Analoge und Digitale Notizen

Obwohl ich eigentlich gerne mit der Hand schreibe, erstelle ich meine Notizen am Ende doch viel lieber am Computer. Ein Erfahrungsbericht.

Ich hatte schon 1995 so ein Stift-Tablet als Eingabegerät für den Computer. Das konnte man damals nur anstelle einer Maus anstecken (USB gab es noch nicht). Das hatte ich manchmal zum Abpausen von Vorlagen genommen, es war vor allem Spielzeug für mich. Später lieh ich mir manchmal das große Wacom Intous meines Vaters, um 2007 kaufte ich das Wacom Bamboo in der DIN-A6-Größe. Mein Uni-Laptop, ein ThinkPad X220 Tablet, hat einen eingebauten Stift (Wacom Technik). Ich habe also schon immer einen Zugang zu Stifteingabe am Computer gehabt.

Gleichzeitig stehe ich aber auch immer wieder in Schreibwarengeschäften oder Schreibwarenecken in anderen Läden und bin ganz fasziniert. Stifte und Blöcke könnte ich mir stundenlang anschauen. Hübsche Regale mit schicken Aktenordnern, buntes Papier und satt schreibende Stifte haben irgendwie etwas anziehendes. Bei in Leder gebundenen Terminplanern stelle ich mir vor, wie viel Spaß das Reinschreiben wohl machen wird.

Und dann ist da dieser große Kontrast. Ich hasse Zettelwirtschaft. Ich scanne den ganzen Papierkram am liebsten ein und stecke ihn einfach nur in eine Kiste. Die Originale braucht man eh fast nie wieder, daher tut es ein unsortiertes Papier-Endlager völlig. Wenn ich Informationen digital habe, so kann ich einfach eine Sicherungskopie erstellen, es mit Leuten teilen, es bearbeiten. Und vor allem kann ich es in beliebig viele Ordner sortieren, die Sortierung wieder ändern und danach suchen.

Bei der Arbeit mache ich mir gerne Notizen. Das mache ich meist einfach in einem Markdown-Dokument mit Ghostwriter oder Obsidian. Dort kann ich beliebig viel schreiben, Struktur anlegen und alles wieder ändern. Es kann durchsucht und verlinkt werden. Ich kann es sogar in Git versionieren. Manchmal nutze ich auch Xournal, um mit dem Stift digitale Kritzeleien zu erstellen.

An manchen Tagen habe ich aber total Lust auf Papier zu schreiben. Also nehme ich mir meinen Füller oder gute Kugelschreiber, einen Block und schreibe los. In der Regel hält das keine fünf Minuten, da nervt mich Papier schon wieder an. Ich kann nichts verschieben, nicht rückstandslos radieren und generell ist der Umbruch im Papier immer an einer ungünstigen Stelle. Selbst bei manchen Grafiken fühle ich mich auf dem Papier limitiert. Mit Inkscape oder Draw IO kann ich noch immer alles verschieben, sauberen Text schreiben und nachträglich die Farben ändern. Möchte ich zusammenhänge in einem Graphen darstellen, so kann ich mit GraphViz direkt automatische Layouts haben, der Graph organisiert sich also selbst. Das kann ich auf Papier nicht.

So schön das Handgefühl von Stiften und Papier ist, überzeugt mich die Arbeit damit immer weniger. Die Möglichkeiten des digitalen Arbeitens übertrumpfen schnell das nostalgische Gefühl von schönen Schreibwerkzeugen. Ich versuche es immer wieder, auch weil ich meinen Füller nicht komplett einstauben lassen möchte. Aber es packt mich einfach nie nachhaltig. Wenn man das Handgefühl von Stiften mit den Möglichkeiten des digitalen Arbeitens kombinieren könnte, wäre das Großartig. Vielleicht brauche ich bis dahin einfach nur einen Fidget-Spinner.