Ökonomie in Mad Max Fury Road

Neulich habe ich Mad Max: Fury Road geschaut. Das ist ein wirklich niveauloser Actionfilm mit Gewalt, Verbrennungsmotoren, Handfeuer- und Rohrwaffen. Beim Schauen konnte ich den Film nicht ernst nehmen und betrachtete das ganze auf so einer abstrakteren Ebene. Und da wurde es dann ziemlich dünn.

Zu Beginn wird der Protagonist Max Rockatansky von den Schergen des Immortan Joe eingesammelt und als unfreiwilliger Blutspender festgehalten. Dann sieht man, wie Immortan Joe eine Audienz in seiner Zitadelle gibt. Es ist eine Sandwüstenlandschaft, in der es sonst nichts gibt. Auf der Zitadelle wachsen grüne Pflanzen. Er spricht von oben herab zu einer Menge aus armen Bettlern, denen er dann per Hebel ein bisschen Wasser aus einem großen Rohr schenkt.

Da fängt es dann schon an. In der postapokalyptischen Welt ist Wasser sehr rar und wertvoll. Immortan Joe kontrolliert das ganze Wasser in der Region, und gibt durch diese Art von Spende ein bisschen an die armen Leute aus der Region. Das wird aber nicht sinnvoll verteilt, oder in Ruhe abgefüllt. Nein, es wird aus einem Rohr aus großer Höhe auf den Wüstenboden geleitet, die armen Leute versuchen verzweifelt etwas davon mit ihren mitgebrachten Eimern aufzufangen, bevor es im Boden versickert. Vielleicht ist es aber auch exakt so gewollt, die Leute sollen sich schließlich um das Wasser prügeln.

Weiter geht es mit einer Frau, Imperator Furiosa, die dann den Tanklaster nach Gastown fahren soll. Das ist neben Ammotown. Die von der Zitadelle bringen Wasser dort hin, und holen dann Benzin und Munition ab. Das war dann der Punkt, ab dem ich den Film gar nicht mehr ernst nehmen konnte.

Es gibt also in der Welt von Mad Max letztlich drei Güter, die gehandelt werden: Wasser, Benzin und Munition. Jede Siedlung hat ihren Fokus auf exakt ein Ding, und ist von den anderen komplett abhängig. Das ganze System ist auch fragil, schließlich gibt es keinen anderen Anbieter. Und die Straßen zwischen den Siedlungen sind gefährlich (daher auch »Fury Road«), und man wird dort immer überfallen. Daher brauchen die ganz viel Munition. Und weil die alle so sinnlos übermotorisierte Autos fahren, brauchen die ganz viel Benzin.

Eigentlich wäre die Zitadelle autonom, die anderen Siedlungen aber nicht. Würden sie nicht mit Wasser beliefert, würden Gastown und Ammotown sich zusammentun und die Zitadelle überfallen. Weil die keine Munition hat, wäre sie einfach einzunehmen. Also brauchen die Munition. Und um sie abzuholen, brauchen sie dann Benzin.

Die Gewinnung von Wasser ist in dieser Welt relativ einfach. Immortan Joe kontrolliert eine Wasserpumpe, und pumpt damit das ganze Grundwasser ab. Aber wie wird denn das Benzin hergestellt? Die müssen Erdöl fördern und dann in aufwändigen Verfahren raffinieren. Wenn die das können, dann könnten die doch auch locker selbst nach Wasser bohren, oder? Und die Ammotown braucht auch nicht-triviale Chemikalien und Metalle, damit sie Gewehrmunition und Granaten herstellen kann. Wenn die Ernährung der eigenen Bevölkerung kritisch ist, sollte man dann eher das als Priorität nehmen, anstelle Munition herzustellen?

Diese Güter werden im Film auch als knapp dargestellt. Der eine Tanklaster mit Wasser ist sehr wertvoll und ein Ziel von Überfällen. Trotzdem gießt Immortan Joe bei seiner Audienz das einfach zwischen die Bettler, um zu zeigen, wie viel er davon hat. Das erschließt sich mir nicht ganz, aber immerhin sitzt er an der Quelle. Benzin muss zwar in gefährlichen Versorgungsfahrten besorgt werden, aber sie fahren unglaublich übermotorisierte Fahrzeuge. Auch haben sie Benzin-Flammenwerfer, mit denen sie auf den Wüstenfahrten herumalbern. Sie fahren auch ständig mit Vollgas. Sie verschwenden das Benzin schon ziemlich. Genauso mit der Munition, da wird einfach in die Luft geschossen. Es bedient natürlich die Männerklischees eines niveaulosen Actionfilms, aber das ist schon ziemlich hart bescheuert.

Generell wirkt es wie der Cyberpunk-Kapitalismus. Wenige Großkonzerne kontrollieren die Welt, sie haben das jeweilige Monopol auf ihre Dienstleistung oder Güter. Die Zitadelle entspricht dem sympatischen schweizer Nahrungsmittelkonzern, der in Afrika die Trinkwasserquellen privatisiert. Die Gastown entspricht einem der riesigen Öl- und Energiekonzernen, und die Ammotown einem Rüstungskonzern. Die Menschen sind weniger freie Bürger, sondern eher Vasallen ihres jeweiligen Herrschers. Man kann auch nicht den Arbeitgeber wechseln. Und ein Leben außerhalb des Schutzes eines Konzerns ist nicht möglich, weil die Welt so toxisch geworden ist.

Für mich ist dieser brumm-brumm-peng-peng Film also auch eine Kapitalismuskritik, die das Problem von Wohlstandskonzentration aufzeigt. Laut Wikipedia Artikel zum Film ist das kein Hauptthema, stach für mich aber relativ klar heraus.