/h, wie die chinesische G-Klasse. Da ist Fliegen auch bei kurzen Strecken schon schneller, weil das ohne Halt und mit grob 700 km/h läuft.