Android immer langsamer

Mein Android-Gerät wird durch die Softwareupdates immer langsamer. Ich sehe dafür keinen vernünftigen Grund, es nervt mich nur noch.

Mein letztes Smartphone habe ich 2017 gekauft, so ein 200 EUR Modell. Das scheint mir in absoluten Zahlen noch immer wahnsinnig ausgestattet: Achtkernprozessor mit 2 GHz Taktrate und 4 GB RAM. Ich will ja echt nicht den »Opa erzählt vom Krief« machen, aber mein dritter Computer hatte einen CPU-Kern mit ähnlicher Taktrate, 256 MB RAM und Festplatten mit einigen GB Speicherkapazität. Damit konnte ich schon einiges machen, auch parallel. Mehrere Programme passten locker in den Arbeitsspeicher, zu dem Zeitpunkt waren 64 MB der Standard.

Ich habe noch immer ein Laptop von 2011. Das hat einen Zweikernprozessor und 8 GB RAM. Damit kann ich ziemlich viel gleichzeitig machen, eine fette Python-IDE offen haben, viele Browser-Tabs, E-Mail-Programm, Musik und noch Blog-Artikel schreiben. Dann läuft da noch ein RSS-Reader, Passwortmanager und eine Handvoll anderer Dinge. Ich kann ohne Verzögerungen zwischen den Arbeitsflächen wechseln, alle Programme sind sofort da.

Auf dem Handy war das früher auch so. Da konnte ich recht schnell zwischen den Apps wechseln, der Browser war auch vernünftig schnell. Aber mit der Zeit wurde der immer langsamer. Ich sehe ja den Trend, dass Software immer ineffizienter wird, und man dadurch immer bessere Computer braucht. Damals hörte ich mit Amarok, iTunes und Clementine meine Musik. Der Last-FM-Client war mit Qt geschrieben worden und hat auch nicht viel Speicher gebraucht. Jetzt braucht Spotify 200 MB für ein einfaches Interface. Die haben halt die komplette Chromium-Engine und noch einen Haufen JavaScript da drin. Das ist letztlich ein eigenes Betriebssystem für eine eher einfache Anwendung. Mit mehreren dieser Dinge hat man dann auch einen hohen RAM-Verbrauch.

Die Geschwindigkeit ist aber nicht so heftig, wie das bei Android erscheint. Dort ist ein Handy, das jetzt vier Jahre alt ist, schon fast unbenutzbar. Wenn ich zwischen den Apps wechsele, dann müssen die immer neu geladen werden. Möchte ich zwischen Twitter und meiner Webseite (in Firefox) wechseln, so geht das nicht. Komme ich zu Firefox zurück, so muss der erst die Seite neu laden, neu aufbauen, neu anzeigen. War ich irgendwo weiter unten auf der Seite, starte ich wieder oben. Das ist bei modernem Infinite Scroll eine Plage. Kehre ich zu Twitter zurück, so hat der auch vergessen, wo ich war. In einem Thread bin ich wieder ganz oben. Wollte ich nur kurz etwas nachschlagen, bevor ich antworte, muss ich erstmal die entsprechende Stelle wieder finden.

Und das mit 4 GB RAM! Wie kann es bitte sein, dass in so viel Arbeitsspeicher keine Webseite mit Text, zwei Bildern und fast keinem JavaScript zusammen mit einer App passt? Wie kann das so unfassbar ineffizient programmiert sein?

Mit dem Handy, das ich davor hatte, ist es genauso gelaufen. Das war ein Motorola Moto E2 mit 1,2 GHz Vierkernprozessor und 1 GB RAM. Das war gegen Ende so unbenutzbar, dass Starten von Google Drive, einer App zum Öffnen von Dateien, eine halbe Minute gedauert hatte. Das war einfach nicht mehr benutzbar.

Sicherheitsupdates sind auch so eine Sache. Warum bekomme ich jetzt seit Jahren keine Updates mehr? Es liegt nicht am Linux-Kernel und dass der keine stabile API. Die gibt es dort explizit nicht, weil alle Treiber eben in das Kernel-Repo sollen und dann werden die auch von den Entwicklern gepflegt. Ändert sich eine API, so ändern die auch alle Nutzungen. Weil aber die Chiphersteller ihre Treiber nicht in den Mainline-Kernel packen wollen, müssen sie da immer herumeiern und ihren Kram in irgendwelche festen Kernelversionen packen. Bei Intel, AMD und IBM (Power) geht es doch auch, da kann man einfach ein normales Linux drauf laufen lassen. Würde man das auf die PC-Welt übertragen, so würde auf meinem Laptop nur ein »Lenovo Windows für X220« laufen. Die Updates würde ich über Lenovo bekommen, und wenn die keine Lust auf Support mehr haben, kann man das Gerät effektiv nicht mehr nutzen.

Meine Bereitschaft mir ein neues Handy zu besorgen ist auch sehr gering. Das nächste Handy wird zwar schneller sein, aber letztlich nur so schnell, wie mein altes beim Kauf eben auch war. Ich habe nicht den Eindruck, dass das jetzt mehr könnte. Es ist einfach nur langsamer geworden, und dann muss ich ein neues kaufen, was mit der ganzen Bloatware klarkommt. Das kann es, aus technischer Sicht, doch einfach nicht sein!